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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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mit dem Finger auf die Sonne. Sie lag nur noch
einen Finger breit über dem Horizont. Dann zeigte der Beleuchter auf den
Strand, wo die Lampen inmitten von einem geordneten Kabelchaos bereitstanden.
    Der Regisseur machte dem
Besserwisser gegenüber eine verärgerte Geste und winkte jeden an seinen Platz.
Holly wandte sich wieder dem Meer zu, sah aber nur noch Rogers Körper im Wasser
verschwinden. Sie blickte .in die Ferne hinter die Absperrungen, hinter der
die Leute standen und auf sie und die Kameras zeigten.
    In der Menge befand sich kein
großgewachsener, kräftiger Mann. Kein Mensch war zwischen ihr und den
leuchtenden Klippenwänden zu sehen, die zu dem hoch droben liegenden Hotel
aufragten.
    Es schien fast, als ob Linc sie aus
ihrer unerträglichen Einsamkeit herausgelockt habe; aber er besaß eine zu
ausgeprägte Persönlichkeit, um sich ihrem Zauber unterzuordnen.
    Und war verschwunden.
    »Wach auf, Shannon!« brüllte der
Regisseur. »Ich habe gesagt, weitermachen!«
    Dumpf wandte sie sich um und wartete
darauf, daß sich ihr der falsche Mann näherte.
    Wie ein Alptraum wiederholte sich
die Szene wieder und wieder.
    Der dunkle Umriß eines Mannes, der
aus dem leuchtenden Meer auftauchte.
    Die Hände,
die sich berührten.
    Der Kuß.
    Mit jedem Mal wurde es anstrengender
für Holly, den Widerwillen ihres Körpers, ihrer Seele gegen die Berührung
eines fremden Mannes zu kaschieren.
    Linc war
es, nach dem sie sich verzehrte.
    Nur Linc.
    Der Alptraum nahm kein Ende. Die
Wärme verflüchtigte sich noch schneller aus ihrem Körper als das Licht vom Himmel.
Als der Regisseur endlich den Unsinn einsah fortzufahren, war am Horizont nur
noch eine dünne orangefarbene Linie zu sehen.
    Zitternd, schmerzend und trotz der
Schwüle frierend, rannte Holly vor den sprühenden Wellen davon.
    Und auch vor Roger.
    Binnen kürzester Zeit hatte er sie
eingeholt. Er ging dicht neben ihr, bemühte sich jedoch, Abstand zu wahren.
    Seine leuchtendblauen Augen
beobachteten jede ihrer Bewegungen, musterten die Anspannung ihres Körpers und
die Müdigkeit in ihren Zügen.
    Eigentlich hätte sie jetzt weniger
attraktiv auf ihn wirken sollen, wo sie so abgespannt und fast schon hager
aussah. Doch dem war nicht so.
    Im Gegenteil, Holly wirkte
unzugänglich und geheimnisvoll. Ihre Schönheit wurde durch ihr Leiden noch
gesteigert, noch transparenter.
    Im stillen verwünschte Roger den
Mann, dem es gelungen war, Hollys berüchtigte Distanziertheit zu überwinden,
nur um ihr dann das Herz zu brechen.
    Als der Regisseur sie anpeilte,
winkte er ab.
    »Nichts da«, sagte Roger kurz
angebunden. »Siehst du denn nicht, daß Holly zum Umfallen müde ist?«
    Schweigend führte er sie durch die
Menge der Techniker auf das Zelt zu, das sie zum Umkleiden benutzte.
    In dem Zelt hingen noch drei weitere
Modelle des Kleides, das sie gerade trug. Sie waren eine teure Vorsichtsmaßnahme
gegen die gelegentlich zu hohen Wellen. Zwei der Duplikate zeigten Spuren von
Salz und Wasser am Saum und zeugten so von der Unberechenbarkeit der Fluten.
    Roger öffnete Hollys Kleid mit den
geübten Griffen eines Mannes, der seinen Lebensunterhalt mit weiblicher Garderobe
verdiente.
    Plötzlich wachte Holly aus ihrer
Betäubung auf.
    Abwehrend hob sie die Arme.
    »Mach dich nicht lächerlich«,
raunzte er. »Ich habe dich schon tausendmal ausgezogen – und auch wieder
angezogen.« Sie trat einen Schritt zurück.
    »Diesmal nicht«, verweigerte sie
sich ihm. »Dann warte ich draußen.«
    »Du
brauchst nicht zu warten.«
    »Ich will
dich zum Essen ausführen«, sagte Roger.
    »Nein.«
    »Das ist
ein Befehl, Shannon, keine Einladung. Ich dulde nicht, daß
diese Kleider hier nochmals enger gemacht werden müssen.«
    »Aber Linc
...«
    »Wenn Linc
hätte hier sein wollen, dann wäre er es auch, nicht
wahr?« unterbrach Roger sie.
    Holly
wandte den Blick ab. Sie konnte die Wut und das Mitleid in
Rogers blauen Augen nicht ertragen.
    »Wahrscheinlich
ist er im Hotel und wartet darauf, daß ich mit der
Arbeit fertig bin«, dachte sie laut vor sich hin.
    Roger griff
nach seinem schnurlosen Telefon auf einem der Kisten und
zeigte ihr seinen Rücken.
    »Zieh dich
um«, ordnete er an.
    Nach kurzem
Zögern streifte Holly das an ihr klebende Gewand ab.
Sie hörte, wie Roger sich mit dem Empfangschef des Hotels
unterhielt und hielt den Atem an, als er zu Lincs Zimmer
durchgestellt wurde.
    Niemand hob
ab.
    Roger bat
darum, daß man Lincoln McKenzie in den Restaurants
und im Foyer

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