Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
seinen Ball
beehrt, dachte Holly.
    Es war nicht unbedingt ein
berauschender Gedanke.
    Donner grollte über ihnen, und ein
schwüler Wind fegte über das Land. Der Wind roch nach Sand und Staub und Regen.
    Beth und Holly beeilten sich, zum
Auto zurückzukommen. Sie schafften es gerade noch, vor dem Sturm die Ranch zu
erreichen. Als Holly in die Einfahrt
bog, durchzuckten bereits Blitze die Wolken über ihren Köpfen.
    »Linc?«
rief Holly, als sie in die Küche trat.
    Keiner
antwortete.
    »Der ist bestimmt noch in der
Scheune, da wette ich drauf«, sagte Beth.
    Holly nickte seufzend. Auf der
Rückfahrt von Palm Springs hatte sie sich dazu entschlossen, mit Linc zu reden.
Sie mußte ihn irgendwie auf die beschlossene Verwandlung der unkomplizierten
Jugendfreundin in das Topmodel vorbereiten.
    Wenn ich bloß die richtigen Worte
finde ... und den Mut, zerbrach
sie sich den Kopf.
    Bestimmt
wird er mir die Chance einräumen, ihm zu erklären, daß nicht alle Fotomodelle
herzlose Luder sind. Das würde er doch, oder?
    »Holly, ist etwas mit dir? Du siehst
irgendwie merkwürdig aus.«
    »Nur ein
wenig abgespannt.«
    »Sonst
nichts?«
    Holly
schüttelte den Kopf.
    Beth zögerte, dann ging sie mit den
Tüten im Arm auf ihr Zimmer zu. Im Flur hielt sie inne und blickte über ihre
Schulter.
    »Bist du sicher, daß ich dir das
nicht zurückzahlen sollte?« fragte sie. »Papa hat mir Geld hinterlassen, das
Linc bis zu meinem achtzehnten Geburtstag verwaltet.«
    »Diese
Kleider sind mein Rückkehrgeschenk an dich.«
    »Es ist aber ein furchtbar teures
Geschenk.«
    »Mach dir keine Gedanken,
Schätzchen«, erwiderte Holly lächelnd. »Jeder Pfennig davon stammt aus Sandras
Tasche.«
    »Ja, das hat mir Linc erzählt. Was
für eine Hexe ... Sie hat sogar meine Briefe an dich unterschlagen.«
    Hollys Lächeln wich aus ihrem
Gesicht. Und ohne ihre Freundlichkeit sah sie unnahbar, irgendwie fremd aus,
ganz die Kämpferin, zu der sie das Leben geformt hatte.
    »Du hast mir auch geschrieben?«
fragte sie leise.
    »Natürlich. Außer Linc warst du der
einzige Mensch auf der Welt, der mich geliebt hat.«
    Holly durchquerte die Küche und
umarmte Beth mitsamt ihren Tüten heftig.
    »Und ich liebe dich noch immer«,
bekräftigte sie. »Ich habe dir auch geantwortet.«
    Beth' Augen waren feucht vor
Rührung.
    »Ich liebe dich genauso«, sagte sie.
»Sandra hätte nie hierher kommen sollen. Linc wäre glücklicher gewesen und ich
auch.«
    »Ganz abgesehen mal von mir«, sagte
Holly und ließ Beth los.
    Lächelnd blickte Beth sie an.
    »Weißt du, wenn Sandra nicht gewesen
wäre, dann wäre ich jetzt sicherlich schon Tante.«
    Und Shannon wäre niemals geboren
worden, schoß es Holly durch den Kopf.
    Merkwürdig, aber diese Vorstellung
mißfiel ihr.
    Anfangs hatte sie die schillernde
Maske von Shannon irritiert, weswegen sie auch nicht unter ihrem eigenen Namen
arbeitete.
    Aber der Name gehörte dennoch
irgendwie zu ihr. Es war ihr mittlerer Name, der Mädchenname ihrer Mutter.
    Shannon.
    Grundsätzlich war Shannon einem
Bedürfnis von Holly erwachsen, ob sie sich das damals eingestehen wollte oder
nicht. Was auch immer Holly fehlte, Shannon hatte es. Shannon war nicht mit
sechzehn elternlos geworden. Shannon mußte niemals weinen, weil sie mangels
Schönheit von dem geliebten Mann übersehen würde. Shannon war nie unsicher oder
zu groß gewesen. Und Shannon kannte keine Einsamkeit.
    Die Liste ihrer Unterschiede ließ
sich endlos fortführen. Aber waren sie wirklich so verschieden? Diese Frage
stellte Holly sich zum allerersten Mal.
    Shannon stieg nicht gleich mit Männern
ins Bett noch verliebte sie sich in Typen, die Interesse an ihr zeigten. Genau
wie Holly.
    Shannon wollte nicht gekauft und
dann wie ein lebensgroßes Schmuckstück am Handgelenk eines Millionärs getragen
werden. Genau wie Holly.
    Shannon träumte von Linc, spürte
seine Haut unter ihrer Hand, schmeckte seine Lippen. Genau wie Holly.
    Shannon war intelligent, fleißig und
verantwortungsbewußt. Sie wollte die Beste sein und hatte es geschafft. Royce
Design war mit ihr vollkommen identisch.
    Das bin ich tatsächlich auch, dachte
Holly.
    Unmerklich waren die beiden
Gegenpole ihrer Persönlichkeit miteinander verschmolzen.
    Vielleicht ist es einfach das
Erwachsenwerden, dachte sie. Endlich kann ich mich selbst akzeptieren.
Einerseits bin ich die einfache Holly und andererseits die raffinierte Shannon,
genau wie alle anderen Frauen.
    Aber ihr Kern war ein fester
Bestandteil,

Weitere Kostenlose Bücher