Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
beiden sähe, hatte er nur kurzweg geantwortet: » In der Größe.« (Er ist gut zwanzig Zentimeter größer als ich.)
Jedes Mal, wenn ich kurz davor war, nun doch einen Termin für eine Eheberatung zu vereinbaren, malte ich mir die erste Sitzung aus:
» Wo hakt es in Ihrer Ehe?«, fragt der Berater.
» Nirgendwo«, antwortet Mark.
» Warum kommen Sie dann zu mir?«
» Weil meine Frau es will.«
» Stört Sie das?«
» Nein, wenn sie das glücklich macht, soll es mir recht sein.«
» Worin sehen Sie die Probleme in Ihrer Ehe?«
» Keine Ahnung. Fragen Sie meine Frau. Sie ist diejenige, die ein Problem hat.«
Mark zeigt keine Gefühle. Ich habe ihn nie traurig, deprimiert, begeistert oder wütend erlebt. Bis auf ein einziges Mal, und zwar an dem Tag, bevor ihm ein verdächtiger Leberfleck entfernt werden sollte.
Ansonsten schien er nur ein Gefühl zu kennen, und das war immer gleich. Er war die Ruhe in Person. Tagaus, tagein.
Wie kam ich bloß auf die Idee, ausgerechnet ihn zu einer Gesprächstherapie mitzuschleifen? Er und reden? Ich könnte ihn auf einer einsamen Insel aussetzen, ihn einen Monat später wieder abholen und fragen: » Wie war’s?«, und er würde einfach nur antworten: » Schön.«
Der » Eheflüsterer«, der Mark dazu bringt, offen über unsere Probleme und seine Gefühle zu sprechen, müsste wohl erst noch geboren werden. Mein Motto war schon immer Hilfe zur Selbsthilfe, und wenn ich in meinem Leben bisher ein Problem gehabt hatte, las ich mich so ziemlich durch alle Lebenshilfe-Bücher, die ich für mein Problem finden konnte, bis ich am Ende selbst zu schreiben begann und einen Beruf daraus machte. Bücher zur Selbsthilfe begleiteten mein ganzes Leben. Ich nutzte sie, um Rhodes zu trainieren. Um schwanger zu werden. Um richtig zu stillen. Um Kaarina zum Durchschlafen zu bringen. Aber konnte ich mit einem Selbsthilferatgeber auch meine Ehe retten? Mich durch entsprechende Literatur zu lesen, schien leichter, als eine vollkommen fremde Person um Hilfe zu bitten.
Also fing ich an, einen Plan zur Verbesserung unserer Ehe zu erstellen. Punkt Eins: Unser Sexleben aufpeppen. Punkt zwei: Verzeihen lernen. Ich trug so viele Wunden mit mir herum, die ich so dick zugepflastert hatte, dass ich meine Gefühle kaum mehr spüren konnte, ob positive oder negative. Punkt Drei: Romantik. Wenn ich über andere Männer fantasierte, dann dachte ich nicht an Sex, sondern an Romantik– ich wollte hören, dass ich liebenswert und begehrenswert bin, wollte berührt und gestreichelt werden. Ja, ich träumte davon, verliebt zu sein. Hatte mein eigener Mann überhaupt noch eine Chance? Könnte er mein Herz noch einmal im Sturm erobern?
Ein weiteres großes Problem war die Kommunikation. Wir schafften es nicht einmal, uns über banale alltägliche Dinge auszutauschen wie etwa, dass Zahnpasta oder Milch alle waren. Zudem war unser Umgang miteinander derart unterkühlt, dass ich sogar jeglichen Blickkontakt mit Mark vermied.
Die Schlüssel für unser Eheglück waren also: Sex, Verzeihen, Romantik, Kommunikation und emotionale Nähe. Ich beschloss, sie der Reihe nach anzugehen. Sobald es in einem Bereich aufwärtsging, würden wir uns dem nächsten widmen.
Außerdem mussten wir uns Fristen setzen, sonst würde es nicht klappen. Die Ratgeber würden sich ungelesen in der Ecke stapeln. Und mit unserer Ehe würde es gehen wie damals mit unserem Wohnzimmerfußboden, der ewig unverfugt geblieben war.
Ich legte zwei Fristen fest: Die erste Frist sollte zwei Monate später um sein. Mark hatte vor, an diesem Tag nach New York zu einer Radsportveranstaltung zu reisen. Ich beschloss, ihn zu begleiten und meine Eltern als Babysitter für Kaarina einzuspannen. Seit zweieinhalb Jahren hatten Mark und ich keine Nacht mehr für uns allein gehabt. Wahrscheinlich bräuchten wir eine ganze Woche, aber eine Nacht wäre zumindest mal ein Anfang. Wir könnten uns ganz auf uns selbst konzentrieren und eine symbolische Wiedergeburt unseres ehelichen Sexlebens starten. Und, was ganz wichtig war, wir hätten ein Datum, das wir uns im Kalender anstreichen könnten, das uns vielleicht motivieren würde, die gesammelten Ratgeber zu lesen und die Tipps darin auch wirklich in die Praxis umzusetzen.
Frist Nummer Zwei legte ich auf einen Tag vier Monate später, an dem wir nach unserer Versuchsphase Bilanz ziehen würden. Sollten wir bis dahin irgendwelche ehelichen Fortschritte machen– egal welche–, dann würde ich weiterhin alles
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