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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Ihr Herz klopfte hart in ihrer Brust. Es gab allerdings
    kaum etwas Neues zu sehen. Seltsam, wie wenig sich die Highlands verändert
    hatten. Auch im zwanzigsten Jahrhundert waren sie noch fast gänzlich
    unbesiedelt, als ob die Zeit an ihnen vorübergegangen wäre. Die zackigen
    Berggipfel sahen immer noch genauso, vielleicht sogar mit den an ihnen
    klebenden Nebelfeldern noch etwas rauer aus.
    Sie sah sich zu den Männern um und versuchte, deren Gesichtszüge zu lesen.
    Trotz der verdreckten, ungekämmten Haarschöpfe und der oft ebenso dreckigen
    Bärte sahen sie doch eindeutig wie Schotten aus. Sie erkannte die langen,
    schmalen Nasen, die hohen, schrägen Wangenknochen.
    Die Stimmung unter den Männern war trotz des Fangs vom Schwarzen Niall nicht
    sonderlich gut. Sie hatten hohe Verluste hinnehmen müssen, und keiner von
    ihnen war gänzlich unverletzt aus den Kämpfen hervorgegangen. Sie lachten
    zwar, wenn einer von ihnen auf Niall einschlug, aber es war ein gequältes
    Lachen.

    Sie sprachen miteinander, doch Grace konnte sie nicht verstehen. Gälisch lesen
    und gälisch sprechen zu können waren zwei vollkommen verschiedene Paar
    Schuhe. Sie zweifelte auch daran, dass einer von ihnen lesen und schreiben
    konnte, selbst wenn man ihr erlaubt hätte, schriftlich zu kommunizieren.
    Das bärtige Biest, das sie gefangen genommen hatte, drehte sich zu ihr um und
    sagte kurz angebunden etwas auf gälisch. Grace wollte schon mit den Schultern
    zucken, als sie einen Einfall hatte. Sie dachte erst gar nicht länger darüber nach.
    Sie lächelte und sagte mit ihrer lieblichsten und sanftesten Stimme: »Tut mir
    leid, aber ich kann dich nicht verstehen.«
    Der Kerl sperrte die Augen auf. Die Männer um sie herum blickten sie erstaunt
    an. Bisher hatten sie wohl geglaubt, sie wäre eine von Nialls Bäuerinnen,
    vielleicht seine Gespielin oder die einer seiner Männer. Als sie aber eine fremde
    Sprache sprach, merkten alle, dass sie sich geirrt hatten.
    Die kleinen Schweinsäuglein des Grobians musterten ihre Kleidung. Jetzt fiel ihm
    auch auf, dass sie nicht die groben, formlosen Kleider einer Bäuerin trug. Er hielt
    sein Pferd an und sagte etwas. Alle Augen waren jetzt auf sie gerichtet. Sogar
    das Bündel, in dem Niall gefangen war, bewegte sich nicht mehr. Grace blieb
    aber nicht stehen, sondern trat neben das Pferd und warf dem Biest - dem im
    Sattel - noch ein Lächeln zu. Sie hatte schon lange nicht mehr gelächelt, und die
    Bewegung erschien ihr seltsam. Sollte der Kerl ihr gezwungenes Lächeln erkannt
    haben, so konnte man das seinem verblüfften Gesichtsausdruck jedenfalls nicht
    anmerken.
    »Du stinkst, als ob du in deinem ganzen Leben noch kein Bad gesehen hättest«,
    sagte sie freundlich. »Und dein Atem würde dieses Pferd hier umhauen, wenn er
    es streifen würde. Aber du scheinst hier der Anführer zu sein. Wenn mein
    freundliches Benehmen dir gegenüber mich von der Horde hier schützen wird,
    dann ist mir ein einzelner Mann lieber als jeden Tag ein anderer.« Während sie
    redete, lächelte sie, so freundlich sie nur konnte, und streckte die Arme nach ihm
    aus.
    Er war so verdattert, dass er sich sofort zu ihr herunterbeugte und sie vor sich
    auf das Pferd hob. Der Mann ist stark wie ein Bulle, dachte sie und ordnete ihre
    Kleider. Sie versuchte, nicht durch die Nase zu atmen, damit sie weder seinen
    Körper noch seinen Atem riechen musste. Ohne mit der Wimper zu zucken,
    vermittelte sie den Eindruck, als ob es ihr Anrecht sei, zu reiten statt zu laufen.
    Sie nickte ihm erhaben zu und bedankte sich.

    Sie starrten sie alle mit offenen Mündern an, dann zeigten sie auf ihre Kleider
    und fingen wie wild zu reden an. Von welch guter Qualität ihre einfachen
    Baumwoll- und Wollkleider waren, fiel ihr erst in dem Moment auf, als sie sie mit
    der groben Kleidung der Männer verglich.
    Der Kerl hob ihre Hand hoch und befingerte ihre Ringe. Grace hielt den Atem an.
    Sie erwartete, dass er sie ihr herunterzerren würde, der Mann aber drehte nur
    grunzend ihre Hand um, um sich die Innenseiten zu betrachten. Auch sie
    bemerkte den Unterschied ihrer Hände. Seine waren fleischig und schwielig, die
    Nägel hatten schwarze Dreckränder. Im Gegensatz dazu waren ihre Hände
    geschmeidig und blass, die Haut zart und die Nägel schön geformt. Ihre Hände
    sahen nicht so aus, als ob sie irgendwelche körperliche Arbeit verrichten würde,
    was zu dieser Zeit eindeutig auf einen adligen Stand hinwies.
    Sie hätte seine

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