Wie Sommerregen in der Wueste
nur schiefgehen konnte.
Eigentlich hatte alles mit dem Besuch ihrer Mutter begonnen. Amy trocknete sich mit einem Handtuch das Gesicht. Es war zwar nicht fair, Jessie die Schuld zu geben, aber sie war eine Frau, die Komplikationen verursachte, wo immer sie auftauchte, und dann auf andere Menschen wartete, die sie klären sollten.
Besser, sich über Jessie zu ärgern als über mich selbst, dachte Amy, als sie einen Aktenstapel zusammenpackte, den sie mit nach Hause nehmen wollte. Jessies ereignisreiches und buntes Leben – vor allem Liebesleben – bot zum Glück genügend Ansatzpunkte dazu. Wie sie es schon wieder geschafft hatte, bei Barlow anzukommen! Das war nun wirklich das Letzte, was Amy wollte: eine Romanze zwischen dem Auftraggeber des Bauprojekts und ihrer flatterhaften Mutter. Amy verzog das Gesicht und stieß mit dem Fuß die Tür des Bauwagens auf.
Ich bin nicht fair, dachte Amy, als sie auf ihren Wagen zuging. Jessies Leben ging sie nichts an. Und auch die Wut Craig gegenüber war nicht fair. Er hatte zwar den Kuss initiiert, aber sie hatte nichts unternommen, um ihn daran zu hindern.
Sie hätte ihn zurückhalten müssen, aber das hatte sie nicht. Warum nicht? Es war etwas Merkwürdiges und Wunderbares und völlig Unerwartetes dabei mit ihr geschehen, etwas, das mehr als Leidenschaft und Lust gewesen war.
Fast hätte man glauben können, sie hätte sich verliebt.
Was natürlich Unsinn war. Amy kramte in ihren Taschen nach den Autoschlüsseln. Sie würde einfach nicht mehr daran denken. Sie hatte sich schließlich über genügend andere Probleme den Kopf zu zerbrechen, und die meisten davon steckten in den Aktenordnern, die sie unter dem Arm trug. Mit etwas Anstrengung und viel Konzentration konnte sie die passenden Zahlen zusammenstellen, die Gleichungen bestimmen und die Lösungen finden. Eine Lösung für das Problem Craig zu finden, lag nicht in ihrem Erfahrungsbereich. Also würde sie die Finger davon lassen und sich Kopfschmerzen ersparen.
Das Geräusch eines Autos ließ sie herumfahren. Und dann hätte sie doch fast Kopfschmerzen bekommen, als sie den kleinen Sportflitzer erkannte, den Craig sich gemietet hatte. Der Staub wirbelte auf, als er neben ihr zum Stehen kam, gerade als sie die Tür ihres Wagens aufriss.
Er hatte sich an diesem Nachmittag auch viele Gedanken gemacht und seine eigenen Schlüsse daraus gezogen. Bevor Amy in ihr Auto schlüpfen konnte, war Craig ausgestiegen und fasste sie am Arm. »Lass uns fahren.«
»Ich war gerade dabei.«
»Wir nehmen meinen Wagen.«
»Du nimmst deinen Wagen.«
Er nahm ihr einfach den Schlüssel und die Aktenordner ab. Die Ordner warf er auf den Rücksitz seines Wagens. »Steig ein.«
»Was fällt dir ein?« Amy schob ihn zur Seite und beugte sich in den Wagen, um sich ihre Unterlagen wiederzuholen. »Du bist wohl verrückt geworden«, stieß sie hervor, als Craig sie auf den Beifahrersitz drückte. Innerlich vor Wut kochend, legte sie die Hand auf den Türgriff. Doch schon spürte sie den festen Griff von Craigs Hand um ihre. Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und starrte zu ihm hoch. Er beugte sich sehr nah zu ihr herunter, und seine Stimme war betont sanft.
»Wenn du aussteigst, Wilson, wird es dir leidtun.«
»Gib mir meinen Schlüssel.«
»Keine Chance.«
Sie verwarf die Möglichkeit, ihm den Schlüssel mit Gewalt abzunehmen. Sie wusste, wann sie sich geschlagen geben musste. Mit zusammengekniffenen Augen begegnete sie seinem Blick.
»Es ist Feierabend, Amy, und wir haben Dinge zu klären. Persönliche Dinge.« Er beugte sich vor und legte ihr den Sicherheitsgurt um.
Als sie den Gurt wieder öffnete, hatte Craig sich bereits hinters Steuer gesetzt. Wortlos ließ er ihren Gurt wieder im Schlitz einschnappen, bevor er den Wagen in einer Staubwolke die Straße hinunterjagte.
»Was willst du eigentlich beweisen?«
»Ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher. Aber wir fahren jetzt an irgendeinen ruhigen Ort, bis ich es herausgefunden habe. So, wie ich es sehe, hat unser erster Plan nicht geklappt, also müssen wir wieder an den Entwurfstisch zurück, um uns andere Möglichkeiten zu überlegen.«
Der ruhige Ort entpuppte sich als Craigs Hotel. Er zog Amy einfach hinter sich her und drückte sie in seiner Suite auf einen Stuhl.
»Möchtest du einen Drink?« Amy starrte ihn nur an. »Ich schon.« Er ging zur Bar und öffnete eine Flasche Wein. »Ein Chardonnay dieses Mal. Guter Jahrgang, wunderbare Blume, ein wenig
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