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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Studien war. Sie ging Text für Text über mittelalterliche
    Geschichte sowohl bei den Büchern als auch bei den Computerdateien durch und
    suchte irgendeine Erwähnung von Niall von Schottland. Bisher hatte sie viel über
    das Mittelalter gelernt, aber keinerlei Spuren des kriegerischen Ritters finden
    können. Sie ließ sich jedoch nicht entmutigen, denn sie hatte an der Oberfläche
    des verfügbaren Materials nicht mal gekratzt. Sie ging sofort in den richtigen
    Seitengang und machte dort weiter, wo sie gestern Abend aufgehört hatte. Sie
    suchte sich einige Bücher heraus und setzte sich an einen abgelegenen Tisch.
    Dann setzte sie ihre Brille auf und begann, Seite für Seite daraufhin
    durchzusehen, ob irgend jemand namens Niall erwähnt war, der eine Verbindung
    zu den Tempelbrüdern gehabt hatte.
    Beinahe hätte sie es verfehlt. Sie las bereits länger als zwei Stunden, und ihr
    Gehirn war auf Durchgang eingestellt. Zunächst erkannte sie die Referenz nicht,
    sondern las darüber hinweg. Dann aber erregte die Ähnlichkeit des Namens ihre
    Aufmerksamkeit, und sie las den Absatz noch einmal:
    »Als Hüter des Schatzes war ein Ritter, stolz und ungestüm, auserwählt, von
    königlichem Blute, Niel Robertsoune. «
    Ihr Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Es musste sich um Niall
    handeln! Die Namen waren zu ähnlich, und der Hinweis auf den Schatzhüter war
    überdeutlich. Hatte sie auch früher schon etwas über Niel gelesen und nur nicht
    weiter beachtet, weil sie den Namen nicht damit verbunden hatte? Die
    Rechtschreibung damals war eher zufällig gewesen, und sie hätte jedem mit »N«
    beginnenden Namen besondere Aufmerksamkeit schenken sollen. Endlich hatte
    sie seinen Nachnamen gefunden! Robertsoune oder Robertson. Schnell suchte sie
    nach irgendwelchen Abwandlungen von Niall wie zum Beispiel Niel, Neal, Neil und
    auch nach Namen, die dem Namen Robertson ähnelten.
    Sie fand nichts. Es gab einige Roberts und Robertsons, sogar ein paar Neals,
    aber keiner passte in die zeitliche Spanne, die sie suchte. Mit nervösen Händen
    klappte sie das Buch zu. Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht vor
    Frustration mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Die Intensität ihrer
    Enttäuschung erschreckte sie. Sie war schon manches Mal mit ihren Studien
    nicht vorangekommen und hatte es gelassen hingenommen. Diese maßlose,

    unglaublich heftige Verzweiflung jedoch brannte sich durch ihre schützende
    Taubheit hindurch. Sie wollte aber keine anderen Gefühle als die der Wut und
    des unstillbaren Durstes nach Rache haben, da sie bei anderen Gefühlen ihren
    Zusammenbruch befürchtete. Ein paar Mal hatte der Schmerz es bereits
    geschafft, sich durch ihre Taubheit zu bohren und hatte sie beinahe umgebracht.
    Dieses unverhältnismäßig starke Interesse an Niall von Schottland hatte sie
    bereits seit dem ersten Mal verspürt, als sie die Kopien der alten Pergamente
    durchgelesen hatte. Die grauenvollen Erlebnisse der letzten Zeit hatten ihr
    Interesse keinen Deut gemindert. Im Gegenteil, ihre Faszination wuchs mit
    jedem Tag und mit jeder Seite, die sie las.
    Sie hatte begonnen, Niall von Schottland als einen Mythos zu betrachten. Warum
    aber eine solche Erfindung in der Geschichte der Tempelritter auftauchen sollte,
    konnte sie sich nicht erklären. Diese eine Erwähnung von »Niel Robertsoune« als
    auserkorener Schatzhüter war die einzige Bestätigung, die sie hatte finden
    können. Dennoch genügte sie ihr. Er hatte existiert, er war ein wirklicher Mann
    gewesen, der lebte und atmete und aß wie alle anderen Männer auch. Vielleicht
    hatte er ja nach der Zerstörung des Ordens der Verfolgung entfliehen können
    und ein ganz normales Leben geführt. Vielleicht war er mit einer Frau glücklich
    geworden, hatte Kinder gehabt und war erst in hohem Alter gestorben. Der
    wirkliche Niall von Schottland hatte vermutlich keinerlei Ähnlichkeit mit dem
    schwarzhaarigen Krieger, der sie in ihren Träumen verfolgte. Sie klammerte sich
    jedoch an diese Vorstellung, denn ihre Träume waren der Beweis dafür, dass sie
    innerlich noch nicht vollkommen abgestorben war. Ein paar wenige Spuren der
    alten Grace St. John lebten tief in ihr verborgen weiter.
    Niall von Schottland hatte es also tatsächlich gegeben. Mit frischem Elan schob
    sie das dicke Referenzwerk beiseite. Dort konnte sie ihn nicht finden. Als einer
    der berüchtigtsten Ritter war er für sein Überleben darauf angewiesen, nicht als
    solcher bekannt zu

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