Wie Sommerregen in der Wueste
ähnelt Salim. Ist sie sein Kind?“
Celia nickte nur.
„Ihnen sieht sie auch ähnlich. Zum Beispiel die feinen Züge und das zarte Lächeln.“ Sie gab Celia das Bild zurück. „Salim weiß nichts von ihr, richtig?“
„Ja“, gab Celia zu. „Ich wollte es ihm ja sagen, aber …“
„Wie alt ist sie?“
„Gerade drei geworden. Sie geht jetzt in die Kita und lebt ansonsten bei meinen Eltern, wenn ich wegen der Arbeit weit weg bin.“
„Sie müssen Salim sagen, dass er eine Tochter hat.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Celia steckte das Bild ein. „Manchmal denke ich, ich sollte es unbedingt tun, aber dann passiert wieder irgendwas, und ich werde unsicher.“
„Wovor haben Sie Angst?“ Sara legte Celia die Hand auf den Arm. „Ich kenne Salim noch nicht sehr lang, aber ich spüre, dass er ein guter Mensch ist.“
„Er könnte mir Kira wegnehmen. So ist das islamische Gesetz. Ein Kind gehört zu seinem Vater.“
„Das würde er bestimmt niemals tun. Außerdem bleiben Kinder zum Beispiel im Fall einer Scheidung bis zum achten Lebensjahr bei der Mutter. Das hat mir einer unserer Geschäftspartner aus Saudi-Arabien erzählt.“
„Würden Sie Hannah hergeben, sobald sie acht Jahre alt ist?“, fragte Celia mit Tränen in den Augen.
„Du meine Güte, nein.“ Sara erschauerte sichtlich. „Trotzdem ist es falsch, es Salim nicht zu sagen.“ Sie sah Celia eindringlich an. „Als ich schwanger wurde, hatte ich zuerst Angst, Kazim davon zu erzählen. Ich war damals seine Assistentin und eher aus Versehen mit ihm im Bett gelandet. Wir dachten beide nicht an eine gemeinsame Zukunft. Als er es erfuhr, war er so entsetzt, dass er für ein paar Tage einfach verschwunden ist. Ich bin davon ausgegangen, dass ich meinen Job verliere und das Kind allein großziehen muss. Doch zum Schluss hat sich alles zum Guten gewendet, und wir sind eine glückliche Familie geworden. Das könnte in Ihrem Fall doch auch geschehen.“
Celia schluckte. „Das glaube ich nicht.“
„Wieso nicht? Salim will heiraten, er sehnt sich nach Kindern. Außerdem kann jeder sehen, dass er Sie liebt.“
„Das trifft nicht ganz zu. Uns verbindet eine starke Anziehungskraft, aber es endet jedes Mal furchtbar. Glauben Sie mir, ich bin durch mit der Geschichte.“
„Es könnte anders sein, wenn er erfährt, dass er eine Tochter hat.“
„Und dann heiraten wir und sind glücklich, bis dass der Tod uns scheidet?“, fragte Celia schneidend. „Das wird nie passieren. Wir verstehen uns gut im Bett, er hält mich allerdings für keine passende Ehefrau.“
„Dann muss ihm jemand mal ein bisschen Verstand beibringen. Wie Kazim neulich am Strand gesagt hat: Man hat es nicht immer leicht mit den Al-Mansur-Männern. Sie brauchen unsere Hilfe, weil sie in einer kaputten Familie aufgewachsen sind. Woher sollen sie wissen, wie es funktioniert?“
„Das stimmt. Sie hatten Geld, aber keine Zuneigung.“
„Salim ist stolz und verdammt stur“, fuhr Sara fort. „Aber er hat einen guten Charakter. Wenn er erfährt, dass er eine süße kleine Tochter hat …“
Celia seufzte. „Ich möchte es ihm ja erzählen …“ Wieder dachte sie an das Gespräch, das sie am Strand mit angehört hatte. „Vielleicht wäre es ihm lästig. Er plant sein zukünftiges Leben gerade ohne mich.“
„Na und? Pläne kann man ändern. Es ist einfach nicht fair, ihm das Kind vorzuenthalten. Im Übrigen wird Kira sowieso irgendwann wissen wollen, wer ihr Vater ist. Also, warum nicht jetzt reinen Tisch machen, solange es noch eine Chance auf ein Happy End gibt?“
Celia glaubte nicht an dieses Happy End, aber ihr war klar, dass Sara recht hatte. Sie durfte Salim die Existenz seiner Tochter nicht länger verschweigen. „Ich sage es ihm gleich morgen“, versprach sie.
Ermutigend drückte Sara ihr den Arm. „Kazim und ich werden Ihnen beistehen, egal, was passiert. Alles wird gut.“
„Das hoffe ich“, erwiderte Celia und überspielte ihre Zweifel mit einem Lächeln.
Sobald Celia am nächsten Morgen aufgestanden war, rief sie Salim auf seinem Handy an. Statt Begrüßungsworte zu verschwenden, fiel sie sofort mit der Tür ins Haus: „Kannst du mich um neun Uhr zur Baustelle fahren?“
„Hm, ich habe um zehn ein Meeting. Vielleicht kann Hanif dich fahren.“
„Können wir uns dann später dort treffen?“
„Gern. Ich bin gegen vier Uhr bei dir. Später können wir zusammen nach Hause fahren.“
„Gut.“ Mit zitternden Fingern unterbrach sie die
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