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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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schallend, Hollys
Lächeln wirkte dagegen ein wenig gequält.
    Die erste Mitternacht war nicht
gerade Aschenputtels beste Stunde gewesen.

11
    »Holly?« Beth bumperte an die Tür. »Kann ich
hereinkommen?«
    Holly blickte sich um. Sie hatte
sich lieber im Gästezimmer als gleich gegenüber in dem großen Schlafzimmer
eingerichtet. Es war eine Sache, mit Linc verlobt zu sein.
    Aber es war etwas ganz anderes, wenn
Linc seine kleine Schwester »an der kurzen Leine« hielt, während er sich selbst
keinerlei Zügel anlegte.
    »Komm schon«, erlaubte Holly ihr.
    Die Tür wurde aufgerissen, und Beth
kam hereingestürzt.
    »Linc läßt dir ausrichten, daß er
noch ein Weilchen in der Scheune sein wird«, sagte Beth. »Eines seiner besten
Pferde braucht seine Hilfe.«
    »Ein Weilchen?« fragte Holly aus
Erfahrung. »Ich erinnere mich noch gut an Linc und seine preisgekrönten Araber.
Das kann fünf Minuten oder aber fünf Stunden dauern, habe ich recht?«
    »Eine Stute fohlt zum ersten Mal«,
erklärte Beth. »Sie kann sich nicht entscheiden, ob sie sich hinlegen oder
stehen bleiben soll. Es könnte die ganze Nacht dauern.«
    Holly seufzte und knöpfte ihre
frisch gewaschene Bluse zu.
    »Dann kümmern wir uns am besten
darum, Linc etwas zu essen zu bringen.« Holly fügte noch hinzu: »Das Frühstück
ist ja schon ein Weilchen her.«
    Beth grinste. »Ich habe ihn bereits
mit drei Sandwiches und einem halben Liter Kaffee verwöhnt.«
    »Er hat wirklich Glück, daß er dich
zur Schwester hat.«
    »Das sage
ich ihm ja auch immer.«
    Holly
lächelte und prüfte dann ihre Haare.
    »Na
endlich«, murmelte sie. »Trocken genug, um einen Zopf zu flechten.«
    Ihre Finger
machten sich eilig daran, ein kompliziertes Zopfmuster zu fabrizieren.
    »Bei dir
sieht das alles so leicht aus«, bewunderte Beth sie. »Was?«
    »Dein Zopf.
Er sieht so besonders aus. Aber meiner – puh!« Beth hielt einen ihrer langen
Zöpfe wie eine tote Schlange in die Luft.
    »Du hast
schönes Haar«, lobte Holly.
    »Ha«,
erwiderte Beth. »Entweder doof geflochten oder ein Pferdeschwanz, igitt.«
    »Es gibt
noch andere Frisuren, die du dir mit langem Haar machen kannst, wenn du es
nicht abschneiden möchtest.«
    »Ich will es ja abschneiden, aber Linc läßt mich
nicht.« Hollys Brauen formten zwei schwarze Bögen.
    »Kein
Make-up«, maulte Beth weiter. »Keine schicken Klamotten und dazu dieselbe
Frisur, die ich schon seit sechs Jahren trage.«
    »Hast du
das alles Linc zu verdanken?«
    Die vollen
Lippen des jungen Mädchens verzogen sich zu einer Grimasse.
    »Nur ihm«,
stimmte sie zu. »Früher hat es mich nicht weiter gestört, aber jetzt ...«
    Ihre Stimme
brach ab. Der Ausdruck sehnsüchtigen Verlangens erschien auf ihrer Miene.
    »Ein
Junge?« fragte Holly, die bereits die Antwort kannte. Beth lächelte schüchtern
und nickte.
    »Wer ist es
denn?«
    »Jack. Der
ältere Bruder meiner besten Freundin.«
    »Wieviel älter ist er denn?«
    »Du redest
schon genauso wie Linc!«
    Holly kräuselte die Lippen. »Das
kommt daher, daß wir dich eben beide lieben.«
    »Er ist gerade achtzehn geworden. In
ein paar Monaten werde ich sechzehn sein, also sind es nur zwei Jahre. Er ist
nicht zu alt für mich!«
    »Natürlich nicht.«
    Beth atmete erleichtert auf.
    »Ich bin froh, daß du so denkst«,
sagte sie. »Linc denkt nämlich anders. Und so, wie er meine Kleidung aussucht,
sehe ich aus, als ginge ich noch in den Kindergarten.«
    »Wenn Jack wirklich etwas taugt,
dann sind ihm deine Kleider und deine Frisur vollkommen egal«, klärte Holly sie
auf.
    Beth kniff den Mund zusammen, was
Holly an Linc erinnerte.
    »Das sagt mein Bruder auch immer«,
murmelte das unverstandene Kind.
    »Da hat er recht.«
    »Vielleicht. Aber warum muß
ausgerechnet ich diejenige sein, die Lincs Theorien in der Praxis
bestätigen soll? Mal ganz abgesehen davon, daß er sich ja auch nicht gerade für
die unansehnlichsten Frauen entscheidet«, fuhr sie bitter fort.
    Holly erinnerte sich an Cyn und
konnte Beth unmöglich widersprechen.
    »Aber du bist von Natur aus nicht
unansehnlich«, sagte Holly.
    Das junge Mädchen drehte sich um und
blickte Holly direkt in die Augen.
    »Ich bin so unansehnlich wie ein
Telegrafenmast«, platzte es aus ihr heraus.
    Die Art, wie sie das sagte, und ihr
Tonfall überzeugten Holly, daß sie jedes ihrer Worte wirklich ernst meinte.
    »Du siehst dich nicht richtig«, konterte Holly bestimmt. Beth warf
ihr einen Seitenblick zu und schwieg.
    »Schon allein dein

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