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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sich Grace schnell wie eine Schlange um und biss in seine
    dreckige, nicht bedeckte Wade. Er schrie vor Schmerz auf und riss an dem Zügel.
    Das Pferd bäumte sich wiehernd auf, dann stob es so schnell davon, dass Grace
    die Wade des Mannes losließ. Angesichts des ekligen Geschmacks würgte sie,
    dann übergab sie sich über seinen Fuß.
    Schadenfrohes Gelächter brach ringsherum aus. Der Mann riss sie hoch. Sein
    fauler Atem schlug ihr ins Gesicht, als er sie anbrüllte. Sie konnte zwar nicht
    verstehen, was er sagte, aber sein Atem ließ die Übelkeit erneut in ihr

    aufsteigen. Hastig warf er sie vom Pferd in den Dreck, wo sie bäuchlings auf ihrer
    Tasche landete. Der Sturz verschlug ihr den Atem.
    Sie wurde hochgerissen, wo sie auf wackligen Beinen nach Luft rang, während
    man ihr ein Seil um die Taille knotete. Der dickliche Mann nahm das andere Ende
    des Seils in die Hand und gab seinem Pferd die Sporen. Jetzt musste sie
    entweder rennen oder aber sich über den Boden schleifen lassen. Also rannte sie
    keuchend los, wobei sie ihre Tasche mit beiden Händen an ihren Körper drückte.
    Sie erwartete ohnehin, dass man ihr die Tasche jeden Augenblick wegnehmen
    würde, aber die Männer wollten offenbar kein zusätzliches Gepäck tragen, wenn
    es nicht unbedingt nötig war. Sie würde ja ohnehin nicht fliehen können, also
    konnten sie ihr ihre Sachen auch erst dann abnehmen, wenn sie ihr Ziel erreicht
    hatten.
    Immerhin hatte sie jetzt Gelegenheit, sich ein wenig umzusehen. Sie wusste
    nicht, ob es Vormittag oder Nachmittag war, also konnte sie auch ihre
    Laufrichtung nicht bestimmen. Es war jedenfalls weder nach Norden noch nach
    Süden, denn die Sonne lag in ihrem Rücken. Wenn es noch Vormittag war, dann
    waren sie Richtung Westen unterwegs, war es dagegen schon nach Mittag, so
    gingen sie Richtung Osten.
    Hinter ihr trug eine ganze Gruppe von Männern ein Bündel, das in eine reichlich
    zusammen gewürfelte Mischung verschiedener Karodecken gewickelt war.
    Gelegentlich bäumte sich das Bündel kurz auf, woraufhin einer oder auch
    mehrere Männer es mit Tritten bedachten. Sie blickte sich um, und einer der
    Männer fing ihren Blick auf.
    »Niall Dhu«, verkündete er stolz und zeigte auf das Bündel.
    Entsetzt blieb sie wie angewurzelt stehen. Als das Seil sich wieder spannte,
    wurde sie jäh nach vorne gerissen. Niall! Über ihre Schulter hinweg blickte sie
    auf das Bündel und versuchte, sich einen Reim aus der Situation zu machen.
    Dies konnten unmöglich seine Männer sein, sonst würden sie ihn nicht schlagen.
    Offensichtlich war er gefangen worden, und seine eigenen Männer hatten aus
    Angst um Nialls Leben die Verfolgung aufgegeben.
    Mehrere Möglichkeiten gingen ihr durch den Kopf. Er konnte als Geisel dienen,
    oder seine Gegner mochten Gefallen daran finden, ihn zu foltern. Wenn er als
    Geisel diente, würde man ihn gut behandeln. Sie erinnerte sich, gelesen zu
    haben, dass im mittelalterlichen Schottland Entführungen eine relativ normale
    Art und Weise war, um zu Geld zu kommen. Natürlich funktionierte das nur

    solange, wie die Geisel unverletzt wieder zurückgegeben werden konnte. Wenn
    die Ermordung der Geisel an der Tagesordnung gewesen wäre, hätte wohl kaum
    jemand sein mühsam verdientes Geld in ein solches Unterfangen gesteckt. Dafür
    waren die Schotten viel zu pragmatisch veranlagt.
    Wenn sie ihn aber umbringen wollten...
    Sie musste einen Weg finden, um ihm zu helfen. Das Problem dabei war
    allerdings, dass sie ja selbst auch eine Gefangene war. Nach ihrer Ankunft würde
    sie sich bestimmt in einer noch viel schlechteren Lage befinden als im
    Augenblick. Sie war eine wehrlose, gefangene Frau und für diese Männer hier
    nicht viel mehr als ein Stück Fleisch. Grace war sich bewusst, dass sie vermutlich
    sogar mehrmals vergewaltigt würde, wenn ihr nicht irgend etwas einfiel. Die
    Angst verschnürte ihr die Kehle, aber sie schluckte sie hinunter. Sie war hier
    angekommen. Ihr war es tatsächlich gelungen, durch die Zeit zu reisen. Die
    Umstände waren zwar keine guten, aber immerhin hatte sie auf Anhieb den
    Schwarzen Niall gefunden. Was auch immer später noch geschehen sollte, sie
    musste sich ganz und gar auf ihr Ziel konzentrieren. Wenn nötig würde sie alles
    ertragen. Und sie würde es überleben.
    Sie war hier angekommen. Die Verwunderung darüber verdrängte ihr schlagartig
    alle anderen Sorgen. Ihr Kopf fuhr nach rechts und links herum, als sie alles
    aufzunehmen versuchte.

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