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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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damit?«
Komplexe Fragen überfordern insbesondere jüngere Kinder, weil sie sich schnell zwischen Alternativen entscheiden müssen. Statt »Welches T-Shirt möchtest du anziehen?« sollten Sie fragen: »Möchtest du das rote T-Shirt anziehen?« Auf eine so EINFACHE FRAGE kann das Kind mit »Ja« oder »Nein« antworten.
Stellen Sie eine Frage, die das Kind nicht verstanden hat – und ein Satz, der mit einem zögerlichen »äh« beginnt, gibt einen Hinweis darauf –, dann sollten Sie die Frage in einer ANDEREN FORMULIERUNG wiederholen, die sich am Wortschatz des Kindes orientiert.
Haben Sie das Gefühl, eine Antwort nicht begriffen zu haben, können Sie die Antwort des Kindes kurz wiederholen und dabei seine Worte benutzen. Eine solche ZUSAMMENFASSUNG zeigt dem Kind, dass Sie aufmerksam zugehört haben und jetzt überprüfen, ob Sie es auch verstanden haben. Jüngere Kinder überfordert eine solche Zusammenfassung freilich, wenn sie zu lang ist. Für Sie selbst kann das jedoch sehr hilfreich sein: Sie bringen Ordnung in die Erzählung und lenken die Aufmerksamkeit auf zentrale Aspekte der Darstellung.

»Kannst du
nicht
mal
den Mund
aufmachen?«
    Kleine Kinder erzählen in der Regel gern von ihren Erlebnissen im Kindergarten oder von ihren Fantasien. Doch je älter Kinder werden, umso weniger sprudelt es meist aus ihnen heraus, umso knapper werden die Antworten auf die Fragen ihrer Eltern nach dem, was sie erlebt haben oder wie es ihnen geht. Viele Eltern beklagen sich darüber, dass ihre KINDER SICH NICHT ÖFFNEN würden, die Teilnahme an Gesprächen geradezu verweigern, sich bisweilen sogar dem Kontakt zu den Eltern entziehen und eine Mauer aus Distanz aufbauen würden. Umgekehrt erkennen Heranwachsende in den Fragen ihrer Eltern oft keine Anteilnahme an ihrem Alltag und ihren Bedürfnissen. Sie deuten die elterlichen Fragen als Verhör, als AUSFRAGEN UND EINDRINGEN in ihre Intimsphäre. Kein Wunder also, dass sie dann lieber schweigen.
Inquisition am Sonntagmorgen
    An einem Sonntagmorgen am Frühstückstisch von Familie Haas: Mutter Monika und Vater Walter warten auf ihren dreizehnjährigen Sohn Fabian. Dreimal hat die Mutter schon gerufen: »Fabian, das Frühstück ist fertig!« Zuerst noch sanft säuselnd, dann schon ungeduldiger und beim dritten Mal vorwurfsvoll.
    Der Vater drängt darauf, endlich anzufangen.
    Gähnend und mit zerzausten Haaren kommt Fabian endlich aus seinem Zimmer. Wortlos und ohne seine Eltern weiter zu beachten, nimmt er Platz, gähnt herzhaft und gibt seiner Mutter Monika einen Wink. Augenscheinlich will er, dass sie ihm die Butter für sein Brötchen reicht. Da sie nicht gleich reagiert, fängt er heftiger an zu winken, dabei gähnt er ungeniert. Sein Vater Walter beobachtet das mit wachsendem Unmut.
    »Was ist los, Fabian? Kannst du nicht mal den Mund aufmachen?«
    »Mama, die Butter«, erklärt Fabian demonstrativ und leicht angenervt.
    Mutter Monika lächelt. »Fabian, wenn du ›Bitte‹ gesagt hättest, würde ich sie dir noch lieber geben.« Sie reicht ihm die Butter.
    Fabian murmelt etwas Unverständliches vor sich hin und schmiert sich sein Brötchen.
»Wo warst du gestern Abend?«
    Die Eltern schauen sich an, verständigen sich mit einem kurzen Blick, dann erhebt Vater Walter seine Stimme, eindringlich, streng, mit misstrauischem Unterton.
    »Wo warst du gestern Abend? Du bist zwar pünktlich nach Hause gekommen, aber du hast nach Rauch gestunken.«
    »Fabian, warst du wieder bei diesem Philipp?«, schließt sich Mutter Marion besorgt an. »Du weißt, er ist keine gute Gesellschaft für dich. Und das Rauchen ist auch nicht gut für dich. Du hast es dann schnell mit den Bronchien. Das weißt du doch!«
    Fabian verdreht die Augen. »Philipp ist in Ordnung«, erwidert er knapp und beißt in sein Brötchen.
    Vater Walter dagegen scheint der Appetit vergangen zu sein. Erregt knallt er sein Brötchen auf den Teller. »Wenn ich das höre! Sag mal, Fabian, hast du keine Augen im Kopf? Schau dir diesen Philipp doch mal an! Wie der rumläuft! Einen Ring durchs Ohr, einen in der Augenbraue …«
    »… lass ich mir auch machen!«
    »Fabian!«, ruft Mutter Marion entsetzt. »Das gibt doch Wunden. Die können sich entzünden. Bitte lass das!«
    »Also eins will ich dir sagen …«, erklärt Vater Walter, beugt sich drohend vor und zielt mit dem Zeigefinger auf seinen Sohn. »Wenn ich dich mit so ’nem Ding im Gesicht erwische, brauchst du gar nicht mehr nach Hause zu kommen!«
    »Wenn ich

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