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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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größer. Ihr Outfit wurde durch ein schwarzes T-Shirt
    mit einem darüber drapierten weit geschnittenen, gelben, abgeschnittenen
    Unterhemd vervollständigt. Sie trug enge schwarze Radlerhosen, die beidseitig
    mit einem schmalen, grellgrünen Streifen verziert waren. Sie sah sowohl
    beunruhigend als auch irgendwie festlich aus. »Arbeiten Sie? «
    Die Hausherrin schmetterte ihr geradezu die Frage entgegen. Sie betraten ein
    winziges Büro, das früher als Abstellkammer gedient haben mochte. Darin
    standen ein kleiner verschrammter Tisch, ein uralter Bürostuhl und ein
    Hängeregisterschrank und noch etwas, das wie ein Küchenstuhl aussah. Es war
    sehr ordentlich, die beiden Kulis, der Papierlocher, das Quittungsbuch und das
    Telefon standen wie Soldaten nebeneinander aufgereiht. Die Frau nahm hinter
    dem Schreibtisch Platz.
    »Noch nicht«, antwortete Grace und nahm die Sonnenbrille ab, da sie sich jetzt
    wieder unter Kontrolle hatte. Lieber hätte sie sie aufbehalten, aber das wäre zu
    verdächtig gewesen. Sie setzte sich auf den anderen Stuhl und stellte den Sack
    neben sich ab. »Ich bin neu in der Stadt, aber ich will mich morgen nach einer
    Arbeit umschauen. «
    Die Hausherrin zündete sich eine lange, schlanke Zigarette an und musterte
    Grace durch den blauen Dunst hindurch. Jeder ihrer Finger war mit einem
    ausladenden Ring verziert. Grace ertappte sich dabei, wie sie die großen,
    merkwürdig grazilen Hände beobachtete.

    Plötzlich schnaubte die Frau. »Na, wohl kaum«, sagte sie geradeheraus.
    »Arbeiten, meine Liebe, heißt, sich als Hure verkaufen. So siehst du aber trotz
    der billigen Perücke nicht aus. Kein Make-up, außerdem trägst du einen Ehering.
    Bist du auf der Flucht vor deinem Mann? «
    Grace blicke auf ihre Hände hinunter und drehte behutsam an dem goldenen
    Ring, den ihr Ford zur Hochzeit geschenkt hatte. Dass die Frau so unvermittelt
    zum Du übergangen war konnte ihr nur recht sein.
    »Nein«, murmelte sie.
    »Er ist tot, stimmt's? «
    Überrascht blickte Grace auf.
    »Nun, scheiden lassen willst du dich nicht, sonst würdest du nicht den Ring
    tragen. Wenn man sich von einem richtigen Arschloch trennt, dann nimmt man
    doch als erstes den Ring ab. «
    Ihr aufmerksamer grüner Blick musterte Graces Kleidung. »Deine Sachen sind dir
    zu groß. Sieht so aus, als ob du abgenommen hättest. Kummer verdirbt einem
    den Appetit, nicht wahr? «
    Diese Frau hatte sie sofort begriffen, dachte Grace, die davon gleichzeitig
    getröstet als auch beunruhigt war. In weniger als zwei Minuten hatte diese
    merkwürdige, resolute und erschreckend direkte Frau eine Zusammenfassung
    von Details geliefert, die anderen niemals aufgefallen wären. »Ja«, erwiderte sie,
    weil sie sich zu einer Antwort gedrängt fühlte.
    Aber was auch immer die Frau in Graces Gesicht sah oder welche Schlüsse sie
    daraus auch ziehen mochte, sie schien sich plötzlich entschieden zu haben. »Ich
    heiße Harmony«, sagte sie und lehnte sich mit ausgestreckter Hand über den
    Schreibtisch. »Harmony Johnson. Es heißen mehr Leute Johnson als Smith oder
    Brown oder Jones, wusstest du das schon? «
    Grace schüttelte die Hand. Es war, als ob sie die größere, rauere Hand eines
    Mannes schüttelte. »Julia Wynne«, sagte sie und benutzte bereits den Namen,
    den sie auf einem verwahrlosten Grabstein gefunden hatte. Das Mädchen war
    fünf Jahre vor Grace geboren und kurz nach ihrem elften Geburtstag gestorben.
    Auf dem Grabstein stand: »Unser Engel. «
    »Die Zimmer kommen siebzig die Woche«, erklärte Harmony Johnson. »Sie sind
    verdammt sauber. Ich dulde keinerlei Drogen, keine Parties, keine Prostitution.
    Das habe ich hinter mir gelassen, und in meinem Haus will ich nichts davon
    sehen. Das Badezimmer machst du immer gleich nach Gebrauch wieder sauber.

    Ich kann dein Zimmer putzen, wenn du das willst, aber das wären zehn Dollar
    extra die Woche. Die meisten reinigen es selber. «
    »Das werde ich auch tun«, erklärte Grace.
    »Habe ich mir schon gedacht. Du kannst eine Heizplatte und einen Kaffeekocher
    in deinem Zimmer haben, aber keine großen Mahlzeiten kochen. Ich bereite
    jederzeit gerne ein großes Frühstück. Die meisten Leute hier frühstücken mit
    mir. Wie du dich den Rest des Tages ernährst, ist deine Sache. « Sie musterte
    Grace noch einmal von Kopf bis Fuß. »Zur Zeit bist du wahrscheinlich nicht
    erpicht auf irgendwelche Mahlzeiten, aber das wird sich mit der Zeit ändern. «
    »Gibt es Telefonanschlüsse

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