Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
ihn nicht in den Hintern getreten hätte. Ich habe ihm gepredigt, mit seiner Stimme müsse er raus aus Pennsylvania und versuchen, etwas aus sich zu machen. Ich habe ihm sogar angeboten, mich schlau zu machen und ihn zu managen, aber inzwischen hat er schon jemand anderen gefunden. Miese Ratte.«
»Und was machst du? Hast du schon einen Job gefunden?«
»Nein, ich suche noch. Ich gehe noch ein Bier holen, bin gleich wieder da.«
Peg musste zur Toilette, und Ed und Boris gingen zu einer Verabredung mit Freunden in einer Bar weiter die Straße runter.
Tyler verabschiedete sich von dem Mädchen und setzte sich auf Bogues Stuhl. »Sie heißt Jennifer und hat mir angeboten, mit den andern Mädchen zusammen ein Streetteam für mich zu gründen.«
»Was ist das denn?«
»Ich glaube, sie wollen Flyer für meine Auftritte austeilen und so mehr Publikum anlocken. Ach, übrigens, könntest du mir vielleicht dabei helfen, eine Facebook-Fanseite zu entwerfen? Ich habe keinen Computer.«
»Ich könnte es schon versuchen … Viel verstehe ich aber nicht davon. Wir fragen einfach Peg, ob sie …«
»Ach, wir beide schaffen das schon. Wann kann ich vorbeikommen?«
»Ich … Ich muss mal in meinem Kalender nachsehen.« Ich stand auf. »Können wir ein andermal darüber reden? Ich muss jetzt gehen.«
Er sah aufrichtig enttäuscht aus. »Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben?«
»Nein, heute nicht«, sagte ich entschuldigend.
Er wich zur Seite, um mich aus der Ecke herauszulassen. »Dann nächstes Mal. Vielleicht habe ich dann eine Überraschung für dich, aber nur wenn du mir deine Liste gibst. Du kannst sie mir doch per SMS schicken. Komm, ich gebe dir meine Nummer.«
»Ich glaube, die habe ich sogar schon.« Ich wusste, dass ich sie hatte, verborgen in der Großen Grünen. Inzwischen als Lesezeichen in Zeit der Unschuld.
Er zückte sein Handy. »Okay, gib mir deine. Ich verspreche, dich nicht öfter als zwei Mal pro Tag zu stören.«
Ich bekam Magenschmerzen.
»Grace?« Er wartete. Ich gab ihm die Nummer.
Einige Tage später trat ich auf dem Weg zur Arbeit morgens aus der Wohnungstür und schlitterte ungeschickt und mit rudernden Armen quer durch den Flur. Ich konnte mich gerade noch am Geländer festhalten, sonst hätte ich die achteckigen Bodenfliesen geküsst. Hatte Mr Rojas etwa frisch geputzt? Nein, ich sah kein verräterisches Glänzen. Die Ursache für meinen Beinahe-Unfall war nicht etwa graue Putzbrühe, sondern ein lebensgefährlicher Ausweis – ein glitschiges laminiertes Rechteck, ausgestellt vom Pocono Community College.
Tylers Foto darauf haute mich um. Grinsend, mit Wuschelhaaren, ein Grübchen in der Wange. Angeberisch. Absolut hinreißend. Wie konnte jemand nur auf einem Passfoto seines Studentenausweises dermaßen gut aussehen?
Der Ausweis war offenbar mit einer Büroklammer an einem etwas mitgenommenen Blatt aus einem Taschenkalender befestigt gewesen. Ich faltete es auseinander, setzte mich auf die Treppe und versuchte, seine furchtbare Handschrift zu entziffern. Es war ein Gedicht. Oder besser: ein Songtext.
this sign
would you like to take a walk with me
hold hands see what we can see
come back and take a cup of tea with me
suns leavin would you like to stay
I didn’t expect it to go this way
but theres all sorts of games that we can play if you stay
I wanna be with you rain or shine
theres nobody elses heart on my mind
and if I went lookin, lord, I’d never find this sign
theres nothin else that we can do
but to look at each other without a clue
and what if the others thinkin I love you?
well I do
Es war das bezaubernde Lied, das er am Montagabend gespielt hatte. Ich las den Text mehrmals hintereinander.
Vielleicht konnte ich ihm Nachhilfe in der Verwendung des Apostrophs geben.
Alkohol bei der Arbeit: Traum und Wirklichkeit
Ed und ich hatten eine Besprechung mit Bill wegen eines Lesebuchs für die dritte Klasse, das wir zusammenstellten. Habe ich erwähnt, dass Bill eine irritierend orangefarbene Haut hat? Entweder er benutzt zu viel Selbstbräuner, oder er trinkt zu viel Karottensaft. Jedenfalls beißt sich sein Teint ziemlich mit seinem blonden Bürstenschnitt. Und übrigens: Bill lächelt nie. Niemals.
»Ich habe Folgendes zu sagen«, begann Bill.
Wir hatten noch gar nicht richtig Platz genommen. Ich holte ein Klemmbrett heraus und zog die Kappe von meinem Stift.
»In einer der Geschichten müssen wir einen älteren Menschen auftreten lassen. Vielleicht in der über
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