Wie Sommerregen in der Wueste
weiß.“
Davon hatte Celia keine Ahnung. Salim hatte seine Familiengeschichte gut gehütet und ihr kaum etwas erzählt. Wozu auch. Er wollte sein Leben ja nicht mit ihr teilen.
„Die Familie seiner Mutter kann ihren Stammbaum über mehr als zweitausend Jahre zurückverfolgen“, fuhr Nabilah fort.
Celia wechselte das Thema. „Stammen Sie aus Salala?“
„Du meine Güte, nein.“ Wieder lachte sie perlend. „Ich bin in der Hauptstadt Muskat aufgewachsen, aber in den vergangenen Jahren habe ich in Dubai gelebt. Salala ist so ein langweiliges Nest.“
„Aber wunderschön, finden Sie nicht?“ Celia wusste, dass Salim die Stadt sehr mochte.
„Die Berge sind ungewöhnlich für die arabische Halbinsel, aber mit den Schweizer Alpen können sie sich nicht messen. Waren Sie schon mal in der Schweiz?“
Offensichtlich erwartete sie, dass Celia verneinte. „Ja. Ich habe dort den Park für ein Bankhaus entworfen. Möchten Sie jetzt den Swimmingpool sehen?“
„Ein Swimmingpool hier draußen in der Wüste? Wie profan. Anscheinend handelt es sich wirklich bloß um ein weiteres Hotel.“ Sie ging neben Celia her. „Salim sagte, Sie beide seien alte Freunde. Wie haben Sie sich kennengelernt?“
„Oh, wir kennen uns seit einer Ewigkeit. Wir haben zusammen studiert.“
„Das ist wirklich lange her.“ Nabilahs Ton verriet offene Missgunst.
Celia unterdrückte ein Lächeln. „Ja, Salim und ich sind ziemlich alt.“
Wieder lachte Nabilah. „Das meinte ich nicht. Obwohl ich tatsächlich jünger bin als er.“ Sie räusperte sich. „Haben Sie während all der Jahre Kontakt gehalten?“
„Mehr oder weniger.“
„Nun, ich glaube nicht, dass Salim diesen Kontakt aufrechterhalten wird, sobald dieses Projekt hier abgeschlossen ist. Wenn ein Mann heiratet, ändern sich seine Prioritäten.“
„Er hat mir nicht gesagt, dass er heiraten wird“, sagte Celia so ruhig wie möglich.
„Aber es weiß doch jeder, dass Salim und ich heiraten werden. Wir passen so wunderbar zusammen. Zwei wichtige Familien der Region verbinden ihre Kinder und damit das Geschäft.“ Sie sah sich gelangweilt um. „Allerdings glaube ich nicht, dass wir oft hier sein werden. Egal, wie viel Aufwand Sie betreiben – es bleibt doch ein ödes Land.“
„Über viele Jahrhunderte haben Menschen hier gelebt und gearbeitet. Bald wird dieser Ort wieder mit Leben erfüllt sein. Spüren Sie denn nicht die Energie, die hier fließt?“ Die Wüste hatte für Celia in den letzten Wochen etwas Magisches bekommen. „Salim liebt diesen Ort übrigens“, fügte sie hinzu.
Nabilah winkte ab. „Männer sind sprunghaft in ihren Gefühlen. Mein Vater hat mir ein Haus auf der künstlichen Palmeninsel vor Dubai gekauft. Wir werden dort leben.“
Celia fragte sich, ob Salim von den Plänen seiner zukünftigen Frau wusste. Ob ihm klar war, dass Nabilah ihn unglücklich machen würde? Aber das geschah ihm ganz recht.
Plötzlich wurde Celia siedend heiß. Was würde passieren, wenn Nabilah erfuhr, dass ihr Verlobter mit einer anderen Frau ein Kind hatte?
Nabilah umrundete den leeren Pool. „Es wird Salim guttun, sich von alten Verbindungen zu lösen. In der Geschäftswelt muss man sich ab und an mit Personen abgeben, die sehr unpassend sind.“
Celia konnte sich nicht zurückhalten. „Wie mit mir zum Beispiel?“
„Salims Verbindung mit Ihnen ist nicht von Bedeutung.“
Puh, das saß.
Salim und ich haben eine Tochter , hätte Celia gern triumphierend gesagt, aber sie beherrschte sich. Kira war keine Schachfigur in einem Spiel. Sie war ein kleines Mädchen, das Schutz brauchte und eine glückliche Zukunft verdiente.
„Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss zurück nach Salala“, murmelte Celia. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn wir die Tour hier abbrechen.“
„Überhaupt nicht“, erwiderte Nabilah und hob das Kinn. „Ich habe genug gesehen.“ Sie strich sich mit den Fingerspitzen nicht vorhandenen Staub vom Ärmel. „Ich denke nicht, dass wir uns noch einmal begegnen werden.“
„Das hoffe ich sehr.“ Celia schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
Als Nabilah sich abwandte und zu der wartenden Limousine ging, bereute Celia ihre unbedachte Erwiderung. Wenn Salim diese Frau tatsächlich heiratete, würde es schwer werden, sie zu ignorieren, sobald Kira Kontakt zu ihrem Vater hatte.
Allein bei dem Gedanken liefen Celia kalte Schauer über den Rücken.
Was ab jetzt geschah, konnte niemand mehr voraussagen. Sie hoffte inständig,
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