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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Verkabelung termingerecht? Thornway ist ein wenig nervös.«
    »Aber sicher.«
    »Mmm.« Sie trat einen Schritt vor. Verdammt. Mit dem Stiefel war sie an den Rest einer Kabelrolle gestoßen. »So etwas muss weggeräumt werden. Bei einer Sicherheitsinspektion würden wir dafür ganz schön einen auf den Deckel bekommen.«
    Sie bückte sich nach dem Kabel, doch Tunney war schneller. »Sie sollten aufpassen, wo Sie hintreten.« Er warf den Kabelrest in eine Abfalltonne.
    »Ja. Ist das gerade geliefert worden?« Amy wies auf drei riesige Kabelrollen. »Solange die Lieferanten spuren, kann eigentlich nichts passieren.« Gedankenverloren lehnte sie sich an eine der Rollen.
    Sie liebte den Anblick von Baustellen, dieses sichtbare Wachstum, realisiert durch menschliche Vorstellungskraft und Schweiß. Es bedeutete sehr viel für sie. Das war es, was sie zu dieser Tätigkeit hingezogen hatte. Wenn man unter der unendlichen Weite des Himmels stand und die Entwicklung des Fortschritts beobachtete – des richtigen Fortschritts –, dann verspürte man Hoffnung und zugleich Befriedigung. Amy fühlte sich rundum wohl.
    Auch wenn sie es Craig noch nicht gesagt hatte, allmählich sah und verstand sie seinen Entwurf und seine Vision. Ein wenig Zauber, ein wenig Fantasie, und das an einem Ort, der von unvergleichlich karger Schönheit war. In den Bergen gab es immer noch Kojoten und Schlangen, doch auch der Mensch gehörte hierhin. Wenn der Ferienklub fertig war, wäre er nicht einfach nur eine Anlage, die sich in die Wüste einfügte, die Wüste an sich bekam durch ihn eine feierliche Würdigung.
    Das war es, was Craig gesehen hatte. Und das war es, was Amy allmählich verstand.
    »Das wird schon eine tolle Anlage werden.«
    »Wahrscheinlich.« Der Vorarbeiter trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Werden Sie einmal ein Wochenende an einem solchen Ort verbringen, Tunney?«
    »Nein, sicher nicht.« Er wischte sich wieder den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Ich auch nicht.« Lächelnd sah sie ihn an. »Wir bauen nur.«
    Er war nicht der Redseligste, und sie spürte seine Ungeduld. »Ich halte Sie von der Arbeit ab.« Sie wollte von der Rolle wegtreten, doch ein Ende des Kabels verfing sich in ihrer Jeans. »Was bin ich heute für ein Tölpel.« Sie kam Tunney zuvor und bückte sich, um sich von dem Kabel zu befreien. Stirnrunzelnd hielt Amy das Kabel in der Hand. »Haben Sie gesagt, das sei gerade geliefert worden?«
    »Direkt vom Lkw. Vor ein paar Stunden.«
    »Verdammt. Haben Sie es überprüft?«
    Er sah zu Boden, als sie in die Hocke ging, um das Kabel zu untersuchen. »Nein. Wie schon gesagt, es ist gerade abgeladen worden.«
    »Überprüfen Sie es jetzt.« Sie wartete, bis er sich neben ihr bückte und das Kabel in die Hand nahm.
    »Das ist keine vierzehner Stärke.«
    »Nein, ich würde sagen, ein Zwölfer.«
    »Ja, Ma’am.« Sein Gesicht lief rot an, als er sich wieder aufrichtete. »Das könnte hinkommen.«
    Fluchend ging sie zu den anderen Rollen. »Das sind alles Zwölfer, Tunney.«
    »Es sind Vierzehner bestellt worden, Miss Wilson. Sieht aus, als hätte jemand die Bestellung durcheinandergebracht.«
    »Ich hätte wissen müssen, dass alles zu gut lief, um von Dauer zu sein.« Sie wischte sich die Hände an den Jeans ab. »Damit können wir nichts anfangen. Rufen Sie den Lieferanten an und machen Sie ihm Dampf, dass er sofort Vierzehner liefert. Wir wollen keine Zeit verlieren.«
    »Werden wir bestimmt nicht. Das ist nur ein kleiner Fehler. Sehen Sie, die Zwölf hier auf den Rollen kann man ebenso als Vierzehn lesen.«
    »Nur gut, dass man sie auch noch anders unterscheiden kann. Sonst hätten wir hier bald die größte Pleite.« Sie beschattete mit den Händen die Augen und blickte hinüber zu den Bungalows. »Sonst noch irgendwelche Verwechslungen, die Ihnen entgangen sein könnten?«
    Er stopfte das Tuch zurück in die Tasche. »Ich bin seit achtzehn Jahren in diesem Geschäft tätig.«
    »Richtig. Aber Sie könnten doch trotzdem …« Das Zersplittern von Glas und ein Schrei ließ Amy innehalten. »Gütiger Himmel.« Sie stürmte los, folgte den aufgeregt schreienden Männerstimmen.
    Ihr Atem ging keuchend, als Amy das Gesundheitszentrum erreichte. Sie kämpfte sich durch die herumstehenden Männer hindurch und erblickte Craig, der sich über den blutüberströmten Körper eines Arbeiters beugte.
    Das Herz hämmerte plötzlich in ihrer Brust. »Wie schlimm?« Der Verunglückte war jung, vielleicht zwanzig, mit langem

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