Wie Sommerregen in der Wueste
wohl.«
»Also, wie geht’s nun weiter?«
Sie sah auf. Ihr Blick war ruhig – ruhig und direkt. Was auch immer sie empfand, sie hatte sich gut unter Kontrolle. »Offensichtlich kennst du alle Antworten.«
»Amy …« Er hielt sich zurück. »Lass uns einfach die Fakten betrachten. Erstens, ich begehre dich. Zweitens, du begehrst mich. Nehmen wir beide Tatsachen zusammen und fügen noch die dritte hinzu, dass wir beide keine Kinder mehr sind, sondern Erwachsene, die vernünftig genug sind, sich sowohl intellektuell als auch emotional über eine Beziehung auseinandersetzen zu können, dann sollten wir doch – wie du es immer forderst – zu einer ganz klaren Antwort kommen.«
Sie wollte nicht intellektuell sein. Sie wollte nicht vernünftig sein. Sie wollte einfach nur ihre Arme und ihr Herz öffnen. Zum Teufel mit Fakten und Plänen und klaren Antworten!
So denkt Jessie, erinnerte sich Amy, als sie noch einen Schluck Wein nahm. Und was für Jessie zutrifft, könnte nie für sie, Amy, gelten.
Über den Rand ihres Glases betrachtete sie Craig. Er machte einen so entspannten Eindruck. Dass seine Muskeln angespannt wie Drahtseile waren, das konnte Amy nicht sehen. Sie sah nur eine Spur von Belustigung in seinem Blick und die scheinbar unbeschwerte Art, wie er in seinem Sessel saß.
»Soll ich noch einmal die Fakten aufzählen, Rotschopf?«
»Nein.« Sie stellte ihr Glas ab und legte die Hände übereinander. »Eine klare Antwort: Wir haben eine Affäre.«
Die kühle Art, in der sie sprach, gefiel ihm überhaupt nicht. Aber wenn er sie beim Wort nahm? War es nicht das, was er wollte? Mit ihr zusammen sein? Und doch, es schmerzte, und das verwunderte ihn.
»Wann möchtest du, dass sie beginnt?«
Seine höfliche Frage ließ sie unwillkürlich die Hände im Schoß zu Fäusten ballen. Ich habe selbst diese Tür geöffnet, erinnerte sich Amy. Nun musste sie sich auch stellen. »Ich denke, wir sollten uns erst gegenseitig verstehen lernen. Unser persönliches Leben darf sich nicht mit unserem beruflichen vermischen.«
»Der Himmel bewahre uns davor.«
Tief Luft holend, fuhr sie fort: »Es ist wichtig, dass wir beide wissen: Es gibt keine Fesseln, kein Bedauern, keine langfristigen Ansprüche. In wenigen Wochen kehrst du nach Florida zurück, und ich bleibe hier. Es bringt nichts, wenn wir uns in dieser Hinsicht etwas vormachen.«
»Sicher.« Er spielte mit der Idee, sie für ihre kühle, distanzierte Art zu erwürgen, wo er doch nichts anderes wollte, als sie zu lieben, bis ihnen beiden die Luft wegblieb. »Offensichtlich hast du das schon einmal durchgemacht.«
Sie antwortete nicht. Es war nicht nötig. Bevor sie den Blick senkte, sah er ihre Augen verräterisch glänzen.
»Was ist denn das?« Er kam zu ihr und kniete neben ihr nieder. »Hat dir jemand das Herz gebrochen, Rotschopf?«
»Es freut mich, dass du dich amüsierst.« Sie verstummte, als er ihre Wange berührte.
»Ich amüsiere mich nicht.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Ich habe nicht erwartet, der erste Mann in deinem Leben zu sein. Aber es tut mir leid, falls dich jemand verletzt hat. War es schlimm?«
Das war das Letzte, was sie von ihm erwartet hatte: Einfühlungsvermögen. Wieder stiegen die Tränen in ihr hoch, doch nicht wegen der Vergangenheit, sondern wegen der Gegenwart. »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
Es gab Wunden, die schwer verheilten. Craig nahm sich vor herauszufinden, wie tief diese gegangen waren, aber er konnte warten. »In Ordnung. Dann lass uns zusammen essen.«
Ihr gelang ein kleines Lächeln. »Ich bin nicht dafür angezogen auszugehen.«
»Wer hat denn von ausgehen gesprochen?« Er beugte sich vor und streifte zärtlich ihre Lippen mit seinen. »Hast du nicht gesagt, du magst Hotels, weil du den Zimmerservice anrufen und im Bett essen kannst?«
»Ja.« Sie legte eine Hand an seine Wange und gab sich seinem Kuss hin.
»Du kannst meine Dusche benutzen und die Handtücher einfach auf dem Boden liegen lassen.«
Ihre Lippen lagen an seinen. »Klingt gut.«
Er küsste sie wieder. Es war seine Zärtlichkeit, die sie zum Schweigen, und ihre, die ihn zum Reden brachte. »Außerdem möchte ich dir noch ein Versprechen geben: Ich werde dich nicht verletzen, Amy.«
Er meinte seine Worte ernst. Sie konnte es sehen, als sie ihm in die Augen blickte, und sie schmiegte ihre Wange an seine. Sie hatte ihr Herz, ihr sorgsam behütetes Herz, unwiderruflich an ihn verloren.
Als das Telefon dieses Mal
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