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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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der zwar ein wenig
    schwer von Begriff, dafür aber zuverlässig war. Das Denken würde Conrad
    ohnehin ganz alleine besorgen.
    Arme Grace St. John. Arme kleine Frau.

    Kapitel 5

    Grace erreichte die Vororte von Eau Ciaire. Sie musste jetzt wirklich etwas zu
    sich nehmen. Zwar verspürte sie immer noch keinen Hunger, fühlte sich aber
    zunehmend schwächer.
    Die Kälte war dabei nicht gerade hilfreich. Der Frühling hatte sich zwar kurz
    blicken lassen, aber nur, um bei allen die falsche Hoffnung zu nähren, der Winter
    sei jetzt endlich vorüber. Wie üblich aber hatte er wieder einmal alle an der Nase
    herumgeführt. Grace betrachtete den Wetterumschwung allerdings mit
    gewohntem Gleichmut. Sie zitterte ohne Unterlass. Vor kurzem hatte das Zittern
    etwas nachgelassen, ein weiteres Indiz dafür, dass sie ganz dringend etwas zu
    essen brauchte. Immerhin schneite es nicht. Die Auskühlung hatte sie wie alle
    anderen Obdachlosen mit Zeitungspapier und Plastiktüten bekämpft. Diese
    armseligen Hilfsmittel hatten sie bis jetzt am Leben gehalten, aber nun kühlte sie
    doch zusehends aus.
    So konnte sie nicht weitermachen. Noch mehr als die Frage des Überlebens
    beschäftigte sie der Umstand, dass es keine Möglichkeit zum Arbeiten gab. Wenn
    sie jedoch nicht arbeiten konnte, konnte sie auch nicht herausfinden, warum
    Parrish sie alle hatte umbringen wollen. Sie hatte immer an das alte Sprichwort
    geglaubt, dass Wissen Macht sei. In diesem Fall war Wissen der beste Weg, um
    Rache zu üben. Sie brauchte einen festen Standort, lange ungestörte Stunden,
    Elektrizität. Die Akkus ihres Laptops liefen etwa vier Stunden lang, wovon sie
    bereits zwei verbraucht hatte. Sie sehnte sich nach ihrer Arbeit, sehnte sich nach
    dem einzigen noch verbliebenen Teil ihres früheren Lebens. Dazu jedoch musste
    sie in die Zivilisation zurückkehren. Jetzt war die Zeit gekommen, um ihren
    vorher ausgeheckten Plan in die Tat umzusetzen. Ehe sie einen Laden betreten
    konnte, musste sie sich erst einmal waschen. Erneut betrat sie eine Tankstelle,
    hatte aber inzwischen gelernt, dem Tankwart aus dem Weg zu gehen. Sie
    näherte sich also dem Gebäude von hinten. Wenn die Waschräume verschlossen
    waren, würde sie die nächste Tankstelle aufsuchen. Fast die Hälfte aller Türen
    jedoch standen offen, vielleicht weil die Tankstellenbetreiber keine Lust hatten,
    ihren Schlüsseln hinterher zu rennen.

    Natürlich waren die meisten der unverschlossenen Toilettenräume in einem
    unbeschreiblichen Zustand, aber das machte ihr schon nichts mehr aus. Sie
    brauchte lediglich eine Toilette und ein Waschbecken.
    Schon bald wurde sie fündig. Sie trat in das eklige kleine Abteil und schaltete die
    schwache, nackte Glühbirne an. Die hing so dicht unter der Decke, dass man sie
    nur mit einer mitgebrachten Leiter hätte entwenden können. Ihr Kopf tauchte in
    dem zerkratzten und verschmierten Spiegel auf. Sie starrte die hohläugige,
    ungekämmte Frau an, mit der sie nicht die geringste Ähnlichkeit verspürte.
    Nachdem sie die Toilette benutzt hatte, zog sie ihre Kleider aus und wusch sich.
    In diesem Waschraum gab es weder Handtücher noch Seife, aber seit ihr das das
    erste Mal passiert war, hatte sie sich mal Papiertücher, mal eine halbe Flasche
    Flüssigseife mitgenommen. Meist waren die Seifen fest verankert, damit sie
    niemand mitgehen ließ. Gott sei Dank bestätigten Ausnahmen die Regel.
    Sie ordnete ihr Haar, nahm das Gummiband heraus und kämmte mit kräftigen
    Strichen die langen Strähnen. Sie schauderte behaglich, als die Zinken des
    Kamms ihre Kopfhaut massierten. Ihr Haar war so schmutzig, dass sie sich
    ekelte, es anzufassen. Dennoch würde die Haarwäsche warten müssen. Mit
    gewohnter Geschicklichkeit flocht sie es wieder, wickelte das Gummiband darum
    und warf den dicken Zopf schwungvoll über die Schulter auf ihren Rücken.
    An dem Zustand ihrer Kleidung konnte sie nur wenig ändern. Sie befeuchtete ein
    Papiertuch und bearbeitete damit ohne großen Erfolg die schlimmsten Stellen. Es
    war ihr allerdings so gleichgültig, wie sie sich das vor drei Tagen noch nicht hätte
    ausmalen können. Das benutzte Papierhandtuch warf sie in den überquellenden
    Abfalleimer. Sie hatte ihr möglichstes getan. Es gab wahrlich schlimmere Dinge,
    beispielsweise beraubt, von einem elenden Kerl die Rippen gebrochen zu
    bekommen, von Hunden verfolgt zu werden und zusehen zu müssen, wie der
    eigene Mann und der eigene Bruder von Verbrechern ermordet

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