Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
nicht nur ihren Mann, sondern auch das Gefühl, in
    der Dunkelheit nicht alleine zu liegen. Das biete ich dir an, Mädchen. Ich drücke
    dich an mich und wehre die Kälte und die Dunkelheit ab, ich gebe dir den Trost
    meines Körpers.«
    Sie hätte fast geschluchzt, so sehr lockte sie die Versuchung. Mit seinen Armen
    um ihren Körper einzuschlafen, aufzuwachen und ihn zu spüren, seine behaarte

    Brust zu fühlen, dann die Hand seinen flachen Bauch hinuntergleiten zu lassen,
    seinen Penis im Schlaf zu streicheln - wie hatte er nur wissen können, wie sehr
    sie sich gerade danach sehnte, nach dieser Geborgenheit, die über das rein
    Sexuelle weit hinausging? Er war eins mit ihrer Seele und hatte sie gänzlich
    durchschaut. »Nein«, flüsterte sie entgegen besseren Wissens. Seine Lippen
    streiften ihre Stirn. »Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Wenn du Nachts
    doch ein wenig Trost brauchen solltest, so musst du nur rufen, und die
    Wachposten werden dich zu mir bringen.«
    Als er gegangen war, presste Grace ihre zitternden Finger auf die Lippen. Sie
    befand sich auf einem schmalen Grat zwischen Verlangen und Gefahr. Ihr Wissen
    darum verringerte ihr Verlangen jedoch nicht. Wenn sie sich ihm hingab, würde
    er sich ihr gegenüber dann als nachgiebiger erweisen, wenn er ihr wahres Ziel
    erführe? Nein, das würde er nicht. Aus den Dokumenten wusste sie bereits, dass
    der Schwarze Niall mit allen Mitteln den Schatz verteidigte. Vielleicht hatte er ja
    nur nebenbei andeuten wollen, dass er hier das Sagen hatte, aber er hatte ja das
    Wort »Macht« benutzt, was man als Warnung auslegen konnte. Dass sie eine
    Frau war - noch dazu eine, die er in seinem Bett haben wollte -, würde sie nicht
    schützen, wenn er herausfand, dass sie den Schatz finden wollte. Er würde sie
    umbringen, dessen war sie sich vollkommen sicher.

    Kapitel 24

    Der nächste Morgen war kühl und regnerisch, die Gipfel der im Osten gelegenen
    Berge vom Nebel verhüllt. Kein warmes Bad wartete auf Grace, sondern sie
    musste sich schnell vor dem Feuer waschen. Zum Frühstück gab es wieder
    Haferbrei, danach nahm sie Alice erneut bei ihren Arbeiten mit. Im Hof übten
    trotz des Regens die Männer. »Lord Niall sagt, der Ernstfall wartet nicht auf
    Sonnenschein«, erläuterte Alice. Als die Männer später vollkommen durchnässt
    hereintrampelten, verklumpten sie das auf dem Boden ausgebreitete Reisig mit
    ihren dreckigen Füßen.
    Alice wärmte sie mit colcannon, einem Kohleintopf. Danach spielten die Männer
    Spiele oder würfelten, flirteten mit den Serviermädchen, wetzten ihre Schwerter
    und Dolche und erzählten sich lautstark Geschichten. Nicht alle Männer waren

    anwesend, zehn von ihnen patrouillierten mit Niall zusammen die Umgebung von
    Creag Dhu ab.
    Der Regen hörte nicht auf, und der Himmel war so dunkel, dass man die Fackeln
    anzünden musste. Grace gähnte. Ein Regentag eignete sich wie kein anderer
    dazu, die Zeit dösend vor dem Feuer zu verbringen. Sie war mit ihrem Gähnen
    nicht allein, ein paar Männer hatten sich in die dunkleren Ecken verzogen und
    waren eingenickt. Andere wiederum hatten sich aus lebendigeren Gründen in ihre
    Betten zurückgezogen. Grace beobachtete, wie sich behaarte Männerarme um
    diese und jene Taille legten. Schon bald waren wesentlich weniger Frauen bei der
    Arbeit zu sehen.
    Sie alle wurden von den Rufen am Eingangstor, dem plötzlichen Alarm
    überrascht. Alice lag gerade über Sims Knien, der ihre Kehrseite betätschelte und
    sie von ihrer Arbeit weglocken wollte. Als er die Rufe hörte, stand er ruckartig
    auf und ließ Alice auf den Boden fallen. Er stürmte bereits mit der Hand am
    Schwert los, noch ehe sein Rock wieder ordentlich nach unten gefallen war.
    Alice rappelte sich auf und rannte auf die riesigen, drei Meter hohen Türen in der
    großen Halle zu. Grace war ebenfalls aufgesprungen, das Herz schlug ihr bis zum
    Hals. Niall befand sich außerhalb der Sicherheit der Burgmauern. War ihm etwas
    zugestoßen?
    Die Szene war chaotisch und verwirrend. Menschen liefen schreiend auf das Tor
    zu, wobei sie ihre Häupter gegen den Regen schützten. Hinter ihnen konnte man
    das lodernde Feuer verbrannter Hütten sehen. »Die Hay! « schrieen sie. »Die
    Hay! « Berittene Männer winkten mit Äxten und Schwertern.
    »Öffnet das Tor! « rief Sim.
    Grace und Alice wurden brutal von Männern zur Seite gestoßen, als diese ihre
    angestammten Posten einnahmen. Manche kletterten mit Pfeil und Bogen auf

Weitere Kostenlose Bücher