Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
Tochter hat heute ihre ersten Schritte gemacht«, sagte ich, als er an mir vorbeiging.
Einer der Kunden beglückwünschte mich, ein anderer sagte: » Das ist ja großartig.« Mark aber sagte nichts. Ich versuchte es noch einmal. » Sie hat heute ihre ersten Schritte gemacht.«
» Ist ja gut, ich hab’s gehört«, sagte er und ging weiter.
Die Kunden sahen verlegen weg. Ich hielt mich mit größter Mühe zurück und ging dann, ohne mich zu verabschieden, aus der Tür. (Etwa zwei Jahre später, kurz nachdem unser » Projekt Eheglück« zu Ende war, erwähnte ich diesen Streit einem der Kunden gegenüber, der ihn damals mitgekriegt hatte. » Klar kann ich mich noch daran erinnern«, sagte er. » Kurz bevor Sie in den Laden kamen, ist ein Kunde Ihrem Mann aufs Dach gestiegen, weil sein Fahrrad noch nicht repariert war.« Das hätte mir Mark ja mal sagen können. Hat er aber nicht, warum, weiß ich nicht.)
Während ich die Einfahrt zu unserem Haus hinauffuhr, überlegte ich, nach Delaware zu ziehen und irgendwo in der Nähe meiner Eltern oder meines älteren Bruders ein Haus zu kaufen. Ein Teil von mir fühlte sich zutiefst verletzt, doch ich pflasterte diese Wunde mit Wut und Zorn zu. Ich brauchte Mark nicht, nein. Ich konnte ihn auch verlassen. Als alleinerziehende Mutter wäre ich besser dran, als mit einem Mann verheiratet zu sein, der mich nicht liebte. Alleinerziehend war ich ja praktisch schon. Ich verdiente das ganze Geld und leistete neunzig Prozent der Erziehungsarbeit. Die restlichen zehn Prozent würde ich auch noch schaffen. Ohne ihn.
Ich stellte das Auto ab. Ein tiefes Gefühl der Ruhe überkam mich. Ich hob Kaarina aus ihrem Sitz, trug sie ins Haus und machte Abendessen nur für uns beide.
Gegen acht hörte ich Marks Auto in der Einfahrt. Dann den Fernseher. Dann das Geräusch der Fußstütze, die aus dem Lehnstuhl fuhr. Er rief irgendetwas. Ich reagierte nicht. Ich hatte ihm nichts zu sagen. Wenn ich jetzt etwas sagen würde, würde ich bloß anfangen zu heulen. Am liebsten hätte ich eine Schere genommen und ihn aus meinem Leben herausgeschnitten. Ich wollte nichts mit ihm ausdiskutieren. Ich wollte nur einfach meine Ruhe.
Ich hörte Mark noch einmal rufen, dann das knarzende Geräusch seiner Schritte auf der Treppe. Die Tür ging auf. Sein Blick war abweisend und kalt. Seine Lippen verkniffen.
» Wieso gibst du mir keine Antwort?«
» Weil ich stinksauer auf dich bin und absolut gar keine Lust habe, mit dir zu reden.«
» Und warum?«
» Das fragst du noch, so wie du mich behandelt hast im Laden, vor allen Leuten?«
» Wovon redest du überhaupt?«
» Von Kaarinas ersten Schritten!«
» Ja, hast du erwähnt, und ich habe es auch gehört.«
» Aber nicht reagiert.«
» Weil ich gerade beschäftigt war«, sagte er.
» Zu viel, um mit mir zu reden? Zu viel, um mir Hallo zu sagen, mich in irgendeiner Weise zur Kenntnis zu nehmen?«
» Ich war gerade wirklich beschäftigt«, sagte er.
Nein, ich hatte es satt. Mir war speiübel.
» Unsere Ehe ist im Eimer«, sagte ich. » Kaputt. Es ist aus und vorbei mit uns.«
» Was redest du da?«
» Ich rede über unsere Ehe und darüber, dass sie vorbei ist. Die Liebe zwischen uns ist weg.«
» Ich liebe dich.«
» Nein, tust du nicht.«
» Doch, tue ich.«
» Dann zeig es mir.« Ich schluchzte laut.
Mark setzte sich neben mich und legte den Arm um mich. » Ich habe echt viel um die Ohren gehabt. Es war ein hartes Jahr. Wir sind beide erschöpft und nervlich ziemlich am Ende. Aber deshalb ist unsere Ehe nicht kaputt. Wir lieben uns immer noch. Ich verspreche dir, künftig mehr für euch da zu sein. Was kann ich tun, um dir zu helfen?«
» Öfter zu Hause sein«, stieß ich zwischen Schluchzern hervor. » Mach Kaarina und mich zu deiner Nummer Eins. Zum Wichtigsten in deinem Leben.«
» Ihr seid mir das Wichtigste.«
» Nein, sind wir nicht. Das Wichtigste ist für dich dein Laden. Dann kommt dein Fahrrad. Dann deine Freunde. Dann wir.«
» Das ist nicht wahr«, sagte er. » Ihr kommt zuallererst.«
Die kommenden paar Monate strengte Mark sich wirklich an, und wir rückten auf seiner Prioritätenliste tatsächlich nach oben. Wenn Kaarina krank war, bot er an, für ein paar Stunden nach Hause zu kommen und auf sie aufzupassen, damit ich arbeiten konnte. Wenn ich abends erschöpft war, schlug er vor, dass ich früh schlafen gehen und er die Kleine ins Bett bringen könne.
Eine Zeit lang dachte ich wirklich, es würde wieder klappen zwischen
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