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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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umzubringen. Aber dann besann er sich eines anderen. Er
    würde Robert Schwierigkeiten bereiten, wenn er den ganzen Clan vernichtete. Es
    gab noch Hayfrauen und Kinder, die die überlebenden Männer brauchen würden.
    Der Clan würde viele Jahre brauchen, um sich von Huwes Dummheit und
    Rachsucht zu erholen. »Lasst sie raus«, sagte er.
    Die Frauen kamen aus ihren Verstecken hervor. Sie weinten sowohl aus Freude
    als auch aus Trauer, als sie die Überlebenden und Toten identifizierten. Dann
    begannen sie, wie es Frauen zu tun pflegen, wieder Ordnung zu schaffen. Sie
    versorgten die Verwundeten, legten die Toten zusammen, verteilten Trinkwasser
    und fegten das blutverschmierte Reisig aus. Alice übernahm kompetent die
    Führung, aber ihre Wangen waren immer noch schreckensbleich.
    Nialls Blick wanderte von einer Frau zur nächsten. Er suchte nach einer zierlichen
    Figur, nach langem, dichtem Haar. Er horchte, konnte aber die Stimme mit dem
    fremden Akzent nicht ausmachen, die immer die falschen Silben betonte. »Alice!
    « rief er. »Wo ist das Mädchen? «
    Alice wusste sofort, welches Mädchen er meinte. Sie blickte sich verwirrt um,
    kam aber zu derselben Schlussfolgerung wie er auch. Grace war nicht da. »Sie
    ist mir nicht gefolgt«, brachte Alice langsam hervor. »Aber als du aus der
    Vorratskammer kamst, stand sie direkt hinter mir. Vielleicht hat sie sich ja dort
    versteckt.« Nach einer Pause sagte sie: »Das Mädchen hat uns gerettet und
    gewarnt. Sie hat Huwe erkannt.« Sie hatte also tatsächlich nicht mit Huwe unter
    einer Decke gesteckt. Dieses Wissen beruhigte ihn, wenngleich eine andere
    Sorge ihn rasch durch die große Halle schreiten ließ. In dem Geheimtunnel gab
    es noch einen zweiten Tunnel, den er bei seinem Leben zu beschützen
    geschworen hatte. Das Mädchen hatte etwas Geheimnisvolles, irgend etwas hielt
    sie zurück. Wenn sie sich nun als die ernsthafteste Gefahr für den Schatz
    herausstellte, der er jemals begegnet war? Konnte er seinem Schwur treu
    bleiben, wenn er sie dafür umbringen müsste?
    Kalter Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. Er nahm sich eine Kerze und
    duckte sich in den Geheimtunnel. Auf halbem Weg der engen Stufen wurde die
    Wand noch dunkler, so als ob ein Loch in den Stein gehauen worden sei. Niall

    blieb das Herz stehen. Eine Vorahnung ließ seine Haut eiskalt werden. Wilde,
    rasende Wut stieg in ihm auf.
    Er hob sein blutverschmiertes Schwert hoch und betrat den zweiten Geheimgang.

    Die Treppe hörte auf. Grace hob die Kerze, konnte aber außer den Steinwänden
    nichts erkennen. Es war derselbe Stein, aus dem auch die restliche Burg gebaut
    worden war. Es war sehr kalt hier unten, und sie zitterte. Etwas vibrierte in der
    Luft, es war kein Ton, eher etwas, das ihre Haut berührte.
    Sie bekam eine Gänsehaut, allerdings nicht von der Kälte. Langsam suchte sie
    die Wände nach einer Tür ab. Sie fühlte jedoch nichts weiter als den nackten
    Stein unter ihren Fingern.
    Das kaum wahrnehmbare Pulsieren irritierte sie. Sie musste sich bereits unter
    dem Meeresspiegel befinden, und die Impulse kamen vermutlich von den
    brandenden Wellen. Unter den Stufen war tiefste Dunkelheit. Ihr Herz schlug bis
    zum Hals, aber sie trat noch einen Schritt nach vorn. Das fahle Licht ihrer Kerze
    erleuchtete noch einen Durchbruch, ein schwarzes Loch. Wohin mochte es
    führen? Das Pulsieren verstärkte sich. Sie spürte es auf ihrem Gesicht. Es kam
    aus der dunklen Öffnung.
    Sie blieb stehen, die kleinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Lieber
    Himmel, was in aller Welt verbarg sich dort.
    Sie würde es schaffen, ermutigte sie sich selbst. Für Ford und für Bryant würde
    sie alles tun können. Das hatte sie sich selbst ein ums andere Mal in jenem
    letzten höllischen Jahr bewiesen.
    Eisige Kälte drang durch ihre dünnen Schuhsohlen, kroch ihr unter die Röcke und
    stieg ihr die Beine hoch. Sie musste sich beeilen, ehe die gefährliche Kälte ihre
    Kräfte lahmte. Ihre kleine Kerze würde nicht mehr lange brennen, und sie wollte
    hier unten nicht ohne Licht sein. Von der Notwendigkeit überzeugt, bewegte sie
    sich ruhig auf das Loch in der Wand zu.
    Sowie sie hindurch getreten war, umgab sie vollkommene Dunkelheit. Sie spürte,
    wie sie am Rande von etwas Vibrierendem stand.
    Spürte sie etwa Wärme?
    Sie ging weiter. Ihre Kerze flackerte wie verrückt. Im Kerzenschimmer konnte sie
    ein paar Umrisse erkennen, ein großer Stuhl, eine Art Thron vielleicht? Der Thron
    war

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