Wie Sommerregen in der Wueste
mich um zwanzig Jahre jünger. Eigentlich sollte ich Ihnen dankbar sein. Wenn ich mir vorstelle, ein so gut aussehender Bursche wie Sie und eifersüchtig auf einen alten Mann.« Immer noch amüsiert lächelnd lehnte er sich zurück. »Auf einen reichen alten Mann. Nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass die kleine Lady das sehr freundlich aufgenommen hat.«
»Die kleine Lady …«, entgegnete Craig gedehnt, »… wäre mir fast ins Gesicht gesprungen.«
»Ich habe doch gesagt, sie hat Schneid.« Zum Glück, dachte Barlow, bietet das Leben immer wieder Überraschungen. »Tatsache ist, ich hatte sie für meinen Sohn im Auge.« Über Craigs Blick lachte er erneut auf und schob den Hut zurück. »Nun gehen Sie nicht gleich in die Luft, junger Mann. Zu viel Aufregung an einem Tag schadet nur. Außerdem, ich bin von dem Gedanken schnell wieder abgekommen, als ich bemerkt habe, wie Amy Sie ansieht.«
»Das vereinfacht vieles.«
»Zumindest zwischen Ihnen und mir. Ansonsten glaube ich aber, dass Sie bis zur Hüfte im Treibsand stecken.«
»Eine ziemlich exakte Beschreibung.« Craig warf seine leere Dose in einen Mülleimer. »Haben Sie Vorschläge?«
»Sie sollten besser einen Strick finden und sich selbst herausziehen.«
»Mein Vater hat es immer mit Blumen versucht.«
»Kann nicht schaden. Ebenso wenig, in die Knie zu gehen.« Als Barlow Craigs Gesichtsausdruck bemerkte, lachte er. »Dazu sind Sie wahrscheinlich noch zu jung. Aber Sie lernen es.« Freundschaftlich schlug er Craig auf den Rücken. »Ja, Sie werden es noch lernen.«
In die Knie wollte er nicht gehen. Um keinen Preis. Aber Craig meinte, es sei vielleicht Zeit für die Blumen. Wenn sich eine Frau innerhalb von zwei Wochen nicht abreagiert hatte, dann würde sie es überhaupt nicht mehr tun – zumindest nicht ohne eine kleine Hilfestellung.
Wie auch immer, sagte sich Craig, eine Entschuldigung ist überfällig. Er lachte ein wenig über sich selbst, als er die Tigerlilien wieder in die andere Hand nahm. Es schien, als hätten Amy und er sich von Anfang an Entschuldigungen zugeworfen. Warum also dieses Muster ändern, dachte er, als er vor ihrer Tür stand. Wenn sie seine Entschuldigung nicht annahm, würde er einfach nicht von der Stelle weichen und Amy so lange zusetzen, bis ihr nichts anderes übrig blieb, als zu akzeptieren.
Außerdem, er vermisste sie. So einfach war das. Er vermisste es, sich mit ihr über das Projekt auseinanderzusetzen. Er vermisste ihr Lachen, wenn sie einmal ganz entspannt war. Er vermisste ihre Umarmungen.
Er warf einen Blick auf die Blumen in seiner Hand. Tigerlilien waren ein äußerst dünnes Rettungsseil, aber immer noch besser als keins. Selbst wenn Amy sie ihm ins Gesicht werfen sollte, das wäre immerhin schon einmal eine Veränderung zu der steifen Höflichkeit, die sie ihm gegenüber an den Tag legte. Er klingelte und suchte krampfhaft nach den passenden Worten.
Es war nicht Amy, die öffnete, sondern eine zierliche blonde Frau von ungefähr vierzig Jahren. Sie trug ein einfaches kupferfarbenes Kleid, dessen Farbe das ihrer Haare und ihrer Augen betonte – Augen, die wie die von Amy waren. In ihrer zarten Art mit ihrem Porzellanteint sah sie umwerfend aus. Craig lächelte.
»Hallo.« Sie erwiderte sein Lächeln und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Jessie Peters.«
»Craig Johnson. Ich bin ein Arbeitskollege von Amy.«
Sie musterte ihn mit einer gewissen weiblichen Anerkennung. »Kommen Sie herein. Möchten Sie einen Drink? Amy ist unter der Dusche.«
»Ja.« Er erinnerte sich an Amys Wein. »Etwas Kaltes, wenn Sie haben.«
»Ich habe gerade frische Limonade zubereitet. Machen Sie es sich bequem.« Sie verschwand in der angrenzenden Küche. »Erwartet Amy Sie?«
»Nein.« Er sah sich um. Das Apartment schien schnell, aber gründlich aufgeräumt worden zu sein.
»Also eine Überraschung. Ich liebe Überraschungen.« Sie kam mit zwei großen Gläsern, in denen Eiswürfel klirrten, zurück. »Sind Sie Ingenieur?«
»Ich bin Architekt.«
Ein kleines Lächeln spielte um Jessies Mundwinkel. »Der Architekt.« Mit einer Handbewegung bot sie Craig Platz an. »Ich glaube, Amy hat Sie schon erwähnt.«
»Darauf möchte ich wetten.« Er legte die Blumen auf den Tisch.
»Sie hat allerdings nicht erwähnt, wie attraktiv Sie sind.« Jessie schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Doch es ist typisch für sie, solche Sachen für sich zu behalten.« Sie strich mit einer Fingerkuppe über
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