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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Energie, sich auf eine Beziehung einzulassen. Und ganz bestimmt suchte er nach keiner. »Okay, Wilson, betrachten wir die Sache logisch. Ingenieure sind doch logisch denkende Menschen.«
    »Ja.«
    »Wir müssen noch einige Monate lang zusammenarbeiten. Wenn Spannungen zwischen Menschen bestehen, arbeiten sie nicht gut. Und wenn wir weiterhin einen solchen Aufstand veranstalten, wird die Arbeit bald zur Qual.«
    »Okay, eins zu null für dich.« Sie lächelte. »Aber ich werde trotzdem nicht mit dir ins Bett gehen, um so die Spannung zu mindern.«
    Er lehnte sich zurück. »Wenn das ausgeklammert ist …« Fragend hob er eine Augenbraue.
    »Restlos.«
    »Wie wäre es dann mit Pizza und Kino?«
    Sie dachte logisch. Und sie war es gewohnt, aus Fakten die richtigen Schlüsse zu ziehen. »Sonst nichts?«
    »Das hängt davon ab.«
    »Nein.« Kopfschüttelnd hob Amy die unberührte Limonade. »Ich ziehe Eindeutigkeit vor. Wenn wir übereinkommen, einander kennenzulernen, eine berufliche und persönliche Beziehung aufbauen zu wollen, muss ich wissen, ob die persönliche auch innerhalb klarer Grenzen bleibt. Damit legen wir grundsätzliche Regeln fest.«
    »Soll ich mein Notizbuch herausholen?«
    »Wenn du möchtest. Aber meiner Meinung nach können wir es einfacher halten. Wir können uns sehen, als Freunde, als Kollegen. Aber keine romantischen Situationen.«
    Amüsiert musterte Craig sie. »Definiere ›romantische Situationen‹.«
    »Du hast schon ganz richtig verstanden, Johnson. Und du hattest recht: Spannungen wirken sich nur negativ auf unsere Arbeit aus. Verständnis und Respekt auf der persönlichen Ebene werden zu einer besseren beruflichen Zusammenarbeit führen.«
    »Das solltest du für die nächste Arbeitsbesprechung niederschreiben.« Beschwichtigend hob er eine Hand, bevor ihr Temperament wieder mit ihr durchging. »Okay, versuchen wir es auf deine Art.« Er beugte sich vor und reichte ihr die Hand. Als sie sie ergriff, zog ein Grinsen über sein Gesicht. »Jetzt muss ich wohl die Blumen wieder mitnehmen.«
    »Oh nein«, sagte sie mit einem amüsierten Lächeln, »du hast sie mir gegeben, bevor wir die Bedingungen aufstellten.«
    So konnte es klappen. Während der nächsten Tage beglückwünschte sich Amy selbst dafür, eine gefährliche Klippe umschifft und ein angenehmes Übereinkommen getroffen zu haben. Nach der Arbeit traf sie sich mit Craig, um in ein Restaurant oder in eine Show zu gehen. Und wenn Amy sich dabei ertappte, mehr zu wollen, wenn sie Craig vor seinem Hotel oder er sie vor ihrem Apartment absetzte, dann unterdrückte sie dieses Gefühl sofort.
    Allmählich lernte sie ihn besser kennen. Sie erfuhr von seiner Kindheit, von seinen Schwierigkeiten, die Ausbildung zu beenden. Er sprach zwar nicht groß über die finanziellen Probleme oder die harte Knochenarbeit, die er deswegen hatte leisten müssen, doch Amy verstand es allmählich, das, was er verschwieg, aus dem, was er sagte, herauszuhören.
    Das veränderte ihr Bild von ihm. Sie hatte in ihm den verwöhnten, privilegierten Teilinhaber einer angesehenen Architekturfirma gesehen. Dabei hatte sie die Tatsache nicht berücksichtigt, dass er sich – ähnlich wie sie selbst auch – erst hocharbeiten musste. Amy schätzte Ehrgeiz, wenn er mit Elan und – ganz altmodisch – harter Arbeit gepaart war.
    Wenn es um ihr Privatleben ging, war sie allerdings vorsichtiger als Craig. Sie sprach über ihre Jahre bei Thornway und ihre Bewunderung dem Mann gegenüber, der ihr die Chance zum Aufstieg gegeben hatte. Doch ihre Familie oder ihre Kindheit erwähnte sie nie. Obwohl er das bemerkte, beließ es Craig dabei. Was sich zwischen ihnen entwickelte, war noch zu zerbrechlich.
    Falls Amy mit ihrer Vereinbarung zufrieden war, Craig wurde immer frustrierter. Es verlangte ihn, sie zu berühren, nur leicht, ihre Wange, ihr Haar. Doch er wusste, selbst die kleinste Berührung könnte alles zerstören. Immer wieder wollte er sich zurückziehen und ihren platonischen Abenden ein Ende setzen. Aber er konnte es nicht. Doch eines wusste er: Wer es auch immer gewesen war, der behauptet hatte, ein halber Laib Brot sei besser als gar keiner, der hatte nichts von richtigem Hunger gewusst.
    Die Hände in die Hüften gestützt, beobachtete Amy die Ingenieure und Mechaniker bei der Arbeit. Gnadenlos brannte die Sonne.
    »Darling.«
    »Mom? Was machst du denn hier?«
    »Du hast so viel von diesem Projekt erzählt, dass ich es mir endlich selbst einmal ansehen muss.«

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