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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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Hunde …«, sinnierte Steven. »Bist du ihr mal persönlich begegnet?«
    »Nein, wir telefonieren nur miteinander«, antwortete Tyler. »Die Schlüssel habe ich von der Agentur bekommen.«
    »Ich wohne jetzt seit fast drei Jahren auf demselben Flur und habe sie auch noch nie gesehen«, sagte Steven.
    »Komisch«, bemerkte Tyler.
    Ich lehnte mich zu ihm. »Wie sieht denn ihre Wohnung aus? Hat sie Fotos aufgestellt?«
    »Die Wohnung ist ganz schön. Aber so genau habe ich sie mir nicht angeschaut. Fotos gibt es aber, glaube ich.«
    Ich lehnte mich zurück und lächelte Steven an. »Sie ist unsere geheimnisvolle Nachbarin, unser Boo Radley.«
    Tyler lächelte verständnislos.
    »Der verhuschte Nachbarjunge aus Wer die Nachtigall stört «, erklärte ich.
    »Ach so. Ich habe den Film noch nie gesehen.«
    »Die Grundlage für den Film ist ein Buch«, erklärte ich. »Und zwar ein ganz besonderes.«
    Steven tätschelte meine Hand. »Grace hat einen Tick. Sie liest immer zuerst das Buch.«
    »Ja, das stimmt. Augenblick mal …« Ich stand auf, ging ans Regal und zog das Buch heraus. Ich hielt es Tyler hin. »Hier, du kannst es behalten.«
    Er nahm es und betrachtete den Einband.
    »Überfahr ihn doch nicht so«, mahnte Steven. »Immer langsam, Leseratte.«
    Ich ärgerte mich über ihn. Man reißt keine Witze über Wer die Nachtigall stört. »Ich möchte ihm etwas schenken. Und es ist etwas sehr Schönes – falls er es annehmen möchte.«
    Tyler stand auf. Wahrscheinlich wollte er nichts wie weg von diesen verrückten Leuten. »Ich muss jetzt los. Eine Bar im Village veranstaltet heute eine Open Mic Session, und ich will versuchen, auf die Liste zu kommen.«
    Steven stand auf. »Du bist Musiker?«
    Tyler zog seine Jacke an, steckte das Buch in die Tasche und knöpfte die Jacke zu. »Ja.«
    »Jazz?«
    »Nein, eher Rock, Soul, selbstkomponierte Lieder.«
    »Ach so«, sagte Steven höflich. Wieder schüttelten sie sich die Hand.
    Ich brachte Tyler zur Tür und öffnete sie für ihn. Er trat hinaus auf den Flur, beugte sich noch einmal verschwörerisch zu mir und flüsterte: »Danke, dass du mich durchgefüttert hast, Grace.«
    »Gern geschehen!«
    Er klopfte auf die Jackentasche. »Und danke für das Geschenk.«

    Peg rief mich an. Bei Fessle mich! war Technikprobe in einem der großen alten Kinos nur wenige Straßen von meinem Bürogebäude entfernt. Ob ich Lust hätte, mich irgendwann nachmittags mit ihr auf einen Kaffee zu treffen? Ich bat sie, im Café Sofiya auf mich zu warten. So schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe – ich hatte Tyler seit mehreren Tagen nicht gesehen und war neugierig, wie es bei ihm lief.
    Als ich nach dem College nach New York ging, war ich als Untermieterin in Pegs Wohnung eingezogen. Damals war sie Ende dreißig gewesen und eine Bohemien durch und durch. Ungeschminkt, braune Locken, weite Baumwollblusen zu Jeans und Birkenstocks. Ein bisschen wie Stevie Nicks, nur ohne die Plateauschuhe. Sie war praktizierende Heidin. In den fünf Jahren, die ich bei ihr gewohnt hatte, war sie an vielen Wochenenden raus aufs Land oder rüber nach New Jersey verschwunden, um in der Natur und ihrer pantheistischen Community aufzugehen, wenn sie nicht gerade Bühnenshows managte.
    Peg und ich kannten einander in- und auswendig. Ich hätte noch immer bei ihr gewohnt, wenn ich nicht mit Steven zusammengezogen wäre.
    Als ich ankam, saß sie bereits an einem Tisch, über eine Riesentasse Kaffee gebeugt, einen dicken, knubbeligen Schal in allen Regenbogenfarben um den Hals geschlungen. Das Café war klein, modern und leer bis auf einen Herrn, der am Tresen saß und an einem Laptop arbeitete. Ich warf meinen Mantel über einen Stuhl, küsste Peg und nahm Platz.
    »Was trinkst du da?«, fragte ich.
    »Einen dreifachen Mochaccino. Wir rackern uns seit zwei Tagen mit dem Beleuchtungsplan ab, da brauchte ich unbedingt eine chemische Keule.«
    Ich sah mich um. »Gibt’s hier keine Bedienung?«
    »Doch.« Mit einem kurzen Kopfnicken deutete sie in Richtung Kuchenvitrine. »Da hinten irgendwo.«
    Ich stand auf und tat so, als betrachte ich die Auslagen, spähte dabei aber durch eine Tür, die in ein Hinterzimmer führte. Tyler kam aus dem Raum, den Arm voller Schachteln, die er neben der Kasse auf den Boden stellte. Als er mich sah, strahlte er.
    »Hey!« Er trug die typische Kellneruniform – weißes Smokinghemd, schwarze Hosen und Schuhe, schwarze Schürze. Er kam hinter dem Tresen hervor und umarmte mich

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