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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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und stellte fest, dass die Zeitung bereits zwei Wochen alt

    war. Parrish war hier. Sie war nicht halb so sicher, wie sie angenommen hatte.
    Ihr Gefühl hatte sie nicht betrogen: Es war an der Zeit zu gehen.
    »Lass mich mal nachdenken«, meinte Harmony, als Grace nicht antwortete. »Der
    Senator kann es nicht sein, er ist ohnehin ein Depp. Und diesen Saunders kannst
    du auch vergessen, er ist ein ziemlicher Wirrkopf, schau ihn dir nur mal genauer
    an. Und die anderen drei, lass mal sehen. Einer sieht wie ein Polizist aus. Ist dir
    sein schlecht sitzender Anzug aufgefallen? «
    Harmony musterte systematisch und mit einer irritierenden Genauigkeit die auf
    dem Foto abgebildeten Menschen. In wenigen Augenblicken würde sie die
    richtige Schlussfolgerung gezogen haben. Um ihr die Mühe zu ersparen, deutete
    Grace mit dem Fingernagel auf Parrishs Gesicht.
    »Und jetzt vergisst du am besten, dass du ihn jemals gesehen hast«, sagte sie
    mir gepresster Stimme und verzerrtem Gesicht. »Wenn er auch nur die vage
    Vermutung hat, dass du etwas über mich weißt, wird er dich umbringen. «
    Harmonys Augen waren unter ihren langen Wimpern verborgen, während sie das
    Foto eingehend studierte. Als sie schließlich zu Grace aufblickte, waren ihre
    grünen Augen hart und klar. »Der Mann ist teuflisch«, sagte sie tonlos. »Du
    musst sofort gehen. «
    Die nächsten beiden Tage waren sehr hektisch. Grace versuchte, soviel wie
    möglich von den in gälisch abgefassten Dokumenten zu übersetzen, denn
    während ihrer Weiterreise würde sie dazu keine Gelegenheit haben. Harmony
    kümmerte sich um die Flohmärkte und fand ein Paar Jeans, die Grace tatsächlich
    passten, dazu einige enge Stricktops und feste Wanderschuhe. Wenn sie
    zusammen saßen, redeten sie. Grace glaubte einer Märchenerzählerin zu
    lauschen, aber statt mystischer Weisheit erklärte ihr Harmony, wie man seine
    Spuren verwischt, wie man sich einen gefälschten Führerschein, ja, sogar einen
    Pass besorgt, falls die Beantragung eines Originals zu gefährlich oder zu
    zeitaufwendig war. Harmony kannte viele Tricks, wie man auf der Straße und auf
    der Flucht überlebte. Dieses Wissen bot sie Grace als Geschenk an.
    Ihr Abschiedsgeschenk bestand darin, Grace mit einem geliehenen Auto nach
    Michigan City im Bundesstaat Indiana zu fahren, von wo aus sie mit dem Bus
    weiterfahren konnte.
    Grace hatte Harmony nichts von ihrem Reiseziel verraten. Harmony andererseits
    hatte auch nicht danach gefragt, denn so war es für beide sicherer.

    »Halt dir den Rücken immer frei«, riet ihr Harmony mit rauer Stimme und
    umarmte Grace. »Und erinnere dich an alles, was Matty und ich dir beigebracht
    haben. «
    »Das werde ich tun«, erwiderte Grace. »Das tue ich jetzt schon. « Sie umarmte
    Harmony ebenfalls, dann trug sie ihr Gepäck in den Busbahnhof. Harmony sah
    die zierliche Person verschwinden und musste zweimal stark blinzeln, um die
    aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
    »Lieber Gott, du musst sie beschützen«, wies sie den Allmächtigen flüsternd an.
    Dann stieg Harmony in den geliehenen Pontiac und fuhr ab.
    Grace sah ihr durch das Fenster hindurch nach. Ihre Augen waren trotz ihrer
    zusammengeschnürten Kehle trocken geblieben. Wie viele Abschiede würde sie
    wohl noch ertragen können? Vielleicht sollte sie immer Weiterreisen und
    nirgendwo lange genug bleiben, um persönliche Bindungen einzugehen.
    Aber sie hatte noch jede Menge Arbeit mit den Dokumenten, und für diese Arbeit
    brauchte sie einen sicheren Ort. Sie schaute sich die Liste der Busrouten an,
    dann kaufte sie sich einen Fahrschein nach Indianapolis. Dort würde sie sich
    dann für ihr nächstes Ziel entscheiden, aber es musste etwas vollkommen
    Überraschendes sein. Sie war sich sicher, dass Parrish nicht nur zufällig in
    Chicago gewesen war. Er musste von ihrer Anwesenheit dort gewusst haben.
    Seine Männer hatten nach ihr gesucht. Sie hatte sich offenbar vollkommen
    voraussehbar verhalten, und schon bald wäre sie seinen Männern in die Falle
    gegangen. Das würde ihr nicht ein zweites Mal passieren. Sie würde sich an
    einem Ort verschanzen, wo sie keiner vermutete. Plötzlich wusste sie, wohin sie
    reisen würde. Es war der einzige Ort, den sie übersehen würden und gleichzeitig
    der einzige Ort, von wo aus sie Parrishs Schachzüge genau beobachten konnte.
    Minneapolis.

    Kapitel 11

    Grace wählte sich den Namen Louisa Patricia Croley von einem Friedhof in
    Minneapolis. Diesmal allerdings

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