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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Erinnerungen
versunken verströmte sie eine sinnliche Sehnsucht, die um so bewegender war,
als ihr Gesicht sich in Einsamkeit verlor.
    Wind umtoste sie. Er streichelte
ihre Haut, hob ihre Haare und bäumte die unzähligen Lagen seegrünen Chiffons auf,
wodurch ihre perfekt geformten Beine sichtbar wurden.
    Das Licht umhüllte sie wie ein
Liebhaber aus durchsichtigem Gold.
    Roger, vorn Meerwasser tropfend und
mit absichtlich zerzaustem Haar, kam aus den Wellen auf sie zu. Eine schwarze
Tauchermaske und ein Schnorchel baumelten an seiner linken Hand herab. Das
Licht reflektierte das glitzernde Wasser auf seiner gebräunten Haut. Die
schwarze Badehose lag eng an seinem sportlichen Körper.
    Holly sah ihn auf sich zustapfen und
stellte sich an seiner Stelle Linc vor.
    Aber es funktionierte nicht.
    Sie schloß die Augen und versuchte
es erneut.
    Die frustrierten Bemerkungen des
Regisseurs störten ihre Konzentration. Sie streckte eine Hand aus und ließ sich
in Rogers Arme ziehen.
    Sein Kopf beugte sich ihr langsam
entgegen. Er küßte sie wie schon den ganzen Nachmittag mit kühlen Lippen, die
sexy aussehen sollten, aber freilich nur Teil des Skripts waren.
    Dann wurde seine Umarmung plötzlich
fester, und seine Zunge schoß zwischen ihre Zähne. Er wollte die Situation für
etwas Intimeres ausnützen.
    Nach der ersten Schrecksekunde
stemmte Holly ihre Arme gegen Rogers Brust und stieß ihn wütend von sich.
    »Schnitt!« brüllte der Direktor.
    Mit dem Megaphon in der Hand eilte
er den Strand herab auf sie zu.
    »Was, in aller Welt, ist nur mit dir
los, Shannon?« zeterte der Regisseur.
    Roger seufzte, zuckte mit den
Schultern und sah Holly an. »Tut mir leid, meine Liebe«, sagte er betreten. »Du
warst einfach eine unwiderstehliche Versuchung.«
    »Das soll ich ja auch sein«,
erklärte sie kühl. »Schließlich war das die ganze Idee dieser
Session. Erinnerst du dich: ein Spiel!«
    Roger lächelte sie charmant an, aber
hinter seiner Glätte lauerte männliche Begierde.
    »Frauen mit deinem Aussehen brauchen
mehr als nur einen gestellten Kuß«, sagte er ruhig.
    Holly zischte etwas und drehte ihm
den Rücken zu.
    Roger nahm den Regisseur beim Arm
und führte ihn am Wasser entlang, wobei er beruhigend auf ihn einsprach.
    Holly hörte nicht zu. Sie hatte die
Augen geschlossen, ihr ganzer Körper war in Alarm. Vollkommen erstarrt kämpfte
sie gegen den Ekel an, von einem anderen Mann als von Linc geküßt worden zu
sein.
    Aber auch Schauspielerinnen küßten
ständig Kollegen so die die meisten von ihnen, wenn man den Gerüchten Glauben
schenken durfte, abgrundtief haßten.
    Ich kann mich doch wohl noch von
einem guten Freund umarmen lassen, ohne gleich zu einer Salzsäule zu erstarren.
    Zwar ärgerte sich Holly über sich
selbst, trotzdem würde sie bestimmt beim nächsten derart intimen Kuß von Roger
ihm wie eine wild gewordene Katze die Augen auskratzen.
    Techniker eilten um sie herum,
stellten die Lampen neu auf, korrigierten die Reflektoren, lasen Lichtmesser ab
und fluchten.
    Und sie kannte auch den Grund. Das
Licht war für diese Szene ausschlaggebend. Ihr Gesicht sollte hauptsächlich von
der untergehenden Sonne und nicht künstlich beleuchtet werden. Rogers Gesicht
dagegen hatte fast ausschließlich im Schatten zu bleiben.
    Und mit dem Sonnenuntergang hinter
ihnen mußten sie alle Farbschattierungen der Leidenschaft einfangen.
    Diese drei Ziele gleichzeitig zu
erreichen konnte jedem Techniker den letzten Nerv rauben.
    »Ist Roger an seinem Platz?«
schnaubte der Regisseur. Holly legte eine Hand über ihre Augen und schaute auf
die glitzernde Wasseroberfläche vor der
untergehenden Sonne. Das Licht blendete sie, aber sie erkannte die große
Silhouette eines Mannes, der aus den Wellen auf sie zuschritt.
    Sie kämpfte gegen eine aufsteigende
Übelkeit an. Roger sollte sie kein einziges Mal mehr anfassen.
    Jedenfalls
nicht so wie eben.
    »Wir sind
startbereit«, rief Holly.
    »Endlich!«
    Noch einmal beschwor sie ihre
Erinnerungen an Linc und bewegte sich wie eine Frau, deren Traummann aus dem
Ozean stieg.
    Noch einmal streckte sie ihm, von
der Sonne geblendet, fast schüchtern ihre Hand entgegen.
    Aber noch bevor sich ihre Hände
berührten, prallten Erinnerung und Realität aufeinander.
    »Linc!«
    Er nahm ihre Rechte und preßte ihre
Handfläche an seine Lippen.
    Wind fuhr unter Hollys Kleid und
durch ihr Haar und umschmeichelte Linc mit einer zärtlichen Brise, noch bevor
er sie in seine Arme gezogen

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