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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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nicht einfach deine ganze Liste?«
    »Na gut, vielleicht schreibe ich ein paar Stücke auf.«
    Ich ging zu unserem Tisch, er auf die Bühne.
    Zuerst setzte er sich ans Klavier. Nach zwei umwerfenden eigenen Stücken von ihm sah mich Peg mit großen Augen an. »Er ist wirklich begabt. Warum sind nicht mehr Leute hier?«
    »Es kennt ihn doch keiner«, erwiderte ich.
    Anschließend setzte er sich mit seiner Gitarre auf einen Barhocker, eine Mundharmonika in einem Gestell um den Hals und spielte einen Blues, den ich noch nie zuvor gehört hatte.
    »Verdammt nochmal!«, bemerkte Ed anschließend. »Das hat er gesungen wie ein alter Schwarzer!«
    »Einer, mit dem man gerne Sex hätte«, fügte Boris hinzu.
    »Stimmt«, sagte Ed. »Nur seine Haare könnten abtörnend wirken.«
    »Das kann man ja ändern«, meinte Boris. »Zum Beispiel durch einen neuen Schnitt.«
    »Nur Geduld, er lässt sie wachsen«, verteidigte ich ihn.
    Dann zwinkerte Tyler mir zu und kündigte einen Song namens This Sign an, den er erst vor kurzem geschrieben habe.
    Melodie und Text waren heiter und leicht, wie der Soundtrack zu einem sonnigen Nachmittag. Ich war wie verzaubert. Und nicht nur ich, sondern auch die sechs Mädchen am Tisch vor der Bühne. Sie waren sichtlich hingerissen von ihm, trotz seiner scheußlichen Frisur.
    »Erzähl mir noch mal, wie du ihn getroffen hast«, bat mich Peg.
    »Er arbeitet als Hundesitter für unsere Nachbarin.«
    »Die Mädchen da vorne sehen aus, als wollten sie ihn auf der Stelle vernaschen«, bemerkte Ed.
    Tatsache. Und er wirkte, als sei ihm diese Art von Aufmerksamkeit keineswegs unangenehm.

    In den Pausen plauderte Tyler einige Minuten mit den Mädchen vor der Bühne. Dann zog er zwei Stühle an unseren Tisch, einen für sich und einen für einen muskulösen Jungen, der sich als sein berühmt-berüchtigter Punkstylistenfreund Bogue herausstellte.
    Bogue setzte sich neben mich. Mir war schon Tyler jung erschienen, aber Bogue wirkte nicht älter als siebzehn, wie einer dieser kräftigen, süßen Jungs von der Highschool, die in der Footballmannschaft und der Theater-AG waren. Dazu passten auch sein halblanger Topfschnitt und die etwas unreine Haut.
    Ich streckte ihm die Hand hin. »Hi, ich bin Grace Barnum.«
    »Ach, hallo Grace, ich habe mir schon gedacht, dass du es bist. Du siehst genauso aus, wie Ty dich beschrieben hat.«
    Ich warf Tyler einen prüfenden Blick zu, der gerade Pegs Elogen über seine Musik lauschte. Ich starb fast vor Neugier. »Wie hat er mich denn beschrieben?«
    »Klein. Süß. Kurvig. Sanfte Augen. Lange dunkle Haare. Und, äh, ich glaube, er hat etwas von ›zum Fressen‹ gesagt. Oder etwas in der Art.« Bogue lief rosafarben an, lehnte sich aber näher zu mir und fuhr leise, verführerisch und mit etwas schleppender Zunge fort. »Und ich muss sagen, er hat recht!«
    Bogue war einer von der betrunkenen, aber charmanten Sorte. Sein Gesicht war inzwischen knallrot. Süß! Vielleicht war ich auch ein bisschen beschwipst. Ich rutschte näher und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er grinste.
    »Was machst du da, Bogue?«, fragte Tyler. Er und Peg starrten uns an.
    »Ich folge nur dem biologischen Imperativ, Mann«, antwortete Bogue.
    »Warum folgst du ihm nicht raus vor die Tür, und zwar ein bisschen fix?«
    »Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd«, sagte Bogue.
    »Du wirst dir gleich ins Hemd machen!«, drohte Tyler.
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Du willst nicht, dass ich dir das zeige.«
    »Doch, zeig’s uns!«, fiel Boris ein.
    Ein Mädchen kam rüber und tippte Tyler auf die Schulter. Er stand auf, entfernte sich mit ihr, zog sein Handy heraus und tippte eine Nummer ein.
    »Typisch!« Bogue beobachtete ihn mürrisch. »Er baggert die Mädels an, aber ich darf ihm nicht in die Quere kommen. Neue Stadt, der gleiche alte Scheiß. Warum gebe ich mich überhaupt noch mit ihm ab?«
    »Du scheinst schon ziemlich anders zu sein als er.«
    Interessiert sah er mich an. »Inwiefern?«
    »Na ja, ›biologischer Imperativ‹. Ich glaube, Tyler würde dieselbe Sache anders ausdrücken.«
    »Stimmt«, antwortete Bogue grinsend. »Er würde sagen: ›das Bedürfnis nach einer schnellen Nummer‹. Ich bin wesentlich gebildeter als er. Und habe viel bessere Umgangsformen. Möchtest du noch ein Bier?«
    »Nein, danke. Er kann froh sein, dass er dich hat. New York kann ganz schön hart sein, wenn man allein herkommt.«
    »Was du nicht sagst. Er wäre wahrscheinlich gar nicht gekommen, wenn ich

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