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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Abschiedskuß
verlassen hatte, schlief sie nur noch stundenweise.
    »Ab heute
werde ich auf Zehenspitzen gehen«, nuschelte sie kleinlaut.
»Tut mir leid, daß ich dich wachgehalten habe.«
    »Mir bereitet dein Schlaf mehr
Sorgen als mein eigener.«
    »Ist falsch ...«
    »Verdammt noch mal!« knurrte er.
»Ich will nicht, daß die Royce Reflection aussieht wie eine halbverhungerte,
überarbeitete Elfe.«
    Als Holly
den Mund öffnete, bedeutete er ihr zu schweigen. »Mach dir nicht die Mühe, das
abzustreiten«, sagte Roger. »Schließlich habe ich bereits zum zweiten Mal seit
unserer Ankunft
hier deine Kleider enger nähen müssen.«
    »Tut mir
leid!« Holly sah geknickt aus.
    Er fluchte.
    »Ich will keine Entschuldigungen.
Ich will, daß du glücklich bist!« bellte er.
    »Steht das
auch in meinem Vertrag?«
    Es entstand
eine angespannte Stille.
    »Dieser elende Cowboy ist schuld,
nicht wahr?« fragte Roger schließlich.
    Hollys Miene verdunkelte sich,
obwohl sie sich alle Mühe gab, ungezwungen zu wirken. Dann lächelte sie ihr
Profilächeln, das sich wie eine Maske über ihr Gesicht zog.
    »Es ist die Luftfeuchtigkeit hier,
die an einem zehrt«, sagte sie leichthin. »Fast wie in der Sauna. Ich tauge
wohl nicht zu einer tropischen Prinzessin.«
    »In Palm Springs kann es genauso
schwül sein«, gab Roger zu bedenken.
    Abermals produzierte sie ein Lächeln,
das ebenso leer war wie der Ausdruck ihrer Augen.
    Der Visagist hatte sein Werk
vollendet und verließ den Schauplatz so unauffällig, wie er gekommen war.
    Holly fiel
es gar nicht weiter auf.
    Ihre ganze
Aufmerksamkeit war auf den Strand hinter der Seilabsperrung gerichtet, die
Schaulustige fernhalten sollte. Sie hatte geglaubt, einen Mann zu erkennen,
einen großen, gutgebauten Mann, der auf das Wasser zuwatete.
    Der Mann
bewegte sich genauso wie Linc.
    Hollys Herzschlag setzte aus, nur um
gleich darauf um so schneller zu klopfen.
    Sie starrte nach Westen, konnte vor
der untergehenden Sonne jedoch lediglich eine schlanke Silhouette erkennen.
    Diese tauchte in die glitzernden
Wellen und war verschwunden.
    »Was ist los, meine Liebe?« fragte
Roger. »Du zitterst ja.«
    Einen Augenblick lang war sie
vollkommen sprachlos.
    Er drehte sich um und rief dem
Regisseur entschlossen zu: »Machen wir Schluß. Shannon hat für heute genug.«
    Holly war nicht einverstanden. Ihr
lautstarker Widerspruch ließ Roger zusammenzucken. Er wandte sich zu ihr um.
    Sie aber nahm keine Notiz von ihm,
sondern beschimpfte sich im Geiste: Allein die Silhouette eines kräftigen
Mannes mit geschmeidigen Bewegungen beunruhigt dich so sehr, daß du vergißt, wo
und wer du bist und warum du dich hier in dem schwülen Cabo San Lucas
aufhältst.
    Damit muß jetzt Schluß sein, ermahnte Holly sich streng. Ich
kann nicht länger wie eine Schlafwandlerin durch einen sich in Nebel
auflösenden Traum taumeln.
    Roger hat mehr verdient als nur eine
leere Hülle von Shannon.
    In der Vergangenheit hatte sie sich
oft ausgemalt, daß Linc in der Nähe sei, wenn sie vor der Kamera posierte.
    Dann werde ich mich wohl damit
wieder begnügen müssen. Jetzt kann ich sogar auf ganz frische Erinnerungen
zurückgreifen. Diese
frischen Erinnerungen waren heiß genug, um die eisige Angst zum Schmelzen zu
bringen, die sie bei dem Gedanken an seine Worte beutelte.
    Liebe mich nicht. Liebe ist etwas
für Masochisten. Du kannst weder gewinnen noch aus dem Spiel aussteigen – höchstens
ein Patt erreichen.
    Und dennoch konnte sie sowenig
aufhören ihn zu lieben, wie sie aufhören konnte zu atmen.
    »Gerade jetzt ist die beste
Tageszeit«, sagte sie zu Roger, »mit diesem Licht wie Honig!«
    »Ach was, es gibt immer ein Morgen«,
meinte er zuversichtlich.
    »Aber der Wirbelsturm wird die Küste
nicht mehr lange verschonen. Vielleicht ist es morgen schon zu spät.«
    »Wieso ...«
    »Auf los geht's los!« rief sie dem
Regisseur zu und würgte damit Rogers Protest ab.
    Und diesmal
war sie wirklich bereit.
    Aktiv hielt sie sich die Szenen mit
Linc vor Augen und hüllte sich in eine Aura der Sinnlichkeit. Sie erinnerte
sich an den Moment, in dem sie in seinen Armen aufgewacht war und seine warme
Zunge ihre Lippen geneckt hatte.
    Jerry, der am Rande stand und
Standaufnahmen für die Zeitschriftenkampagne machte, schrie begeistert auf.
    »Prima!
Mann, das ist ja phantastisch!«
    »Ruhe!«
brüllte der Regisseur.
    Die Stimme des Regisseurs und Jerrys
drangen zu Holly durch, als kämen sie vom anderen Ende eines Tunnels. In

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