Wie Tau Auf Meiner Haut
und
Dorfbewohnern um Creag Dhu seinen Schutz angeboten. Unter der Last, die er
auf seine breiten Schultern geladen hatte, wären die meisten Männer
zusammengebrochen. Und doch bot er auch ihr seine Hilfe an, obwohl er nicht
einmal wusste, wie diese aussehen konnte. Ihre Kehle schnürte sich weiter zu,
diesmal, weil ihr die Tränen kamen. Wortlos schüttelte sie den Kopf.
Er stand seufzend auf und half ihr ebenfalls auf die Füße. »Du wirst es mir schon
sagen«, versicherte er und ging mit ihr zusammen auf die Treppe zu. Er nickte
zwei Männern auf einer Bank zu, die ihm augenblicklich folgten. »Du wirst es mir
erzählen, freiwillig oder nicht. Und in mein Bett wirst du auch kommen und dort
weich und sehnsüchtig unter mir liegen. Ich bin ein sehr geduldiger Mann,
Mädchen, aber ich vergesse niemals, dass ich es bin, der hier die Macht ausübt.«
Ihr Mund wurde trocken. Sollte das eine Warnung sein? Ahnte er, dass sie von
dem Schatz wusste und ihn finden wollte? Das Herz schlug ihr schmerzhaft
gegen die Rippen. Die Auseinandersetzung mit ihm fand sowohl auf persönlicher
wie auch auf sachlicher Ebene statt, was ihm nicht entgangen war. Als Mann
begehrte sie ihn mit einer Heftigkeit, die ihr angst machte; als Hüter des
Schatzes jedoch fürchtete sie ihn. Auf beiden Ebenen wäre ein Scheitern
gleichermaßen tödlich für sie.
Er öffnete die Tür zu der kleinen Kammer, in der sie auch die letzte Nacht
verbracht hatte, und schob sie hinein. Sie hielt erstaunt inne. Ein schmales Bett
war dort hineingestellt worden. Im Kamin vertrieb ein Feuer die Kälte. Zwei
Kerzen waren erst vor kurzem angezündet worden, denn der Talg fing eben erst
zu tropfen an. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie auch einen kleinen Nachttopf
und einen Eimer mit Wasser.
»Danke«, sagte sie und wandte sich ihm zu. Die kleine Kammer erschien ihr
geradezu luxuriös im Vergleich zu manch anderem Lager, auf dem sie während
des vergangenen Jahres genächtigt hatte.
»Ich wollte nicht, dass du dich zu Tode frierst«, erwiderte er belustigt. Er
berührte ihren Arm. »Ich mag dich warm und weich.«
Er legte die Arme um sie, presste sie gegen seinen Körper und küsste sie. Grace
ergriff seine Oberarme und besann sich auf die selbst auferlegte Beherrschung,
deren Fundament jedoch bereits zu bröckeln begann. Er drückte seine festen
Lippen auf ihren weichen Mund. Trotz ihrer Vorsätze öffneten sich ihre Lippen,
und seine Zunge bedrängte sie eher spielerisch, denn fordernd.
Heißes Verlangen durchrieselte sie. Sie entriss sich seinem Kuss und ließ
stöhnend ihren Kopf gegen seine Brust sinken. Mal abgesehen von der Frage der
Treue gegenüber Ford, wie konnte sie auch nur an die Möglichkeit denken, sich
mit Niall zu lieben? Sie hatte in dieser Zeit lediglich einen begrenzten Aufenthalt
geplant, so lange, bis sie den Schatz gefunden hatte und vielleicht die
geheimnisvolle Kraft selbst nutzen konnte, um Parrish und die Stiftung zu
blockieren. Wenn es ihr gelänge, so würde sie den Schatz stehlen, damit wieder
in ihre eigene Zeit zurückkehren und Niall zurücklassen.
Ganz gleich, ob sie damit Erfolg haben würde, sie würde auf keinen Fall hier
bleiben. Jede Beziehung zu Niall würde also eine oberflächliche sein - aber
konnte denn Liebe mit Niall überhaupt jemals oberflächlich sein? Selbst wenn die
Umstände anders wären, so war sie keine Frau, die oberflächliche Affären
unterhielt. Vielleicht würde ihn ja allein die Sinnlichkeit bereits befriedigen, von
sich selbst wusste sie jedoch, dass dies nicht der Fall sein würde. Für sie war der
Liebesakt eine Verpflichtung, eine Verpflichtung, die sie nicht übernehmen
durfte.
Er hielt sie so vorsichtig in seinen Armen, streichelte ihren Rücken und
schaukelte sie sanft vor und zurück, dass sie hätte weinen können. Einem Mann
wie ihm war sie noch niemals begegnet und würde sie auch niemals wieder
begegnen, denn er war, ganz gleich in welchem Zeitalter, eine außergewöhnliche
Erscheinung. Einen Augenblick lang erlag sie der Versuchung, legte ihre Hände
auf seinen Rücken und spürte die lebendige Wärme und Kraft seines Körpers.
Seine Muskeln zogen sich bei jedem Atemzug ein wenig zusammen, und sein
Herz schlug laut und kräftig an ihrem Ohr.
»Wenn eine Frau einmal verheiratet gewesen war«, flüsterte er leise in ihr Haar,
»dann ist sie es gewohnt, Nachts neben sich jemanden liegen zu haben. Wenn
sie ihn verliert, so verliert sie
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