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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sein. Wie weich sie ausgesehen
    hatte! Wenn man als Mann auf ihr lag, würde man nicht den Eindruck haben, auf
    einem Skelett zu liegen.
    Was für eine merkwürdige Anziehung, dachte er, während seine Fingerspitzen die
    kühle Scheibe berührten. Normalerweise bevorzugte er hagere Frauen, die kleine
    Grace aber war unbewusst trotz ihres Gewichts unglaublich sinnlich. Sie hatte
    kein starkes Übergewicht, sie war nur ein wenig rundlich. Vielleicht sollte er
    Conrad anweisen, sie nicht sofort umzubringen. Vielleicht konnte er sie später
    selbst umbringen, nachdem er eine ganz bestimmte Phantasie ausgelebt hatte.
    Bei der Vorstellung musste er grinsen.

    Kapitel 9

    Müde band sich Grace die Schürze ab und warf sie in den Wäschekorb. Heute war
    der sechste Tag an ihrem Zeitarbeitsplatz als Tellerwäscherin und Mädchen für
    alles in Orel Hector's Pizza Pasta Restaurant. Manchmal hatte sie den Eindruck,
    den Knoblauchgeruch nie mehr aus ihren Haaren und von ihrer Haut abwaschen
    zu können. Den Angestellten stand zu Mittag eine Mahlzeit frei, Grace aber hatte
    dieses Angebot bisher noch nicht wahrgenommen. Allein bei der Vorstellung
    einer herzhaften Pizzamahlzeit verkrampfte sich ihr Magen.
    »Kommt du morgen wieder? « fragte Orel, während er die Kasse hervorholte, um
    sie zu bezahlen. In dem Restaurant arbeiteten drei Teilzeitangestellte, von denen
    keiner auf einer Lohnliste verzeichnet war. Etwa ein Drittel der täglichen
    Einnahmen wanderten unter den Tisch und wurden nicht von der Kasse quittiert.
    Am Ende jeden Tages bezahlte Orel sie in bar. Wenn einer von ihnen am
    nächsten Tag nicht auftauchte, dann besorgte er sich den nächsten. Das
    vereinfachte den bürokratischen Prozess ganz ungemein.

    »Ich werde morgen kommen«, erwiderte sie. Die Arbeit war sehr anstrengend,
    aber sie kam ihrem im verborgenen operierenden Haushalt sehr entgegen. Orel
    gab ihr drei Zehndollarscheine, dreißig Dollar für sieben Stunden Arbeit.
    Insgesamt aber hatte sie in den sechs Tagen bereits hundertachtzig Dollar
    verdient. Nachdem sie Harmony siebzig gezahlt hatte, blieben immer noch
    hundertzehn Dollar übrig. Ihre Ausgaben waren gering, lediglich das Busgeld und
    etwas neue Kleidung. Sie hatte noch zwei Paar billige, diesmal eine Nummer
    kleinere Jeans erstanden sowie ein paar T-Shirts. Tellerwaschen war eine
    anstrengende Arbeit, und auch die neuen Jeans wurden ihr von Tag zu Tag
    weiter. Sie faltete die Geldscheine zusammen und steckte sie in ihre Tasche,
    dann holte sie ihren Computer unter dem Schrank hervor, wo sie ihn vor
    Wasserspritzern schützte. Sie hatte Orel erzählt, dass sie Abends zur Schule
    ginge, was allen als eine akzeptable Erklärung erschienen war. Die Mitarbeiter
    stellten ohnehin nicht viele Fragen. Sie waren froh, wenn man sie in Ruhe ließ
    und sie sich nicht auf jemand anderen einstellen mussten. Grace wiederum kam
    das sehr entgegen.
    Sie verließ das Restaurant durch die Hintertür und trat auf die verdreckte Gasse
    hinaus. Eine frische Brise hatte sich sogar in dieser engen Gasse einen Weg
    gebahnt. Sie atmete tief ein und war dankbar, keinen Knoblauchgeruch mehr in
    der Nase zu haben.
    Vorsichtig blickte sie sich nach allen Seiten um. Mit der einen Hand drückte sie
    ihren Computer fest an sich, mit der anderen umklammerte sie das Messer.
    Bisher hatte sie noch keinerlei Schwierigkeiten gehabt, dennoch war sie
    vorbereitet.
    Sie lief zwei Häuserblocks bis zur Bushaltestelle, wo der Bus in zehn Minuten
    kommen sollte. Der spätnachmittägliche Himmel war klar und blau, der Tag
    frisch und schön, und alle Menschen schienen beschwingt. Der Frühling war nun
    wirklich da und brachte ein mildes Klima mit sich. Grace erinnerte sich an die
    Freude über den Frühling, als sie durch Murchinsons Garten gelaufen war. Wie
    lange war das her? Zwei Wochen? Drei? Eher drei, mutmaßte sie. Es war der
    siebenundzwanzigste April gewesen, der letzte Tag, an dem sie Freude hatte
    empfinden können. Heute bemerkte sie die klare Luft, aber es berührte sie nicht.
    Sie fühlte lediglich eine farblose Leere in ihrem Inneren. Der Bus kam, und sie
    stieg ein und zahlte ihr Billet. Der Busfahrer nickte ihr zu. Heute war der sechste
    Tag hintereinander, an dem sie an dieser Haltestelle eingestiegen war, und er

    hatte sich ihr Gesicht gemerkt. Sie würde wohl eine Weile lang eine andere
    Buslinie nehmen müssen.
    Sie stieg an der Newberry-Bibliothek aus, die eine der weltbesten Bibliotheken
    für historische

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