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Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln

Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln

Titel: Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Bowman
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gelesen, dass neugeborene Mädchen besonders gut darin sind, Gesichtszüge zu lesen, auf Lächeln reagieren und Blickkontakt suchen. Aber ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. Mein Gesicht war ausdruckslos und spiegelte nur die leeren Gedanken in meinem Kopf. Ich hatte Angst, dieser leere Ausdruck könnte unserem Kind vermitteln, es würde nicht geliebt.
    Als Kaarina achtzehn Wochen alt war, standen wir noch immer auf der Warteliste der Kindertagesstätte und es hieß, es könne noch gut ein halbes Jahr dauern, bis wir einen Platz bekämen. Ich schnappte mir die Gelben Seiten und telefonierte sämtliche Kitas der Stadt durch. Die meisten hatten lange Wartelisten. Schließlich stieß ich auf eine, die mir zumindest für zwei Mal die Woche einen Platz anbieten konnte. An einem Morgen Anfang Dezember gab ich Kaarina dort zum ersten Mal ab.
    Ich ging zum Auto zurück und erwartete eigentlich erneute Schuldgefühle. Doch sie blieben aus. Im Gegenteil: Ich war erleichtert.
    Drei Tage später hatte Kaarina ihre erste Erkältung, und ihre Nase lief und lief. Das ging bis Ende des Jahres so. Dauernder Schnupfen und Fieber störten immer wieder ihren Schlaf. Bis Januar wurde sie zwei Mal in der Nacht wach, später drei Mal und schließlich wachte sie wie früher alle zwei Stunden auf. Der Winter war fast vorbei, als ich eines Tages frühmorgens im Dunkeln im Auto in unserer Einfahrt saß, die Kleine im Babysitz neben mir. Wir waren beide in aller Herrgottsfrühe aufgewacht, und ich hatte beschlossen, sie in die Tagesstätte zu bringen, obwohl es erst halb sieben war. Ich saß lange völlig reglos da. Ich konnte nicht losfahren, weil ich einfach nicht mehr wusste, wie man die Scheinwerfer anstellte.
    Irgendetwas stimmte nicht mit mir, mein Kopf spielte verrückt. Jeden Monat kamen unter irgendwelchen Papieren überfällige Rechnungen zum Vorschein, von denen ich hätte schwören können, sie schon bezahlt zu haben. Oder ich verabredete mich zum Mittagessen mit Freunden, was ich dann prompt wieder vergaß. Oder ich kam von der Apotheke nach Hause und wusste im nächsten Moment nicht mehr, wo ich Kaarinas eben gekaufte Augentropfen hingelegt hatte. Oder ich verlor mitten im Satz plötzlich den Faden.
    Hin und wieder stellte ich mir vor, wie es wäre, mit dem Auto gegen einen Baum oder Telefonmast zu fahren. Einfach aufs Gas zu drücken und draufzuzuhalten: Ja, das wär’s. Doch irgendwie hatte ich nicht den Mumm dazu.
    Bis Kaarina acht Monate war, hatte ich alle Ratgeber zum Thema Durchschlafen gelesen. Nichts hatte geholfen. Freunde und sogar mein Kinderarzt hatten mir empfohlen, sie » einfach schreien zu lassen«, doch das brachte ich nicht fertig. Ich war verzweifelt. Ich hätte alles gegeben– Haus, Möbel, Ersparnisse, Schmuck und meinen Mann, um nur eine Nacht ungestört schlafen zu können.
    Ich musste es probieren. Ich setzte mich auf den Boden vor die Tür von Kaarinas Kinderzimmer, während ihr leises Wimmern lauter und lauter wurde, bis sie ohne Pause kreischte und schrie– » Maaama!«. Sie stand in ihrem Bettchen und rüttelte an den Gitterstäben. Sie schrie so heftig, dass sie Spucke und Rotz schluckte und sich anhörte, als würde sie jeden Moment daran ersticken.
    Nein. Nein. Nein. Lass sie schreien!
    Mark machte zuerst die Kinderzimmertür zu, dann die Schlafzimmertür. Ich machte die Kinderzimmertür wieder auf, und es dauerte nicht lange, da ging die Schlafzimmertür wieder auf. Warum ich die Kinderzimmertür wieder aufgemacht hätte, wollte er wissen.
    » Ich muss sie doch hören«, sagte ich. » Ich kann sie doch nicht ignorieren.«
    » Ich kann aber nicht schlafen bei dem Geschrei«, sagte er.
    » Mark, ich habe seit acht Monaten nicht geschlafen. Das geht jetzt noch drei Nächte so. Nur noch drei Nächte deines Lebens. Also, lass gefälligst die Tür auf.«
    » Wieso?«, sagte er. » Ich will einfach nur schlafen. Schlafen ist das Normalste von der Welt. Jeder will nachts seine Ruhe.«
    » Gut«, sagte ich völlig erschöpft und unfähig, in Worte zu fassen, was ich empfand. » Dann geh ins Bett und mach die Tür zu.«
    Ich blieb im Flur sitzen, allein, zweieinhalb Stunden lang, bis Kaarina schließlich aufgehört hatte zu schreien.
    Das Durchschlafen klappte langsam besser. Kaarina wachte jetzt nur noch einmal nachts auf. Dafür machte mir ihre Gesundheit Sorgen. Sie fing sich so ziemlich jeden Bazillus ein, der in der Kindertagesstätte gerade herumging, sodass ich sie alle zwei Wochen krank

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