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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dunklem Haar und einem kräftigen gebräunten Körper.
    »Schwer zu sagen.« Das Einzige, was Craig wusste, war, dass der junge Arbeiter atmete. Noch. »Der Rettungswagen ist schon verständigt.«
    »Was ist passiert?« Unter Amys Stiefel knirschten die Glassplitter, als sie sich neben den Verletzten kniete.
    »Keine Ahnung. Er ist durchs Glas gestürzt.« Mit grimmig verzogenem Mund blickte Craig nach oben. »Das sind gut sechs Meter.«
    Sie wollte etwas tun, irgendetwas. »Können wir ihn nicht aus dem Glas heben?«
    »Seine Wirbelsäule könnte verletzt sein. Wir bewegen ihn lieber nicht.«
    Minuten später, als sie die Sirene des Rettungswagens hörte, kam wieder Leben in Amy. »Craig, setz dich mit Tim in Verbindung. Und ihr, Männer, geht zurück, damit ihr die Sanitäter nicht behindert.« Sie wischte sich über ihre schweißnasse Stirn. »Wie heißt er?«
    »Das ist David«, meinte einer. »David Mendez.«
    Die Ambulanz fuhr vor, und Amy schob die Arbeiter zurück. »Hat er Familie?«
    »Eine Frau.« Hastig zog einer der Männer, der den Sturz miterlebt hatte, an seiner Zigarette. Was Mendez passiert war, konnte jedem von ihnen passieren. »Sie heißt Carmen.«
    »Ich kümmere mich darum«, schaltete sich Craig ein.
    »Danke. Ich fahre hinter der Ambulanz ins Krankenhaus. Jemand sollte da sein.« Ihr Magen zog sich zusammen, und Amy presste eine Hand darauf. »Sobald ich Näheres weiß, melde ich mich.« Sie sagte schnell einem der Sanitäter Bescheid und rannte dann zu ihrem Wagen.
    Dreißig Minuten später ging Amy unruhig in einem Wartezimmer auf und ab. Sie kannte Mendez nicht einmal, und andererseits kannte sie ihn sehr gut. Mit Männern von seinem Schlag war sie beruflich Tag für Tag zusammen. Männer wie er ließen Wirklichkeit werden, was sie und Craig aufs Papier gebracht hatten.
    Er war ihr nicht vertraut, und doch war er es. Sie ging im Raum auf und ab und betete im Stillen.
    »Amy.«
    »Craig.« Sie schoss herum und eilte auf ihn zu.
    »Ich habe die Frau des Mannes mitgebracht. Sie füllt gerade irgendwelche Papiere aus.«
    »Ich fühle mich so nutzlos. Sie sagen mir hier einfach nichts.« Sie fuhr sich durch ihr bereits zerzaustes Haar. »Wie geht es seiner Frau?«
    »Entsetzlich. Sie ist völlig durcheinander. Sie bemüht sich, sich zusammenzureißen. Ich glaube, sie ist noch nicht einmal achtzehn.«
    Amy ging wieder nervös auf und ab. »Ich bleibe hier bei ihr. Sie soll nicht allein warten. Hast du Tim erreicht?«
    »Ja. Er ist außer sich. Er will auf dem Laufenden gehalten werden.«
    Amy öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Der alte Thornway war immer persönlich erschienen, wenn sich ein Arbeiter ernsthaft verletzt hatte.
    Eine junge, schwangere Frau betrat den Raum. »Señor Johnson?«
    Craig legte ihr einen Arm um die Schulter und führte die Frau, die deutlich zitterte, zu einem Stuhl. »Amy, das ist Carmen Mendez.«
    »Mrs Mendez.« Amy ergriff beide Hände der Frau. Sie waren schmal – wie die eines Kindes – und kalt. »Ich bin Amy Wilson, die Ingenieurin des Bauprojekts. Wenn Sie wollen, bleibe ich hier bei Ihnen. Möchten Sie, dass ich noch jemanden anrufe?«
    »Meine Mutter.« Während des Sprechens flossen ihr die Tränen über die Wangen. »Sie lebt in Sedona.«
    »Geben Sie mir ihre Nummer?«
    »Sí.« Doch sie saß nur einfach da, stumm weinend.
    Amy legte einen Arm um sie und begann, leise in flüssigem Spanisch auf sie einzureden. Nickend und ein zerknülltes Taschentuch drehend, antwortete Carmen. Nach einigen Minuten strich Amy ihr über die Schulter und zog dann Craig mit sich aus dem Raum.
    »Sie sind noch nicht einmal ein Jahr verheiratet. Sie ist im sechsten Monat schwanger. Von dem, was der Arzt ihr gesagt hat, hat sie vor Aufregung nichts verstanden.« Amy küsste Craig flüchtig auf die Wange. »Ich schreibe dir die Nummer ihrer Mutter auf.«
    Dann kehrte sie zu Carmen zurück, um der jungen Frau, soweit das überhaupt möglich war, Trost zu spenden. Kurz darauf kam auch Craig wieder, und gemeinsam warteten sie die nächsten vier Stunden. Als schließlich der Arzt eintrat, krampften sich Carmens Finger um Amys.
    »Mrs Mendez?« Er kam zu ihnen und setzte sich auf den Tisch vor ihnen. »Ihr Mann ist jetzt aus dem Operationssaal.«
    In ihrer Angst vergaß sie ihr Englisch und sprudelte verzweifelt spanische Sätze heraus.
    »Sie fragt, wie es ihm geht«, übersetzte Amy.
    »Er hat innere Verletzungen, nicht nur an der Milz. Er ist jung und sehr kräftig,

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