Wie Sommerregen in der Wueste
ihr ein flüchtiges Lächeln zu und schlenderte hinüber zum Garten.
Er hörte Amy leise lachen. Und dann sah er sie im Schein einer der bunten Laternen, die überall im Garten aufgehängt waren. Sie lächelte und drehte eine rote Blüte zwischen den Fingern. Die gleiche Blüte, stellte Craig fest, wie die, die sie nur einen Abend vorher auf seiner Terrasse zerpflückt hatte.
»Nicht gerade viel zum Anfassen«, meinte Barlow und lächelte. »Aber beste Auswahl.«
Sie lachte wieder und befestigte die Blüte an Barlows Revers.
»Entschuldigung.«
Barlow und Amy drehten sich um – ertappt, wie Craig fand.
»Na, Johnson, amüsieren Sie sich?« Barlow schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Sie amüsieren sich bestimmt noch mehr, wenn Sie mit jemandem, der so hübsch wie unsere Amy ist, im Mondschein herumschlendern. Heutzutage nehmen sich die jungen Leute kaum noch Zeit für Romanzen. Ich will mal sehen, ob ich ein Bier auftreiben kann.«
Für einen untersetzten Mann war er sehr flink, und ehe sie sich’s versah, fand sich Amy allein mit Craig in dem festlich erleuchteten Garten wieder.
»Ich sollte mich auch unter die Leute mischen«, begann sie, als Craig ihr den Weg versperrte.
»Danach hast du den ganzen Abend doch kein Bedürfnis verspürt.«
Ihr zentraler Gedanke war, schnell aus dem Garten, aus Craigs Nähe zu kommen. Darum warf sie ihm nur ein flüchtiges Lächeln zu. »Ich war mit WW zusammen. Eine angenehme Gesellschaft.«
»Ich habe es bemerkt. Unglaublich, wie unbeschwert Frauen von einem Mann zum anderen wechseln können. Mein Kompliment.«
Ihr Lächeln ging in einen verwirrten Blick über.
»Er mag schon in den Sechzigern sein, aber zwei oder drei Millionen lassen wahrscheinlich schnell einige Jahre vergessen.«
Fast eine geschlagene Minute lang starrte Amy ihn an. »Vielleicht solltest du abtreten und einen neuen Auftritt machen. Dann könnte ich möglicherweise eher verstehen, wovon du überhaupt sprichst.«
»Ich denke, ich drücke mich klar genug aus. Barlow ist ein sehr reicher Mann, seit fast zehn Jahren verwitwet und einer, der offenbar eine junge attraktive Frau zu würdigen weiß.«
Sie hätte fast gelacht, doch dann bemerkte sie die Verachtung in seinem Blick. Er meinte es wirklich ernst. Das war der Gipfel an Beleidigung. »Du solltest besser sagen, er ist ein Mann, der weiß, wie er eine Frau zu behandeln hat. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest.«
Er packte ihren Arm, bevor sie an ihm vorbeistürmen konnte. »Ich kann für dein Verhalten keine Entschuldigung finden, Rotschopf. Aber das hindert mich nicht daran, dich zu wollen.«
Er zog sie an sich, bis sich ihre Gesichter wieder ganz nah waren. »Ich weiß auch nicht, warum es so ist, aber ich will dich. Und, falls das in deinen berechnenden Schädel überhaupt hineingeht, ich beabsichtige auch, dich zu bekommen.«
»Du kannst dich zum Teufel scheren, Johnson.« Sie riss sich los, aber sie war noch nicht fertig. »Mir ist es egal, was du willst oder was du von mir denkst, doch da ich Mr Barlow zu sehr mag, als dass ich will, dass du ihn als senilen Trottel einschätzt, werde ich dir etwas verraten. Wir haben uns unterhalten, so, wie es manchmal in geselligen Situationen üblich ist. Zufällig haben wir uns glänzend verstanden. Ansonsten wollte ich nichts von ihm und er nichts von mir.«
»Und was war das für ein Spruch, als ich mich blicken ließ?«
»Was?« Sie überlegte kurz, und dann lachte sie. Aber ihr Blick blieb kalt. »Das war der Satz aus einem Film, du Einfaltspinsel. Ein alter Tracy-Hepburn-Film. Zufällig sind Mr Barlow und ich beide Filmfans. Und jetzt will ich dir noch etwas sagen.« Die Wut hatte Oberhand über sie gewonnen. »Wenn er weiter gehende Interessen gehabt hätte, wäre das allein meine Sache. Wenn ich mit ihm flirten will, wäre das meine Angelegenheit. Wenn ich mit ihm – oder mit wem auch immer – eine Affäre wollte, ginge es dich nichts, aber auch gar nichts an. Vielleicht ziehe ich eine solche Aufmerksamkeit auch dem von dir bevorzugten kurzfristigen Grapschen vor.«
»Jetzt hör aber auf.«
»Du hörst auf.« Im Licht der Laternen funkelten ihre Augen gefährlich. »Ich denke nicht daran, mich so von dir beleidigen zu lassen. Halt dich also zurück, Johnson.«
Sie stürmte davon. Craig wusste, was es bedeutete, einen Graben auszuheben. Und er wusste, diesen hatte er unglücklicherweise besonders tief gegraben.
5. K APITEL
Craig dachte an Blumen. Irgendwie glaubte er
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