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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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begeistert. Er duftete nach Vanille und frisch gebackenem Brot.
    »Wie nett, dass du mich besuchen kommst!« Seine Stimme erschien mir so laut – als hätte er von Natur aus einen eingebauten Verstärker. Der Typ an der Theke beobachtete uns. Ich klopfte Tyler leicht auf den Rücken und löste mich sanft aus seiner Umarmung.
    »Grace, ich habe eine feste Anstellung als Barsänger! Und ich habe einen Manager gefunden! Jemand, der mich bei einer Open Mic Session gehört hatte, hat ihm von mir erzählt, und da hat er sich meinen Auftritt angesehen und mir anschließend angeboten, am nächsten Tag in sein Büro zu kommen und ihm vorzuspielen.«
    »Wow, Tyler, das klingt ja phantastisch!«, sagte ich. »Und wie schnell das ging!«
    Er grinste. »Komm doch am Montagabend mal vorbei und hör mir zu.« Er lehnte sich über unseren Tisch und schrieb die Adresse auf eine Serviette. »Das ist die Bar, auf der Bleecker Street.«
    »Das liegt ganz bei mir in der Nähe«, stellte Peg fest. »Und montagabends habe ich frei.«
    »Cool. Ich spiele von halb zehn bis zwölf. Wie heißt du denn?«
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Das ist Peg.«
    Er schüttelte ihr die Hand. »Hallo, Peg. Grace, was ist dein Lieblingssong?«
    Ich hasse solche Überraschungsfragen. Auf so etwas kann man doch keine spontane Antwort geben! Man braucht ein bisschen Bedenkzeit.
    »Hm … kann ich es dir später sagen?«
    »Klar. Überleg einfach mal und sag mir Bescheid.«
    »Mein Lieblingssong ist Take Me to the River «, sagte Peg.
    »Super, das kenne ich«, sagte Tyler.
    »Spielst du es für mich, wenn ich zu deinem Auftritt komme?«, fragte Peg lächelnd.
    »Na klar.«
    »Tyler!«, mahnte der Mann mit dem Laptop an der Theke.
    »Ich muss«, sagte Tyler. »Das ist der Chef.«
    Er zog ein Handtuch aus seiner Schürze und wischte einen imaginären Krümel von unserem Tisch. Dann war er weg.

Neue Gesichter, alte Songs, schmachtende Mädchen und fehlende Apostrophe
    Ich holte Peg zu Hause ab, und wir gingen die paar Straßen bis zu der Bar auf der Bleecker Street zu Fuß. Abgesehen von ein paar Mädchen vorne vor der Bühne war der Laden ziemlich leer. Ed und ein blonder Mann, der für Michelangelos David hätte Modell gestanden haben könnte, erwarteten uns in einer Sitzecke.
    Der Schönling hieß Boris. Das irritierte mich. Ein Boris hätte einen krummen Rücken, eine Glatze und schwarze Nasenhaare haben müssen. So einer, der unauffällige Päckchen zu abgelegenen Lagerhäusern bringt und im Austausch Koffer voller Bargeld mitnimmt. Er hätte eine künstliche Hand haben müssen, getarnt mit einem Lederhandschuh, mit der er einen plötzlich an der Kehle packen und einem die Luft abdrücken konnte. Außer man war Daniel Craig. Dann hätte Boris sein Testament machen können.
    »Hi, Boris«, grüßte ich. »Und, was machst du so?«
    »Ich bin Forschungstechniker in der Neurologie.«
    Na klar.
    Ich ging an die Bar, um ein paar Bier zu holen, und fühlte plötzlich Hände auf meinen Schultern. Warme, starke Hände, die den Wunsch in mir weckten, auf einen Barhocker zu sinken und an Ort und Stelle gemütlich einzuschlummern. Ich verdrängte die Vorstellung und drehte mich um. Tyler.
    »Oh. Hallo!«, sagte ich.
    »Und, ist dir inzwischen eingefallen, was dein Lieblingslied ist?«, fragte er.
    »Nein, ich weiß es immer noch nicht genau. Mir sind acht Stücke eingefallen, die ich alle ungefähr gleich gern mag.«
    »Welche denn? Sag mir einfach ein paar.«
    »Tja …« Irgendwie war mir das zu intim. Ein bisschen peinlich. »Ich mag ältere Sachen.« Ich musste ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich an der Brown beinahe die Musik der Sechziger- und Siebzigerjahre im Nebenfach studiert hätte. Als junges Mädchen waren diese Oldies jahrelang meine Zuflucht gewesen, in einem Ausmaß, wie es viele meiner Grunge-versessenen Freunde nicht verstehen konnten.
    »Ich auch! Was denn zum Beispiel?«
    »Hm, zum Beispiel ein Stück, das ganz oft in dem Oldie-Sender gelaufen ist, den meine Mom immer hört. Ich habe es auf meinem iPod.«
    Er nickte aufmunternd.
    » Bell Bottom Blues .«
    Er torkelte rückwärts, die Hand aufs Herz gedrückt. »Ist das wahr? Derek and the Dominos! Ich liebe dieses Stück!«
    »Aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich mein absolutes Lieblingsstück ist«, fügte ich hastig hinzu.
    Er zog sein Handy aus der Tasche, prüfte die Uhrzeit und zog mich mit nach vorne zur Bühne, die an der Fensterfront lag. »Warum gibst du mir

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