Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
gebracht war, kam einer von Marks Kunden vorbei, um sich unser altes Haus anzusehen. Noch am gleichen Tag machte er uns ein Kaufangebot. Wir nahmen es an. Meine Scheidungsfantasien hatten sich damit erledigt.
Kaum ins neue Haus eingezogen, fingen wir an, über jede Kleinigkeit zu streiten. Er wollte auf dem Waschtisch im Badezimmer absolut nichts herumstehen haben; mir war das egal. Er war der Meinung, dass ich die Wäsche nicht richtig wusch, und mir gefiel nicht, wie er sie zusammenlegte. Wenn wir mal nicht stritten, hatten wir uns nichts zu sagen. Wir gingen abends essen, stierten auf unsere Teller und schwiegen uns an. Es fing an mich zu nerven, wenn Mark zu Hause war. In seinem kalten Blick und seiner verkniffenen Miene las ich, dass er mich hasste. Weil ich ihn in die Vaterrolle gedrängt und damit sein Leben zerstört hatte.
Zugleich fühlte ich mich endlich wieder ausgeschlafen und ausgeruht. In meinem Job lief ich zu Hochform auf. Ich machte Sport und wurde topfit. Ich fühlte mich sexy, zog Männerblicke auf mich. Ich begann, mir meinen Seelenpartner auszumalen, der irgendwo da draußen auf mich wartete. Mark hatte sich als Fehlgriff erwiesen. Ich habe ihn geheiratet, weil er gerade gelegen kam. Aber jetzt war es aus.
5. Kapitel
Ist meine Ehe
noch zu rette n ?
» Alle Ehen sind Fehler,
die sich danach nur schwer wieder beheben lassen.«
Salvador Minuchin
I ch hatte meiner Freundin Deb versprochen, dass ich alles tun würde (außer meinem Mann ein Ultimatum zu setzen), um unsere Ehe zu retten. Tatsächlich aber habe ich nichts versucht.
An einem späten Nachmittag dann gerieten Mark und ich heftig aneinander. Ich warf ihm vor, er habe Kaarina viel zu spät aus der Kita abgeholt. Er meinte, er wäre überpünktlich da gewesen.
Ein Streit, der Ihnen halb so wild vorkommen mag, der gleich wieder vorbei und spätestens am nächsten Morgen ganz vergessen sein wird. Nicht für mich. Für mich war er alles andere als halb so wild und gleich vergessen. Ich nahm ihn als weiteren Beweis dafür, dass unsere Ehe nicht mehr zu kitten war.
Ich saß draußen vor dem Haus im Dunkeln und fühlte mich leer, missverstanden und mutterseelenallein. » Wieso musste ich Deb bloß von meinen Eheproblemen erzählen?«, dachte ich bei mir. Nun wartet sie auf eine Mail von mir mit dem Bericht zur neuesten Lage.
Sollte sie doch warten! Mark und ich würden nicht zur Paartherapie gehen. Ich dachte gar nicht daran. Wozu auch? Die Scheidung war unausweichlich. Wozu das Ganze unnötig in die Länge ziehen? Wie sollte ich mit so einem Mann länger verheiratet bleiben? Unmöglich.
Minutenlang saß ich da. Eine halbe Stunde. Eine Stunde. Die Grillen zirpten, und während ich ihnen lauschte, klangen mir Debs Worte im Ohr: » Hast du alles probiert? Habt ihr es mal mit einer Paartherapie versucht?«
Schuldete ich Deb, es zu versuchen? Oder meiner Tochter? Oder mir selbst? Konnten wir nicht einfach ein paar Bücher lesen und gut? Ich war kein Fan von Eheberatung und Paartherapie. Aus vielerlei Gründen nicht. Als Teenager hatte ich das komplette Programm bei meinen Eltern miterlebt– Besinnungswochenenden, Einzeltherapien, Paartherapien, ewige Gespräche über » Ich-Botschaften«, » Sprecher-Zuhörer-Methoden«, Ehetagebuch und dergleichen mehr.
Sie stritten unentwegt. Wenn ich im Sommer in der Einfahrt vor dem Haus spielte, konnte ich sie durch das offene Fenster schreien hören. Wie weit die Schallwellen wohl wanderten? Bis zur Haustür der Nachbarn? Bekam meine beste Freundin es mit, die auf der anderen Straßenseite zwei Häuser weiter die Straße runter wohnte?
Meine Eltern hatten sich am Ende zusammengerauft. Eines schönen Tages vertrugen sie sich wieder und meine Mutter schlief fortan wieder im Ehebett. Ich war erleichtert und dankbar dafür. Aber ob das wirklich all diesen Therapien zu verdanken war? Erst als meine Mutter aufgehört hatte, aus meinem Vater einen geselligen, redseligen und charismatischen Mann machen zu wollen und versuchte, ihn als den schweigsamen Familienmenschen anzunehmen, der er war, hatte sich ihre Ehe wieder eingerenkt. Ihre Versöhnung gab mir Hoffnung für meine eigene Ehe, aber nicht den Glauben daran, dass Ehe- und Paarberatung die Lösung seien.
Meine Aversion gegen eine Paartherapie gründete auch auf den Sitzungen im Vorfeld unserer Heirat. Mark hatte sie nie richtig ernst genommen und das auch offen gezeigt. Auf die Frage der Therapeutin, worin er den größten Unterschied zwischen uns
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