Wie Tau im Wuestensand
ihm Ausschau hielt, war es vergebens.
Roger erschien neben ihr, als sie
die letzte Schar von Cyns Bewunderern weggelotst hatte.
»Warum nur drängt sich mir irgendwie
das Gefühl auf, daß du die kleine Blonde mit den großen ... Pailletten nicht
magst?« fragte er anzüglich.
Holly
schnitt eine Grimasse. »Du hast es erraten.«
»Ist sie die Konkurrenz hei dem
Cowboy?« hakte Roger nach.
Bevor sie antwortete, schaute sich
Holly nochmals im Pavillon um. Die Gewißheit über Lincs Anwesenheit zerrte an
ihren Nerven. Er war ganz sicher in ihrer Nähe. Dennoch konnte sie ihn in dem
hell erleuchteten Zelt nicht finden.
Holly blickte über ihre Schulter.
Draußen war es inzwischen Nacht. Niemand befand sich auf dem erleuchteten Weg,
der zu dem Zelt führte.
Bedrückt
kehrte sie zu Roger zurück.
»Das ist
eine lange Geschichte«, wehrte sie ab.
Einer
seiner Mundwinkel bog sich himmelwärts.
»Prima«, sagte er. »Es wird noch
zehn oder fünfzehn Minuten dauern, bis Cyn wieder so viele Männer um sich
versammelt hat, daß sich der Gang zu ihr lohnt.«
»Solange
warte ich.«
Roger
blickte über Hollys Schulter und lächelte zynisch. »Das könnte sich aber ganz
schön hinziehen«, sinnierte er. »Sie hat es wohl allmählich mitbekommen.«
Holly
drehte sich um und sah, wie Cyn den Pavillon an Jerrys Arm
verließ. Der Fotograf war Feuer und Flamme. »Möchtest du einen letzten Vorstoß
wagen?« fragte Roger. »Aber nicht doch.« Befriedigt sagte sie: »Die beiden
haben einander
wirklich verdient.«
»Was hat Cyn denn so Schlimmes
getan, daß sie Jerry verdient?« wollte Roger wissen.
Holly lächelte. Von all ihren
Bekannten war es Roger, den die Geschichte mit Cyn am meisten freuen würde, Aufgetakelte Frauen irritierten
seinen fein ausgeprägten Sinn für Stil.
»Cyn und Beth, Lincs kleine
Schwester, mögen sich nicht besonders«, sagte Holly. »Beth und
ich waren zusammen einkaufen. Als wir Cyn auf der Straße trafen, hat sie Beth
ein unscheinbares Mauerblümchen tituliert.«
»Beth?
Welche ist das denn?«
»Die junge Dame mit dem
türkisfarbenen Rock und dem goldenen Haar, die neben dem großen Rotschopf
steht.«
»Sie sieht wunderschön aus, wie eine
noch nicht erblühte Rose.«
»Beth
selbst ist der Ansicht, sie sei eine blasse Null.« Roger schaute Holly
ungläubig an.
»Ich habe Cyn aufgeklärt, daß Beth
alles andere als unscheinbar ist. Daraufhin hat sie mich gefragt, wie ich mir
eine Meinung darüber erlauben könne, wo ich doch selbst verwandt sei mit einer
Zaunlatte.«
Ihr Chef
riß erstaunt die Augen auf.
»Mir verschlägt es die Sprache«,
sagte er, und das traf auch zu.
»Am Ende
habe ich schließlich behauptet, daß beim Ball die Männer Schlange stehen würden
für einen Tanz mit mir.« Roger konnte gar nicht aufhören zu lachen.
»Ausgerechnet euch beiden soll man
übersehen?« fragte er ungläubig. »Ich habe mir schon gedacht, daß sie nicht
sehr schlau ist. Aber daß sie blind ist, ahnte ich nicht.«
Hollys
Lächeln spiegelte sich in ihren leuchtenden Augen. »Ich sehe ja tatsächlich ein
wenig anders aus, wenn ich mich zurechtmache«, schränkte sie ein.
»Das wiederum ist die Untertreibung
des Jahrhunderts«, vernahm sie Lincs eisige Stimme hinter sich.
16
Rogers Blick wanderte von Hollys Blässe zu
den gefährlich zusammengekniffenen Augen von Linc.
Holly schaute den von ihr so
geliebten Mann an. Trotz seiner rasenden Wut war er immer noch herzzerreißend
schön. Sein Abendanzug betonte perfekt seine langen, schlanken Glieder. Bei
jeder Bewegung unterstrich das feine Material seine männliche Eleganz und
Kraft.
Roger betrachtete das Paar. Sie
waren so sehr aufeinander fixiert, daß nur sie füreinander zu existieren
schienen. Doch der Designer war sich deutlich bewußt, daß Lincs Wut unter
Umständen hervorbrechen konnte wie ein Orkan.
Hilfsbereit legte Roger seinen
Finger unter Hollys Kinn und drehte ihren Kopf von Linc weg.
»Ich kenne nicht den Grund seiner
Erbitterung«, schaltete er sich dazwischen. »Aber mein Gefühl sagt mir, daß
sein Biß schlimmer als jedes Bellen ist, das mir jemals zu Ohren gekommen ist.
Wenn du Unterstützung brauchen solltest, hast du ja meine Telefonnummer.«
Sie
schwieg.
»Hörst du
mir überhaupt zu, Shannon?« fragte er leise. Sie nickte.
Er warf
Linc einen undefinierbaren Blick zu.
»Sollte sie tatsächlich zu mir
kommen, dann haben Sie sich wirklich wie ein Idiot benommen«, bemerkte er kühl.
»Ich hülle sie sofort in Samt
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