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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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Kommentaren und Bewertungen erkennen Kinder versteckte Vorwürfe. Sie fühlen sich nicht an- und ernst genommen. Sätze wie »Was hast du denn schon wieder angestellt?« oder »Fürchterlich! Bei diesen Freunden gehst du ein und aus?« oder »Das hätte ich von dir nicht gedacht!« lassen Offenheit und Vertrauen nicht entstehen.
Heranwachsende haben das Gefühl, dass Eltern, wenn sie sich sorgen, mehr an sich denken: »Was sagen wohl die anderen, wenn mein Kind so etwas macht?« Kinder wollen Anteilnahme und Mitgefühl, aber keine übertriebene Fürsorge.
Ausnahme Pubertät
    Eine besondere Situation ergibt sich manchmal im Gespräch mit Jugendlichen. Dazu meinte einmal ein Vater: »Das hört sich ja alles gut an, aber es ist doch eben verdammt schwierig, mit Jugendlichen zu reden.« Dieser Vater verdient Zustimmung: Manchmal kann man es Jugendlichen überhaupt nicht recht machen. Hin und wieder ist es fast unmöglich, dann nämlich, wenn Heranwachsende nicht verstanden werden wollen und sich selbst ein Rätsel sind, das ungelöst bleiben soll. Dann bleibt den Eltern nur noch, sich im Loslassen zu üben. Vertrauen Sie darauf, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden – oder um es mit Buddha zu sagen: »ALLES VERÄNDERT SICH.« Bleiben Sie dabei gesprächsbereit und offen für die Nöte Ihres Kindes. Eines Tages wird es sich sehr wahrscheinlich wieder an Sie wenden. Denn es weiß, dass es Ihnen vertrauen kann und Sie für es da sind, wenn es Sie wirklich braucht.

Reden Mädchen
mehr als Jungen?
    Viele Eltern haben den Eindruck, dass Jungs häufiger schweigen und insgesamt weniger reden als Mädchen. Diese These lässt sich wissenschaftlich nicht belegen (siehe Kasten). Allerdings gibt es sehr wohl GESCHLECHTSTYPISCHE UNTERSCHIEDE im Spracherwerb und im Sprachverhalten. So verarbeiten Mädchen und Jungen das, was sie hören, höchst verschieden – mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen: Mädchen eignen sich Sprache schneller und komplexer an. Jungen brauchen dafür mehr Zeit, weil ihre Hirnstruktur eine andere ist. Bei Jungen braucht es zudem länger, bis das Gehörte dem Sprachzentrum zugeleitet wird. Kein Wunder also, wenn man häufig das Gefühl hat, bei Jungen braucht es mehr Zeit, bis sie etwas verstehen, sie hätten eine LANGE LEITUNG und stünden zugleich auf derselben. Und auch kein Wunder, dass Jungen oft weniger Freude am Lesen und Kommunizieren haben als Mädchen!
    INFO
    Sind Jungs vom Mars und Mädchen von der Venus?
    Die ständig reproduzierte These von der »plappernden Venus« und dem »stoischen Mars« – darauf hat die amerikanische Neurobiologin Lise Eliot hingewiesen – stellt einen MYTHOS dar, der auch durch unablässige Wiederholung nicht wahrer wird. Gleichwohl stellt das Geschlecht eine wichtige Variable in der Sprachentwicklung dar. Ob Mädchen oder Junge, das hat einen nicht unerheblichen Einfluss darauf, wie und wann Kinder sprechen lernen. Mädchen fangen eben zeitlich früher damit an als Jungen, verfügen sehr bald über einen komplexen aktiven und passiven WORTSCHATZ , finden sich in Grammatik und Orthografie besser zurecht, reden flüssiger und schneller. Dies ist das Resultat vieler Untersuchungen, die sich über lange Zeiträume erstreckt haben.
    Doch genauso sicher sind sich Wissenschaftler darin, dass das Geschlecht nur ein Faktor unter vielen ist. Ebenso bedeutsam ist die soziale Schicht, der elterliche Bildungsstand oder die Geschwisterposition. Und da der Spracherwerb ein dynamischer, INTERAKTIVER PROZESS ist, der eingebunden ist in kommunikative Austauschprozesse zwischen Eltern und Kindern, spielt auch die Eltern-Kind-Beziehung eine wichtige Rolle. Je intensiver und offener diese Beziehung ist, getragen von einer Balance aus Nähe und Distanz, umso gelungener kann sich Kommunikation entfalten.
    Eine geschlechtsspezifische Sprachentwicklung gibt es mithin nicht. Angemessener wäre es, von einer geschlechtsgebundenen sprachlichen Veranlagung zu reden, aus der sich ein unterschiedliches kommunikatives Verhalten von Mädchen und Jungen entwickeln kann.
Keine Bauklötze für Julian
    Die vierjährige Annalena ist gerade dabei, sich eine Burg aus Holzsteinen zu bauen. Da kommt Julian mit seiner Mutter zu Besuch. »Na, Julian, Annalena freut sich bestimmt, wenn du ihr beim Bauen hilfst«, begrüßt ihn Annalenas Mutter. Aber Annalena scheint da ganz anderer Meinung zu sein. Als der Dreijährige freudig den ersten Stein anpackt, nimmt Annalena ihm das Bauklötzchen schnell

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