Wie Tau Auf Meiner Haut
Niall, dachte sie
benommen. Er schmeckte nach starkem Whiskey, sein Kuss war sowohl
dominant als auch verführerisch. Er nahm sich, was er wollte, schenkte aber
andererseits größtes Vergnügen.
Seine starke Hand legte sich auf ihre Brüste, sein Daumen rieb zärtlich über ihre
harten Knospen. Ihre Hände zerrten an seinem Haar, bebend drängte sie sich
noch dichter an ihn heran.
Sie hatten sich bereits so häufig geliebt, dass er erkannte, wie erregt sie war.
Liebevoll murmelnd hob er sowohl ihren als auch seinen Rock und setzte sie auf
sich drauf. Ihre Körper fügten sich wie selbstverständlich zusammen. Sie stöhnte
erlöst auf, als sein dicker Schaft in sie eindrang. Niall keuchte. Mit
zusammengebissenen Zähnen drückte er sie an sich. Dicht aneinandergepresst
verharrten sie, denn ihr Verlangen ging über die körperliche Begierde weit
hinaus.
Sie war es. Niall wachte unglaublich erregt, aber dennoch triumphierend auf.
Diesmal hatte er ihr Gesicht gesehen, das Gesicht dieses verdammten Luders,
das ihm den Schlaf raubte und ihn heimlich beobachtete. Er setzte sich auf,
strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht und versuchte, sich an
seinen Traum zu erinnern.
Er hatte auf einem Stuhl an einem hohen Tisch gesessen und irgend etwas
geschrieben, während sie etwas abseits gestanden hatte. Er konnte sich nicht
mehr erinnern, was er zu ihr gesagt hatte. Er erinnerte sich lediglich, dass er sie
angesehen und sie seinen Blick erwidert hatte. Plötzlich hatte ihn ein wollüstiges
Verlangen übermannt. Er hatte die Arme nach ihr ausgestreckt, und sie war auf
ihn zugekommen, direkt in seine Arme. Er hatte sie gar nicht erst zum Bett
getragen, sondern an Ort und Stelle ihren Rock hochgehoben und sie auf seinen
Schaft gesetzt. Wie flüssiges Feuer hatte sie sich an ihn geschmiegt. Ihre
wunderschönen blauen Augen waren geschlossen und ihr Kopf nach hinten
geworfen, als sie sich miteinander vergnügten.
Sie fühlte sich zerbrechlich an. Ihr Körper war zierlich, ihre Haut seiden. Sie
hatte eine dichte Masse dunklen Haares, das ihr den Rücken hinunterhing. Es
war dick und glatt. Ihre Augen waren so klar und blau wie ein schottischer See
unter blauem Himmel. Ihr Gesicht... ein Schauder rann seinen Rücken hinunter.
Ihr Gesicht war das eines Engels, ernst und etwas distanziert, als ob sie ein
höheres Ziel verfolgte. Ihre Stirn war hoch und blass, die zarte Linie ihres Kinns
fast kantig, und ihr Mund...
»Nun, vielleicht ist sie doch kein Engel«, stellte er erleichtert fest. Dieser Mund
versprach alle möglichen sinnlichen Spiele.
Irgend etwas an ihr war ihm jedoch nicht geheuer, und Niall vertraute seinen
Gefühlen. Er schnaubte. Sie sollte ihm auch unheimlich sein, denn vermutlich
war sie eine Hexe. Wie sonst hätte sie ihn, ohne gesehen zu werden, beobachten
können und, wann immer es ihr passte, in seine Träume eindringen können?
Hexe oder nicht, sollte sie jemals in Fleisch und Blut vor ihm stehen, so würde er
es gerne mit ihr treiben, aber vertrauen würde er ihr nicht. Irgendeinen Grund
musste sie doch haben, weswegen sie ihn beobachtete. Vielleicht hatte sie von
dem Schatz Wind bekommen.
Wenn das der Fall sein sollte, so wäre es ihr Unglück, denn er hatte geschworen,
den Schatz gegen jede Bedrohung, ob nun männlicher oder weiblicher Natur, zu
schützen. Eine Frau hatte er bisher noch nicht für dieses Ziel ermorden müssen,
aber ihr Geschlecht würde sie nicht vor diesem Schicksal schützen. Wenn sie
wegen des Schatzes kommen sollte, musste sie trotz seines schmerzlichen
Verlangens nach ihr sterben.
Grace schlief bis nach elf Uhr, dem Zeitpunkt, an dem sie ihr Zimmer hätte
räumen sollen. Sie wachte auf, als ein Zimmermädchen an die Tür klopfte. Sie
taumelte an die Tür, bat das Zimmermädchen, später wiederzukommen, und ließ
sich wieder auf das Bett fallen. Erst gegen drei wachte sie, vom vielen Schlaf
ganz verkatert, auf.
Lange stand sie unter der Dusche und ließ das Wasser abwechselnd warm und
kalt an sich hinunterlaufen, um ihren vernebelten Kopf zu klären. Sie fühlte sich
körperlich erholt, aber seelisch so übermüdet, als ob sie überhaupt nicht
geschlafen hätte. Offenbar hatte sie ständig geträumt. In Gedanken wiederholte
sie endlos die kurze, gewalttätige Szene vor McDonald’s. Wieder und wieder sah
sie, wie sie nach dem Blatt Papier greifen wollte, auf dem »Creag Dhu« stand.
Sie spürte den Windstoß,
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