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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihm eine Szene zu machen.
    Seine rücksichtsvolle Art machte es für sie außerdem nicht leicht, auch weiterhin
    entrüstet über ihn zu sein. Er zwang sie nicht zu reden und wiederholte sein
    Anliegen nicht ständig, sondern gab sich damit zufrieden, es einmal deutlich
    ausgesprochen zu haben. Nun wusste sie immerhin, wie intensiv er sie
    beobachten ließ; genau das war ja seine Absicht gewesen.
    Sein Bein berührte ihres. Sie zog ihr Bein hastig weg, dann sah sie zu ihm auf,
    ob die Berührung absichtlich gewesen war. Das war sie. Er beobachtete sie
    amüsiert. Er trank von dem gewürzten Wein, dann gab er ihr den Kelch, so dass
    sie auch davon trinken konnte. »Kannst du dich noch an das eine Mal erinnern? «
    begann er mit leiser, tiefer Stimme. »Ich saß auf einem Stuhl, und du kamst auf
    mich zu, dann habe ich dich hochgehoben und auf mich drauf...«
    Ihre Hand begann zu zittern. Schnell setzte sie den Kelch ab, damit sie den Wein
    nicht verschüttete. Sie gab keine Antwort, aber die Röte auf ihren Wangen war
    ihm Antwort genug.
    »Wie kann das sein? « fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Manchmal habe ich überhaupt nicht geschlafen, und doch konnte ich spüren,
    wie du mich beobachtet hast.« Er nahm ihre Hand in seine und fuhr mit der
    Fingerspitze über die schmalen Knochen auf ihrem Handrücken.
    »Manchmal, wenn ich wach war, schien es mir so, als ob ich dich reden hörte.«
    Sie getraute sich bei diesem Geständnis nicht, ihn anzusehen. Sie stieß die Worte
    hervor und bestätigte damit ihre gegenseitige Verbundenheit, die sie bereits seit
    Monaten quälte und die sie jetzt herausforderte. Sie könnte einfach ihre Hand
    umdrehen und ihre Finger mit seinen verschränken. Er würde ihre Wünsche

    genau erkennen, und er würde ihr keinerlei Fragen stellen, sondern sie einfach
    nur die Treppe hinaufführen.
    Sie starrte das Salzfässchen an. Diese Art des wortlosen Einverständnisses hatte
    sie häufig mit Ford verspürt. Sie hatten sich so gut gekannt, dass sich Worte
    oftmals erübrigten. Nach seinem Tod hatte sie geglaubt, dass dieses Gefühl der
    Geborgenheit mit ihm zusammen gestorben war und sie es nie wieder mit
    jemand anderem erleben würde. Wie konnte sich das wiederholen? Schließlich
    hatten sie dieses gegenseitige Verständnis über Jahre des Zusammenlebens
    aufgebaut, im Bett, während der ruhigen Gespräche, die sie miteinander führten,
    durch ihre gemeinsame Arbeit, durch gemeinsame Sorgen und gemeinsame
    Freuden, und dadurch, dass sie zusammengelebt hatten.
    Unmöglich konnte sie diese Vertrautheit jetzt schon mit Niall empfinden.
    Offenbar ging ihre Phantasie wieder mit ihr durch, und sie bildete sich Dinge ein,
    die gar nicht wahr sein konnten. Seit dem Augenblick, als er aus dem Verlies
    gelaufen war, bis jetzt hatte sie vielleicht alles in allem zwei Stunden mit ihm
    verbracht. Unmöglich konnte er ihre Wünsche erahnen, noch konnte sie wissen,
    was er vorhatte.
    »Du musst nur meine Hand nehmen«, murmelte er und blickte sie an. »Mein Bett
    ist groß und warm, und du würdest nicht alleine sein.«
    Ein Schauder durchfuhr sie, ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Nein. Es war
    einfach nicht möglich.
    »Solch große traurige Augen. Was siehst du denn, wenn du so gedankenverloren
    durch mich hindurchblickst, als ob ich gar nicht da wäre? Hält Huwe jemanden
    gefangen, den du liebst? Ein Kind möglicherweise? Zwingt er dich, seinen Befehl
    auszuführen? «
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Nein«, brachte sie mühsam hervor. »Ich habe
    niemanden, und ich bin keine Verbündete von Huwe.«
    Seine Haut spannte sich über seinen ausgeprägten Wangenknochen, und sein
    zurückhaltender, ernster Ausdruck spiegelte sich in seinem Blick. So mussten die
    alten Heiligen ausgesehen haben, die durch die ihnen aufgetragene Bürde nur
    noch für das Wesentliche Augen hatten. »Vertraue dich mir an«, sagte er. »Und
    ich werde dir helfen.«
    Mit welcher Selbstverständlichkeit er noch zusätzliche Verantwortung übernahm!
    Seine Freunde waren zu Tode gefoltert und verbrannt worden, er selbst war
    verstoßen worden und würde, sobald er sich aus Schottland entfernte, einem

    Todesurteil entgegensehen. Als junger Mann war er zum Hüter des Schatzes
    ernannt worden, sein ganzes Leben hatte er diesem Ziel gewidmet und die Bürde
    auf sich genommen. Aus Einzelgängern und Ausgestoßenen hatte er eine
    disziplinierte Kampftruppe gemacht, dann hatte er den Bauern

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