Wie Sommerregen in der Wueste
ihre Haare zu bürsten. »Es war nur eine Aufmerksamkeit von einem Freund und Arbeitskollegen.«
»Arbeitskollegen schenken einander keine Diamantketten.«
»Sei nicht töricht, sie sind nicht echt.«
»Meine einzige Tochter – und eine so unglaubliche Wissenslücke.«
Amy, immer noch überzeugt von der Unechtheit der Steine, blickte sich amüsiert um. »Diamanten sind weiß, und das sind diese nicht. Es ist einfach nur eine schöne Kette mit wunderbar gefärbten Steinen.«
»Amy, du magst eine fähige Ingenieurin sein, aber manchmal mache ich mir Sorgen um dich.« Jessie suchte in ihrer Handtasche und zog einen kleinen Spiegel heraus. »Glas«, sagte sie und hob den Spiegel hoch. »Diamanten.« Sie kratzte mit den Steinen über den Spiegel und hob ihn wieder hoch.
»Er ist zerkratzt«, sagte Amy langsam.
»Natürlich. Das ist die Eigenschaft von Diamanten. Und diese hier haben ungefähr fünf Karat. Weißt du, nicht alle Diamanten sind weiß.« Sie legte die Kette um den Hals ihrer Tochter, die immer noch wie erstarrt schien. »Mach nicht so ein entsetztes Gesicht. Du solltest dich freuen. Ich würde es. Oh, sie sehen überwältigend an dir aus!«
»Sie sind echt«, murmelte Amy. »Ich dachte, sie seien einfach nur schön.«
»Dann solltest du dich jetzt besser beeilen, um ihm angemessen zu danken.« Jessie küsste sie auf die Wange. »Glaub mir, Schätzchen, man kann das Echte ebenso leicht akzeptieren wie eine Nachahmung. Ich sollte es schließlich wissen.«
Das Warten auf Amy machte Craig ganz nervös. Während der letzten zehn Minuten hatte er immer wieder auf die Uhr geblickt. Es war schon nach acht. Sie hätte es doch schaffen müssen, nach Hause zu fahren, ein paar Sachen in eine Tasche zu stopfen und um Viertel vor acht auf seiner Türschwelle zu stehen!
Ich mache mich selbst verrückt, sagte er sich, als er sich in einen Sessel warf. Vielleicht war das normal für einen verliebten Mann. Vielleicht war es normal, nur an sie zu denken.
Wenn sie schlief, sah sie wunderschön aus. Weich, verletzlich, entspannt. Er war sogar – der Himmel möge ihm helfen – von dem Chaos in ihrer Wohnung entzückt. Es gefiel ihm, wie Amy ging, wie sie saß, wie sie sich ganz dicht vor ihm aufbaute, wenn sie wütend die Stimme hob.
Als es klopfte, war Craig mit einem Satz hoch und öffnete. »Es hat sich gelohnt«, sagte er bei Amys Anblick.
»Was?«
»Das Warten.« Er zog sie herein. Bevor er den Kopf zum Kuss senkte, bemerkte er diesen ganz bestimmten Blick in Amys Augen. »Etwas nicht in Ordnung?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Amy ging an Craig vorbei. Der Tisch war neben der Terrassentür gedeckt. Die Kerzen warteten nur noch darauf, angezündet, und der Wein, geöffnet zu werden.
Craig nahm ihr die Tasche ab. »Was ist los, Rotschopf?«
»Ich habe nicht gewusst … Also, wenn ich eine Ahnung davon gehabt hätte … Ich kenne mich mit diesen Sachen eben nicht aus und habe es darum nicht gleich erkannt. Und jetzt weiß ich nicht genau, wie ich damit umgehen soll.«
»Könntest du bitte etwas deutlicher werden?«
Sie setzte sich neben ihn aufs Sofa. »Also gut. Es geht darum.« Sie fasste kurz an die Kette.
»Die Kette? Ich dachte, sie gefällt dir?«
»Ja, sicher. Sie ist schön, aber ich dachte, sie sei aus Glas. Meine Mutter war gerade bei mir. Sie fährt mit Mr Barlow nach Vegas.«
Craig rieb sich die Schläfen und bemühte sich zu folgen. »Und das ist dein Problem?«
»Nein. Meine Mutter sagte, das seien Diamanten.«
»Das deckt sich mit dem, was mir der Juwelier gesagt hat. Und?«
»Und?« Sie sah ihn fest an. »Du kannst mir keine Diamanten schenken.«
Craig erinnerte sich an Amys Reaktion auf das Geschenk, an ihre Freude. Er musste lächeln, besonders jetzt, wo er verstand, dass sie es für eine Glasimitation gehalten hatte. »Du bist wirklich eine sehr bemerkenswerte Frau, Mrs Wilson. Als du dachtest, es sei aus einem billigen Warenhaus, hast du dich doch wie eine Schneekönigin gefreut.«
»Das habe ich nicht gedacht.« Frustriert stieß sie den Atem aus. »Ich habe einfach noch nie Diamanten besessen«, fügte sie hinzu, als wäre damit alles erklärt.
»Der Gedanke gefällt mir, dass ich dir die ersten geschenkt habe. Bist du hungrig?«
»Craig, du hörst mir nicht zu.«
»Ich habe bisher nichts anderes gemacht, als dir zuzuhören. Glaub mir, ich musste mich ganz schön zurückhalten.«
»Ich versuche, dir verständlich zu machen, dass ich unsicher bin, ob ich sie behalten
Weitere Kostenlose Bücher