Wie Sommerregen in der Wueste
Wen?«
»Natürlich Willie.«
Geschlagene zehn Sekunden brachte Amy kein Wort heraus. Dann sprach sie langsam, als wäge sie jedes Wort ab. »Du hast Mr Barlow in Vegas geheiratet?«
»Vor zwei Tagen.« Jessie streckte die Hand aus, an der zwei Diamantringe funkelten. »Als wir erst entschieden hatten, dass es das ist, was wir wollen, gab es keinen Grund zum Warten. Schließlich sind wir beide keine Kinder mehr.«
Amy starrte auf die blitzenden Steine. Dann sah sie ihre Mutter an. »Du kennst ihn doch kaum.«
»Ich habe ihn während der letzten Zeit sehr gut kennengelernt.« Jessie musterte das Gesicht ihrer Tochter. Nein, es war doch schwer, sehr schwer. »Er ist ein wunderbarer Mann, Schätzchen, sehr willensstark. Und als er mich gefragt hat, habe ich eben Ja gesagt. Und da wir schon einmal dort waren, da haben wir eben geheiratet.«
»Dann sollte für dich ja alles klar sein.«
Jessies Augen blitzten, doch ihre Stimme blieb ruhig. »Ich wünschte, du wärst mit mir glücklich. Ich bin glücklich. Doch wenn du das nicht sein kannst, möchte ich wenigstens, dass du meinen Entschluss akzeptierst.«
»Dann sollte auch für mich alles klar sein.«
Die Freude war aus Jessies Miene verschwunden. »Willie wollte eigentlich mitkommen, doch ich dachte, es sei besser, ich spreche allein mit dir. Er hält viel von dir. Ich hoffe, du machst es ihm nicht schwer, bei der Meinung zu bleiben.«
»Ich mag Mr Barlow«, entgegnete Amy steif. »Und wahrscheinlich sollte ich auch gar nicht überrascht sein. Ich wünsche dir viel Glück.«
Jessie spürte einen Stich im Herzen. »Nun, das ist immerhin etwas.« Sie erhob sich. »Ich muss mich jetzt um meine Kündigung kümmern.«
»Du hast deine Arbeit gekündigt?«
»Ja, ich ziehe nach Dallas. Willie lebt dort.«
»Ich verstehe.« Auch Amy stand auf. »Wann?«
»Wir fliegen heute Nachmittag, dann lerne ich seinen Sohn kennen. In ein paar Tagen kommen wir zurück, da wir noch verschiedene Dinge erledigen müssen.« Sie wäre auf ihre Tochter zugegangen, doch sie nahm an, es sei das Beste, ihr erst einmal Zeit zu lassen. »Ich rufe dich an, sobald wir zurückkommen.«
»Gut.« Amys Stimme klang kühl. »Angenehme Reise.«
Craig ging zur Tür, um sie für Jessie zu öffnen. Bevor sie ging, drückte er ihren Arm. »Meine besten Glückwünsche, Jessie.«
»Danke.« Jessie wollte jetzt nichts als allein sein, um sich erst einmal richtig ausweinen zu können.
Craig schloss die Tür und drehte sich zu Amy um, die immer noch am selben Fleck stand. »Meinst du nicht auch, dass du ein wenig zu grob gewesen bist?«
»Halt dich da raus.« Sie wollte hinüber ins Schlafzimmer stürmen, doch er hielt sie am Arm fest.
»Nein. Was ist überhaupt das Problem? Meinst du nicht, deine Mutter kann frei entscheiden zu heiraten, wen sie will?«
»Natürlich. Sie konnte immer frei entscheiden. Ich will mich jetzt für die Arbeit fertig machen.«
»Nein.« Craig hielt weiterhin Amys Arm fest. »Nicht, bevor du dir das nicht von der Leber geredet hast.«
»Also gut. Du willst, dass ich mir das von der Leber rede? Ich tue es. Jessie ändert sich nie.« Er konnte Verzweiflung aus ihrer Stimme heraushören und lockerte seinen Griff. »Es läuft bei ihr immer nach dem gleichen Schema ab, immer wieder. Zuerst war da Jack, mein Vater. Er starb vor seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag.« Amy riss sich von Craig los und nahm eins der gerahmten Fotos von der Fensterbank. »Er war die große Liebe ihres Lebens – das behauptet sie jedenfalls.«
Vorsichtig wählte er seine Worte. »Er ist vor langer Zeit gestorben. Sie hat ein Recht darauf weiterzuleben.«
»Oh, sie hat gut weitergelebt. Sie ist regelrecht durchs Leben gestürmt, sie war kaum zu stoppen. Ehemann Nummer zwei: Bob.« Sie nahm ein anderes Foto. »Ich war ungefähr sechs, als sie sich frei entschied, ihn zu heiraten. Das ging zwei, vielleicht drei Jahre gut. Die korrekte Reihenfolge ist nicht ganz leicht.« Sie stellte das Bild ab und nahm ein anderes hoch. »Dann hatten wir Jim. Wir wollen Jim nicht vergessen, Ehemann Nummer drei. Ach, vor ihm gab es natürlich noch drei oder vier andere, aber die konnte sie nicht überreden, sie zu heiraten. Jim hatte einen Imbiss. Sie lernten sich bei einem Saft kennen und heirateten sechs Monate später. Und so lange waren sie anschließend auch zusammen. Jessie zählt Jim gar nicht mit. Sie hat nicht einmal seinen Namen behalten.«
»Dann kam Bud. Der gute alte Bud Peters. Ich habe kein Foto
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