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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Armaturenbrett und legte ihn neben Conrad, dann
    wuchtete er die Tür auf und eilte über den Parkplatz auf das Restaurant zu.
    Die Autoscheiben begannen zu beschlagen. Ohne den Blick von dem
    Telefonhäuschen zu wenden, beugte sich Conrad zur Seite und ließ das Auto an.
    Er nahm den Notizblock, las aber nicht darin. Damit konnte er noch warten, bis
    Paglione wieder zurückgekommen war. Lesen lenkte zu sehr ab. Bevor man sich
    versah, war eine ganze Minute verstrichen. Und in einer Minute konnte eine
    ganze Menge passieren.
    Er ärgerte sich immer noch über sich selbst. Grace war vermutlich noch im
    Computerraum gewesen, als er dort vorbeigelaufen war. Er hatte durch das
    Fenster hineingesehen, aber nichts Außergewöhnliches bemerkt. Als er jedoch
    später mit Parrish zusammen dorthin zurückgekommen war, war ihm die
    ungewohnte Stellung der Computerhandbücher sofort ins Auge gesprungen.
    So nah. Er hätte sie dort einfangen können, und diese ganze Sache wäre endlich
    vorbei gewesen.
    Sie hatte sich verändert. Die Perücke fiel dabei gar nicht mal ins Gewicht. Er hielt
    ohnehin nicht länger nach einer bestimmten Haarfarbe oder Haarlänge Ausschau,
    denn diese Dinge konnte man viel zu leicht ändern. Sie hatte stark
    abgenommen. Als sie sich nochmals den Film angesehen hatten, um noch
    weitere Aufschlüsse über ihr Aussehen zu bekommen, hatte Parrish sich etwas
    enttäuscht dazu geäußert.
    Aber die größte Veränderung war gar nicht einmal ihr Gewichtsverlust, sondern
    ihr neuer Gang. Er hatte die letzten Monate über viele Filmausschnitte von ihr
    studiert, und er kannte ihren Gang so gut wie seinen eigenen. Früher war sie
    eher geschlendert als gelaufen, und ihr Hüftschwung hatte etwas ausgesprochen
    Weibliches gehabt. Sogar er erkannte ihre Sinnlichkeit, die Parrish so sehr
    beschäftigte. Früher hatte sie sich völlig unschuldig und ohne die Gefahren der

    Straße zu kennen bewegt. Sie war unbekümmert und gänzlich vertrauensvoll
    gewesen.
    Diese Unschuld gab es jetzt nicht mehr. Jetzt lief sie zielgerichtet. Ihr geringes
    Gewicht verteilte sie auf beiden Füßen, so dass sie jederzeit in jede Richtung
    hätte ausweichen können. Ihr Kopf war aufgerichtet, und sie war die
    personifizierte Aufmerksamkeit. Ihre Schultern hatte sie zurückgebogen, die
    Muskeln hätten jederzeit ausholen können. Irgendwann während ihrer seit acht
    Monaten währenden Flucht hatte Grace St. John gelernt, sich zu verteidigen.
    Er bedauerte den Verlust ihrer Unschuld. Sie war nicht einfach nur niedlich
    gewesen, dazu war sie viel zu clever, viel zu intelligent. Aber sie hatte eine
    ungeheure Ausstrahlung gehabt. Es war diese Charaktereigenschaft, die auf all
    den Videobändern, die er sich angesehen hatte, immer wieder deutlich
    hervorgetreten war. Sowohl ihr Mann als auch ihr Bruder hatten sie bewundert,
    und sie wiederum hatte die beiden sehr geliebt. Parrish hatte sich wieder und
    wieder ein bestimmtes Videoband angesehen, das an Weihnachten gefilmt
    worden war. Ihr Mann hatte sie auf seinen Schoss gezogen und lange geküsst.
    Und sie hatte seinen Kuss leidenschaftlich erwidert. Auf den Bändern war viel
    gelacht und gescherzt worden. Sie waren eine glückliche kleine Familie gewesen.
    In den acht Monaten ihrer Flucht hatte viel geschehen können. Vielleicht war sie
    geschlagen, ausgeraubt oder vergewaltigt worden. Er dachte nur ungern daran,
    dass sie brutal behandelt worden war, aber er war realistisch. Parrish wollte sie
    benutzen, bevor er sie umbrachte, ihre Seele in den Dreck ziehen und sie
    erniedrigen, alles Dinge, die Conrad strikt ablehnte. Sie hatte eine weitaus
    respektvollere Behandlung verdient.
    Paglione kam mit einer Papiertüte beladen wieder zum Auto zurück. Er ließ sich
    hinter das Lenkrad gleiten. Der fettige Geruch von gebratenem Hühnchen und
    Pommes frites breitete sich im Auto aus. Er öffnete den Plastikdeckel der
    Kaffeetasse, stellte sie auf der Ablage ab und fing zu essen an.
    Jetzt, da Paglione wieder zurück war, warf Conrad einen Blick auf den Notizblock.
    Sechs Leute hatten den Münzfernsprecher benutzt. Eine schwarze Frau um 7:16
    Uhr, ein pubertierender Junge um 9:24 Uhr, als er eigentlich in der Schule hätte

sein sollen. Ein asiatischer Elektriker hatte um 10:47 Uhr telefoniert. Zwei junge
    Männer waren um 12:02 Uhr gekommen und hatten die Leitung fast eine ganze
    Stunde lang blockiert. Verflucht, das letzte Mal hatte Grace in der Mittagspause
    angerufen. Wenn sie also heute

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