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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Pistole. Allein schon der
    Gedanke daran wäre ihr unerträglich gewesen. Heute Nachmittag aber hatte sie
    sowohl ein Messer als auch eine Pistole eingesetzt. Als Grace an den Augenblick
    dachte, als sie ihren Finger am Abzug hatte, fragte sie sich, ob sie überhaupt
    noch dieselbe Person war wie früher.
    Aber was war nun dabei herausgekommen? Sie war zwar noch am Leben, aber
    sie hatte Niall verraten. Sie hatte die Dokumente nicht schützen können. Dank
    ihrer Nachlässigkeit hatte Parrish gewonnen.
    Schuldgefühle nagten an ihr. Sie war von dem Zwischenfall immer noch ganz
    erfüllt. Erst gegen zehn Uhr Abends fiel ihr Kris ein. Sie verfluchte ihre
    Gedankenlosigkeit und hielt nach einem belebten Rasthof mit einem
    Münzfernsprecher Ausschau. Schon bald fand sie einen hell erleuchteten
    Fernfahrerstopp und fuhr auf den besetzten Parkplatz. Ihr kleiner Transporter
    wirkte unter all den riesigen Lastern, deren Motoren wie schlafende Raubtiere
    schnurrten, wie ein Zwerg. Sie wollte schnell noch tanken und stand kurz darauf
    im eisigen Wind neben der Zapfsäule. Immerhin weckte die Kälte ihre
    Lebensgeister, denn sie hatte wie hypnotisiert auf die dreckigen Schneeberge zu
    beiden Seiten der Fahrbahn gestarrt, die die Schneeräumer dort hingeschaufelt
    hatten.
    Es hatte wieder zu schneien begonnen. Die weißen Flocken fielen auf die in Licht
    getauchte Tankstelle. Sie würde nicht mehr lange weiterfahren können, denn sie
    war bereits zu erschöpft, um jetzt auch noch gegen den Schnee ankämpfen zu
    können. Sie zahlte für das Benzin, dann fuhr sie den Wagen bis zum Lokal
    hinüber.

    Erleichtert betrat sie das gut geheizte Restaurant. Die Fernfahrer saßen an einem
    langen Tresen oder zu zweit in Nischen entlang den Wänden. Aus der Musikbox
    erklang ein schmachtendes Lied, und eine blaue Rauchwolke schwebte unter der
    Decke. Ein enger Flur führte einerseits zu den Toiletten, andererseits waren dort
    auch die beiden Münzfernsprecher untergebracht. Einer der Apparate wurde von
    einem bärtigen Hünen besetzt, dessen Bauch sein Fleecehemd fast sprengte. Er
    sah aus wie eine Mischung aus Paul Bunyan und einem Hell's Angel. Dann aber
    hörte sie ihn sagen: »Ich rufe dich morgen wieder an, Liebling. Ich liebe dich.«
    Grace zwängte sich an ihm vorbei und fischte ein paar Münzen aus ihrer
    Hosentasche. Nach Einwurf einer Münze hörte sie den Signalton und tippte die
    Nummer ein. Sie wartete auf die Tonbandstimme, die ihr gleich sagen würde, wie
    viele Münzen sie noch einwerfen sollte.
    Kris hob sofort ab. Seine Stimme klang besorgt.
    Sie wandte dem Mann den Rücken zu und senkte die Stimme. »Mir geht es gut«,
    sagte sie, ohne ihren Namen zu nennen. »Aber heute Nachmittag hätten sie mich
    beinahe erwischt, deshalb musste ich weiter. Das wollte ich dir nur schnell sagen.
    Ist bei dir alles in Ordnung? «
    »Ja.« Sie hörte, wie er keuchte. »Bist du verletzt? «
    »Nein, mir geht es gut.«
    »Das warst du doch, nicht wahr? « Seine Stimme zitterte. »Diese Schießerei bei
    McDonald's. Im Fernsehen sagten sie, es sei eine Frau mit einem braunen
    Transporter dabei gewesen. Ich wusste sofort, dass du das warst.«
    »Stimmt.«
    »Die Polizei tappt in der Angelegenheit im dunklen. Die Männer sind alle wieder
    verschwunden, ehe die ersten Polizisten dort eintrafen.«
    Grace schluckte. Das war eine überraschende Neuigkeit. Sie hatte eigentlich
    erwartet, dass ihr die Polizei auch auf den Fersen war. Offenbar wollte Parrish
    nicht, dass die Polizei sie festnahm, was sie sich wiederum nicht erklären konnte.
    Parrish hatte alle großen Namen der Stadt auf seiner Geberliste. Es sollte ihm
    nicht schwer fallen, die Presse aus den Untersuchungen herauszuhalten. Er hätte
    sie auch in ihrer Zelle umbringen lassen können. Dann wäre sie nur als ein
    weiterer Fall von Gewaltanwendung in Gefängnissen in die Statistik eingegangen.
    Die Schlussfolgerung erstaunte sie. Parrish wollte sie lebend, und er wollte sie als
    seine Gefangene. Eine Welle des Ekels schlug ihr entgegen, die sie aber nicht
    weiter hinterfragte.

    »Ich muss jetzt weiter«, sagte sie zu Kris. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich
    noch lebe und dass ich dir hoch anrechne, was du getan hast.«
    »Grace...« Seine Stimme zitterte, als er ihren Namen aussprach. »Alles Gute.
    Und bleib am Leben.« Er hielt inne, dann sagte er leise: »Ich liebe dich.«
    Die einfachen Worte erschütterten sie. Sie war viel zu einsam gewesen, viel zu
    viele Monate waren

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