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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nachdachte, würde
    vermutlich genau das auch passieren. Dann aber erinnerte sie sich an die
    Dokumente und an all das, was sie gelesen hatte, an ihre Träume, an das Gefühl,
    diese Reise machen zu müssen, ganz gleich, wie verrückt es auch erscheinen
    mochte.
    Seit sie in Schottland angekommen war, hatte sie nie wieder geträumt. Sie hatte
    das merkwürdige Gefühl, als ob zwischen ihr und allem anderen eine Art Schleier
    hinge. Nichts konnte sie wirklich berühren, weder Angst, noch Ärger, noch nicht
    einmal ganz gewöhnliche Dinge wie zum Beispiel Hunger. Ein wesentlicher Teil
    ihrer selbst war bereits verschwunden und hatte sich von dieser Zeit der

    Gegenwart verabschiedet. Sie wusste, sie würde gehen. Und sie hatte sich, so
    gut wie sie nur irgend konnte, darauf vorbereitet.
    Am darauf folgenden Tag reisten sie kurz nach dem Mittagessen ab, fuhren so
    nah wie möglich an die Burg heran und gingen dann zu Fuß weiter. Im Westen
    hingen Sturmwolken über dem Meer, und die Schatten der Berge leuchteten
    violett unter einem strahlend blauen Himmel. Grace hatte die Sache sorgfältig
    erwogen. Sie hatte zwar die Formel für die Zeit, nicht aber für den Ort. Sie hatte
    sich dann überlegt, dass ein bestimmter Punkt auf der Landkarte, egal in welcher
    Zeit, doch immer noch derselbe Punkt blieb. Wenn sie an einem bestimmten Ort
    die Zeitreise zurück antrat, dann würde sie auch genau an demselben Ort
    ankommen. Das Beste wäre natürlich, sie stünde mitten auf den Ruinen von
    Creag Dhu, aber sie hatte sich nicht in die unmittelbare Nähe der Burg gewagt.
    Sie musste mit der nächstmöglichen Position vorlieb nehmen und dann nach
    Ankunft in der anderen Zeit zu Fuß die Burg erreichen.
    Die enge Straße war eigentlich kaum breiter als ein Pfad. Etwa drei Meilen von
    der Burg entfernt, verlief sie mit einem Mal im Sande. Die beiden Frauen
    schulterten Graces Sachen und wanderten noch höher in die Berge hinauf. Die
    frische Luft roch lieblich, und über ihnen war der einsame Ruf eines Vogels zu
    hören. Grace spürte bereits etwas an ihr ziehen, eine stille Erwartung, ein
    Verlangen.
    »Warum erschießen wir eigentlich die Bestie nicht einfach? « fragte Harmony
    plötzlich und hielt ihre weißblonden Haare in den Wind. Ihre Nasenflügel bebten,
    und ihre Augen wurden schmal. Sie sah wie eine exotische Kriegsgöttin aus,
    bereit, ihre Feinde umzubringen. »Es ist eine einfache und saubere Lösung,
    außerdem ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolges um einiges größer.«
    »Weil es nicht nur um Parrish geht, sondern um die Stiftung als Ganzes. Wenn
    wir ihn umbringen, würde nur ein anderer seinen Platz einnehmen.« Zu dieser
    Schlussfolgerung war sie schon vor einiger Zeit gekommen. Nur zu gerne hätte
    sie lediglich Parrish umgebracht und wäre nach ihrer erfolgreichen Rache einfach
    ihrer Wege gegangen. Das aber brachte sie nicht über sich. Die Stiftung des
    Bösen... sie durfte nicht zulassen, dass die Stiftung den Schatz in die Hände
    bekam.
    Sie erspähte ihren Zielort und zeigte ihn Harmony. Der Steinhaufen befand sich
    fast auf dem Berggipfel. Vorsichtig kletterten sie nach oben. Ihre Füße versanken
    dabei entweder tief im Morast oder aber rutschten auf den schlüpfrigen Steinen

    aus. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, schauten sie schweigend in das karge Tal und
    auf den vom Meer aufsteigenden Nebel hinunter. Die Ausgrabungen auf Creag
    Dhu konnte man nicht sehen, denn sie lagen hinter dem nächsten Berg
    versteckt. Grace hatte sich die Ausgrabungsstelle vorzustellen versucht. Doch
    obwohl sie schon viele solcher Stätten gesehen hatte, hatte sich in ihrem Kopf
    das Bild einer großen, unzerstörten Burg geformt, die sich dunkel gegen die
    wilde, graue See absetzte.
    »Hast du auch wirklich alles, was du brauchst? « fragte Harmony, als sie ihr
    Bündel auf dem Boden absetzte und sich eilig daranmachte, die Sachen zu
    ordnen.
    »Ja.« Noch in Amerika hatte sie eine Liste zusammengestellt und dort schon mit
    den Vorbereitungen begonnen. Den Anweisungen folgend, hatte sie ihre
    Ernährungsweise vor einer Woche umgestellt. Sie bückte sich, befestigte die
    Elektroden an ihren Fußgelenken und klebte sie fest.
    Sie spürte, wie ihre bereits partielle Abwesenheit Harmony beunruhigte. »Mir
    geht es gut«, beantwortete sie Harmonys unausgesprochene Frage. »Falls es
    schief geht, nun dann geht es eben schief. Ich werde einen Stromschlag
    abbekommen, aber er wird nicht stark genug sein, um mich

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