Wie Tau Auf Meiner Haut
hätte telefonieren wollen, dann hatten diese
beiden Männer die Leitung blockiert, und sie musste einen anderen Fernsprecher
benutzen.
»Melker beobachtet den Drive-in Tresen«, sagte Paglione. »Bayne hält sich im
Restaurant auf. Melker ist etwas unruhig, weil er nicht genau weiß, nach welcher
Art von Auto er Ausschau halten soll. Ich habe ihm gesagt, er soll auf blondes,
krauses Haar achten. «
Conrad seufzte leise. Wenn er nur ein klein wenig schneller gewesen wäre, dann
hätte er mehr als nur für den Bruchteil einer Sekunde die Rückscheinwerfer
gesehen. Es folgte allerdings nicht unbedingt, dass sie in dem Wagen gesessen
hatte, vielleicht war es ja auch das Auto ihres Begleiters gewesen. Aber dass sie
jetzt nicht mehr auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen war, machte ihre
Verfolgung um einiges schwieriger.
Aber er war geduldig. Sie war schon einmal hier gewesen. Und sie würde wieder
hier herkommen.
Grace war mit ihrem letzten Haus bereits kurz nach zwei fertig. Sie fuhr an dem
vollgemüllten Büro der Reinigungsfirma vorbei, holte sich ihr Geld ab und teilte
dem Besitzer mit, dass sie nicht mehr kommen würde. Da das Personal so häufig
wechselte, bedachte er ihre Kündigung lediglich mit einem kurzen Grunzen.
Sie musste Kris anrufen. Er würde sich zu Tode sorgen, wenn sie, ohne sich
abzumelden, einfach so verschwinden würde. Sie bedauerte, dass sie sich wieder
einmal von ihm verabschieden musste. Seine Freundschaft und seine Begleitung
hatten ihr gut getan. Heutzutage kam eine echte Unterhaltung in ihrem Leben
beinahe überhaupt nicht mehr vor, aber mit Kris hatte sie sich unterhalten und
das Gefühl der Vereinsamung verdrängen können.
Sie bog auf den Parkplatz vor McDonald's ein, um dort den Münzfernsprecher zu
benutzen, aber ein anderer blockierte das Häuschen. Sie hielt nicht an, sondern
lenkte den Wagen an der am Drive-in wartenden Autoschlange vorbei. Plötzlich
scherte eines der wartenden Autos aus der Schlange aus. Grace trat auf die
Bremse, damit sie nicht auf ihn auffuhr. Der Computer, der auf dem Beifahrersitz
lag, flog vorn Sitz. Das Reißverschlussfach war geöffnet, und ein paar Seiten
ihrer Notizen verstreuten sich auf dem Boden.
»Verflucht«, murmelte sie und hielt rechts an. Computer waren zwar nicht
besonders empfindlich, aber andererseits sollte man sie auch nicht in der Gegend
herumwerfen. Die Tasche war zwar wattiert, aber dennoch...
Sie lehnte sich hinüber, um die unter den Sitzen verstreuten Papiere
aufzusammeln, konnte aber nicht bis zu ihnen heranreichen. Fluchend stieg sie
aus und ging zur Beifahrerseite hinüber. Sie öffnete die Tür und fing an, die
Blätter aufzusammeln. Sie hatte gerade eines aufgehoben, auf dem deutlich die
Worte »Creag Dhu« standen, als es ihr ein Windstoß entriss und es über ihren
Kopf aus dem Auto wehte. Als sie sich nach dem Blatt umdrehte, war der Mann
schon fast bei ihr. Sie zögerte keine Sekunde, sondern fiel augenblicklich zu
Boden und trat ihm mit ihrem Stiefel gegen die Kniescheibe. Sein Bein sackte
unter ihm weg, als ob er erschossen worden wäre, und er fiel vornüber auf das
Gesicht.
Grace rollte von ihm weg, sprang auf und wollte sich auf den Fahrersitz
schwingen. Plötzlich war ein zweiter Mann da, ein Mann mit einem affenartigen
Kopf und kalten, ausdruckslosen Augen. Sie wollte die Tür zuschlagen, aber er
riss sie wieder auf. Sein gedrungener Körper drängte sich in die Öffnung. Eine
fleischige Hand umspannte ihren Knöchel und zog ihren Fuß nach unten. Sie
kickte ihm ins Gesicht. Er riss den Kopf zurück und griff nach ihrem anderen
Fußgelenk.
Das Messer klappte zischend auf, und die Klinge glitzerte, als sie damit seine
Hände attackierte. Sie hielt das Messer so, wie es ihr Matty beigebracht hatte,
nämlich mit den Handflächen nach innen und von ihrer Körpermitte aus
angreifend, so dass der Angriff viel schwerer als eine weit ausholende Bewegung
abzuwehren war. Das Messer verwundete den einen Mann am Handrücken. Er
fuhr zurück und ließ einen ihrer Füße los.
Der erste Mann stand langsam auf. Er hielt sich stöhnend das Knie, aber
innerhalb weniger Sekunden würde er dem anderen helfen können. Sie hörte
Schritte, ein dritter Angreifer eilte auf ihren Transporter zu. Drei Männer auf
einmal würde sie nicht abwehren können, noch nicht einmal zwei.
Und der, der ihr Fußgelenk umklammert hielt, war bärenstark. Ungeachtet seiner
schmerzenden
Weitere Kostenlose Bücher