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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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vergangen, in denen sie diese Worte nicht mehr gehört
    hatte. Sie umklammerte den Hörer so fest, dass ihre Knochen weiß
    hervorstachen und das Plastik knirschte. »Danke«, flüsterte sie. »Ich liebe dich
    auch. Du bist ein ganz wunderbarer Mensch.« Damit legte sie behutsam den
    Hörer auf die Gabel zurück und presste den Kopf an die Wand. Der Fernfahrer
    neben ihr verabschiedete sich mehrmals mit »Ich liebe dich« und »Ich werde
    vorsichtig sein«. Dann legte er auf und blickte sie an.
    Eine fleischige Pranke klopfte ihr erstaunlich sanft auf die Schulter. »Nicht
    weinen, Kleines«, tröstete er sie. »Du gewöhnst dich daran. Wie lange fährst du
    denn schon? « Er ging davon aus, dass sie Fernfahrerin war. Ihr Staunen
    überlagerte alle anderen Gefühle. Sah sie denn aus wie eine Fernfahrerin? Sie,
    der Inbegriff einer Gelehrten?
    Sie blickte zu Boden. Er trug Stiefel, sie trug Stiefel. Er hatte Jeans an, sie hatte
    Jeans an. Beide hatten sie sich Baseballmützen über die Haare gestülpt.
    Sie sah wie eine Fernfahrerin aus.
    Sie war so müde und ihr war so schwindelig, dass ihr alles unwirklich vorkam.
    Zum ersten Mal seit acht Monaten musste sie lächeln. Nicht ganz lachen, aber
    allein der Impuls überraschte sie. Sie unterdrückte ihn jedoch, räusperte sich
    und sah zu Paul Bunyan auf. »Seit acht Monaten. Ich fahre seit acht Monaten.«
    Wieder klopfte er ihr auf die Schulter. »Nun, es wird noch ein Weilchen dauern.
    Es ist schon hart, immer so weit von der Familie entfernt zu sein. Aber die
    Sachen müssen transportiert werden, und manche zahlen dafür. Also machen wir
    den Job, nicht wahr? «
    »Klar, machen wir«, wiederholte sie. Sie nickte ihm zu und ging zu ihrem
    »Laster« zurück. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht mitbekam, wie sie mit
    einem ganz gewöhnlichen Kleintransporter wegfuhr und nicht in einem von
    diesen rasselnden Riesen. Sie wollte seine Illusionen wirklich nicht zerstören.
    Der Schnee fiel jetzt noch dichter. Immer mehr Laster fuhren von der Autobahn
    ab, um in der nächsten Raststätte die Nacht zu verbringen. Nebenan war ein
    kleines, heruntergekommenes Hotel, in dessen Fenster noch das Schild »Zimmer

    frei« leuchtete. Grace entschied sich gegen eine Weiterfahrt. Sie wollte ein
    Zimmer mieten, ehe all die eben angekommenen Fahrer es ihr wegschnappen
    würden.
    Das Zimmer war genauso mies, wie man es von außen erwartet hätte. Der
    Teppich war alt und fleckig, die Wände waren braun, das Bettzeug war braun,
    und die Kloschüssel war ebenfalls braun - hätte es allerdings nicht sein sollen.
    Aber die Heizung funktionierte, die Badezimmerarmaturen ebenfalls, und mehr
    verlangte sie nicht.
    Sie steckte die Pistole in ihren Hosenbund, holte ihre Kleidung für den nächsten
    Tag hervor und nahm die Computertasche an sich. Sollten die restlichen Sachen
    im Auto nicht sicher sein, so konnte sie nur hoffen, dass der Dieb klein genug
    wäre, um sie auch zu tragen. Sie jedenfalls hatte nicht mehr die Kraft, die
    ganzen Sachen noch bis ins Zimmer zu tragen.
    Sie zog sich aus, dann lud sie die Pistole. Ihre Hände zitterten, als sie die
    Patronen einschob. Sie verstaute die Waffe unter ihrem Kopfkissen, ließ sich auf
    das wackelige Bett fallen und war augenblicklich eingeschlafen.
    Und sie träumte.
    »Und so kam Grace nach Creag Dhu.«
    Nialls Federkiel kratzte über die Seite. Er unterschrieb, dann wandte er sich ihr
    zu. »Nun, mein Mädchen, das wird dich zu mir bringen.« Er musterte sie
    aufmerksam, zunächst die Füße, dann hielt er an den Hüften und den Brüsten
    inne, ehe er ihr Gesicht betrachtete. Sie hielt den Atem an, da sie nur zu gut
    wusste, was dieser Blick bedeutete. Er war der sinnlichste Mann, der ihr jemals
    begegnet war. Und die Herausforderung seines feurigen Appetits erweckte auch
    ihre Sinnlichkeit. Sie spürte, wie sich ihr Körper ihm entgegenreckte. Er wurde
    warm, ihre Knospen richteten sich auf, und ihre Wangen glühten. Diese
    Veränderung war auch ihm nicht entgangen. Seine sonst angespannten Lippen
    wurden weich. Er ließ den Gänsekiel auf den Tisch fallen und drehte den hohen
    Holzstuhl zu ihr herum. Dann streckte er die Hand nach ihr aus. »Ich will nicht
    noch siebenhundert Jahre warten«, sagte er leise. »Ich will dich jetzt.«
    Grace eilte die fünf Schritte auf ihn zu und streckte die Hände aus, um sie in
    seinem seidigen Haarschopf zu verbergen. Er hob den Kopf, und seine Lippen
    bedeckten ihren Mund. Niemand konnte so küssen wie

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