Wie Tau im Wuestensand
sprach. Feine, dazu passende
Bändchen für ihr Haar waren auch mit dabei. Silberne Sandaletten mit einem
leichten Absatz rundeten das Ganze perfekt ab.
Beth fühlte sich im siebten Himmel.
Sobald sie auf den Bürgersteig hinausgetreten waren, drückte sie die Tüten an
sich und wirbelte unentwegt freudestrahlend um ihre eigene Achse.
»Was für ein wunderbares Geschenk,
Holly! Ich kann es kaum abwarten bis zur Party! Jack wird auch mit seinen
Eltern dort sein! Warte nur, wenn er mich sieht! Er wird ...«
Ihr Freudengeheul brach plötzlich
ab, als sie mit jemandem zusammenstieß.
»Paß auf deine großen Füße auf«,
schnauzte Cyn sie an. Holly und Beth drehten sich gleichzeitig nach ihr um.
»Tut mir leid«, murmelte Beth.
»Ihre Füße sind vollkommen in
Ordnung«, bemerkte Holly kühl. »Und sie hat sie besser unter Kontrolle als Sie
Ihre Zunge!«
Cyns zusammengekniffene Augen
wanderten über Hollys Bluse, Jeans und Schuhe.
»Ist das eine neue Aushilfe auf der
Ranch?« fragte Cyn an Beth gewandt.
Das junge Mädchen lächelte
liebenswürdig.
»Hat dir das Linc heute morgen nicht
erzählt, als er dich von der Scheune aus anrief?« fragte Beth mit
Unschuldsmiene. »Holly wird Frau Lincoln McKenzie werden.«
Cyns Gesichtsausdruck veränderte
sich, sie sah plötzlich hart und eingefallen aus.
»Wieder mal am anderen Apparat
mitgehört?« schnappte sie.
Einen Augenblick lang schien es Beth
unangenehm.
»Das wundert mich nicht«, höhnte
Cyn. »So unscheinbare Mädchen wie du müssen wenigstens clever sein. Sie haben
ja sonst nichts, was für sie spricht.«
Beth versuchte es sich nicht
anmerken zu lassen, wie weh ihr Cyns Worte taten. Es gelang ihr
jedoch nicht. Sie war einfach noch nicht erfahren genug, um Beleidigungen
dieser Art etwas entgegenzusetzen.
»Wenn Sie diese dunkelblauen
Kontaktlinsen, die Sie offensichtlich tragen, einmal abnehmen würden, dann
könnten Sie vielleicht Beth' Schönheit besser sehen«, ließ Holly sich deutlich
vernehmen.
Cyns Lachen
war so leicht und zart wie ihr Parfüm.
»Sie machen mir Spaß«, sagte Cyn.
»Sie ist fast genauso gewöhnlich und unscheinbar wie Sie selbst! Wußten Sie
denn nicht, daß Männer kleine Frauen, weich und mit Rundungen an den richtigen
Stellen, bevorzugen?«
»Besonders
an den Absätzen?« schlug Holly vor.
Cyn sprang
sie wie eine Katze an.
»Nur weil Sie Lincs Leben gerettet
haben, heißt das noch lange nicht, daß er Sie begehrt.« Ihre Stimme überschlug
sich vor Wut. »Er wird schon bald Ihrer Bauernunschuld überdrüssig werden.
Schließlich ist er ein astreiner Mann. Sehen Sie der Tatsache einfach ins Auge:
Sie haben den Sex-Appeal einer Zaunlatte.«
»Einer
Zaunlatte?« echote Holly.
Ihre Augen wurden schmal und genauso
hart wie die von Cyn.
»Kommen Sie doch auf die
Tausend-und-eine-NachtParty«, lud Holly sie ein. »Dort können Sie sich von den
verschiedenen Sorten Sex-Appeal ein ganz neues Bild machen. Sie werden Ihre
Blindheit verfluchen, Beth als unscheinbar zu bezeichnen. Haben Sie begriffen,
was ich Ihnen sage?«
Cyn starrte
Holly ungläubig an.
»Sie könnten nicht einmal einen
Spiegel dazu überreden, Ihnen ein Kompliment zu machen, und erst recht keinen
Mann«, geiferte Cyn.
Holly lächelte. Das Lächeln war
ebenso unterkühlt wie ihr Blick.
»Ich werde auf den Ball kommen«,
säuselte Cyn. »Dann sehen wir, wen die Männer umschwärmen! Ich freue mich
darauf, Sie dort zu treffen. Schade, aber unter Umständen entdecken Sie mich
gar nicht, da ich ziemlich belagert sein werde.«
Cyns Lachen war noch zu hören, als
sie schon die Straße hinuntergetrippelt war.
»Ich hasse sie«, sagte Beth mit
gepreßter Stimme. »Wie kann Linc nur an ihr etwas finden!«
Holly verzog das Gesicht. Sie wußte
genau, was ihm an Cyn gefiel.
»Er hat sich halt an ihr ... Gesicht
gewöhnt«, besänftigte sie die Kleine.
Beth berührte zaghaft Hollys Arm.
»Tut mir leid.« Sie fiel ein wenig
zusammen. »Du hättest mich nicht wie eine Löwin verteidigen müssen. Ich weiß
ja, wie ich aussehe.«
»Du bist etwas Besonderes«,
versicherte Holly ihr, wobei sie jedes Wort einzeln betonte.
Ein mattes Lächeln huschte über
Beth' Gesicht.
Holly ahnte den Grund ihrer Sorgen
und gab ihr einen Klaps.
»Komm schon«, sagte sie. »Laß uns im
Hotel meine Sachen holen. Du wirst dich wundern, wie sich eine Raupe in einen
Schmetterling verwandeln kann.«
Niemanden aber wird es mehr
verblüffen als Linc, wenn eine Shannon und keine Holly North
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