Wie Sommerregen in der Wueste
vernünftigen Pläne jedes Mal.
Und jetzt hatte er eine Tochter.
„Ich wollte auch das Richtige tun“, erklärte Celia ruhiger. „Mir schien es das Beste für uns alle zu sein, wenn ich Kira allein aufziehe.“
„Es ist ja nicht so, dass ich ohne dich leben wollte …“ Salim sprach nicht weiter, als ein schwarzer Mercedes auf das Gelände fuhr. Aus dem Wagen stieg eine Frau in schwarzem, orientalischem Gewand. Ihr glänzendes schwarzes Haar war fast vollständig unter einem gelben Schleier verborgen.
„Eine Freundin“, presste Salim hervor. „Ich habe ihr vorgeschlagen, sich die neue Hotelanlage bei Gelegenheit mal anzusehen. Aber ich hatte keine Ahnung, dass sie heute kommen wollte. Wahrscheinlich hat ihr jemand im Büro gesagt, dass ich hier bin.“
Seltsames Zusammentreffen, dachte er. Seit Monaten bemühte er sich um Nabilah Al Sabah, aber bisher hatte sie an der Stadt kein besonderes Interesse gezeigt. Und jetzt, da all seine Zukunftspläne durch ein Kleinkind durcheinandergewirbelt wurden, erschien sie plötzlich auf der Bildfläche. Es kam Salim wie ein böses Omen vor.
Er steckte das Foto seiner Tochter ein und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Schön, dass du kommst, Nabilah“, rief er.
„Ich wollte mir die Anlage schon viel früher anschauen“, erwiderte sie mit samtweicher Stimme und lächelte.
Ihre geschulte, vornehme Art hatte Salim gefallen – bis Celia aufgetaucht war und er wieder ihr spontanes Lachen gehört und ihr offenen Wesen erlebt hatte.
„Celia, darf ich dir meine … Freundin Nabilah Al Sabah vorstellen? Nabilah, dies ist Celia Davidson. Sie ist Landschaftsarchitektin und eine sehr gute alte Freundin von mir.“
Ausdruckslos sahen die Frauen einander an und reichten einander die Hand.
„Ich muss jetzt gehen“, verkündete Salim. „Könntest du Nabilah bitte herumführen, Celia?“
„Ich hatte gehofft, dass du ein wenig Zeit für mich erübrigen könntest, Salim“, warf Nabilah ein.
„Ein anderes Mal. Ich habe mich schon verspätet. Celia, ich schicke dir Hanif, damit er dich abholt.“
„Keine Sorge, ich bin mit meinem Auto da. Ich dachte mir schon, dass ich es brauchen würde.“ Sie schaute ihn kühl an.
Salim nickte kurz und ging zu seinem Wagen. Alles, woran er denken konnte, war Kira. Seine kleine Tochter. Ein kleines Mädchen mit braunen Augen und einem Kinngrübchen. Sie brauchte ihren Vater.
Und dann war da noch Celia. Immer schon war ihm klar gewesen, dass ihn etwas ganz Besonderes mit ihr verband.
Das Ganze brachte seine wohlgeordnete Welt zum Einsturz. Alles hatte sich von einem Moment zum anderen verändert. Nichts würde mehr sein wie zuvor.
Das war das Einzige, was er sicher wusste.
„Männer.“ Celia zuckte die Schultern. „Immer wenn man sie braucht, rennen sie weg.“ Sie musterte Nabilah kurz. Die andere Frau war in etwa so groß wie sie, schlank unter dem traditionellen Kleid, und ihr Gesicht war makellos schön.
Nabilah lachte perlend.
Puh, dachte Celia. Diese Frau will Salim also heiraten. „Wo fangen wir an?“, fragte sie, um die Führung hinter sich zu bringen.
„Wo immer Sie wollen.“
„Na gut.“ Celia machte eine weit ausholende Armbewegung. „Dies hier nennen wir den Marktplatz. Die Gebäude sind fertig, aber es wird noch eine Weile dauern, bis die Ausstattung komplett ist. Was die Begrünung der Anlage betrifft, sind wir schon sehr weit. Ehe das Hotel eröffnet wird, müssen wir noch mal genau hinsehen, damit alles, was das Auge noch stören könnte, entfernt wird.“
„Faszinierend.“ Nabilah lächelte sie strahlend an. „Ich interessiere mich sehr für botanische Fragen.“
Celia glaubte ihr kein Wort. „Ihr Englisch ist sehr gut.“
„Das hoffe ich. Schließlich hatte ich sechs Jahre lang einen Privatlehrer. Ich spreche auch Französisch, Spanisch und Japanisch. Finden Sie nicht, dass es wichtig ist, sich in den Weltsprachen verständigen zu können?“
„Absolut. Ich wünschte, ich hätte Zeit, um Chinesisch zu lernen. Welcher Aspekt unserer Hotelanlage interessiert Sie besonders?“
„Oh, alles“, rief Nabilah mit falschem Enthusiasmus. „Eine Stadt, auf der neues Leben wächst. Es kommt mir vor wie ein Märchen.“
„Die Gebäude sehen brandneu aus, aber darunter liegen die Mauern der alten Handelsstadt an der Weihrauchstraße.“
„Hier sind die Wurzeln von Salims Familie. Zumindest mütterlicherseits“, erläuterte Nabilah. „Sein Vater kam aus Ägypten, soweit ich
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