Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
gab mir rasch einen Kuss auf die Wange und winkte mir zu, als sich die Aufzugtüren schlossen.
Die Mädchen draußen waren weg. Langsam ging ich den Bürgersteig entlang. Meine Gedanken rasten.
Wie bitte, er hatte schon einen Termin vereinbart? War er sich so sicher gewesen? War er sich meiner so sicher? Was hatte das alles zu bedeuten? Würde ich diesen Mann jemals verstehen?
Der Taxifahrer wartete wie vereinbart. Er stammte aus dem arabischen Raum und half mir besorgt in den Wagen. Leider schubste mich gerade seine Nettigkeit über den dünnen, überspannten emotionalen Grat, an dem ich entlangbalanciert war.
»Geht es Ihnen nicht gut, Lady?«, fragte er über die Rückenlehne des Fahrersitzes hinweg.
»Ich weiß nicht!«, schniefte ich. »Ich habe gerade jemanden gefragt, ob er mich heiraten will. Beziehungsweise, ich habe seinen Antrag angenommen. Oder so.«
»Aber er wird Sie doch heiraten, oder?« Besorgt sah er meinen Bauch an.
»Ja. Aber er freut sich gar nicht. Es ist nicht sehr romantisch!« Ich schluchzte noch lauter, obwohl ich wusste, dass ich mich lächerlich benahm.
»Aber er tut doch das Richtige«, sagte der Fahrer erfreut. Er war zufrieden. »Ich fahre Sie jetzt nach Hause, ja?«
Wir vereinbarten, montags während meiner Mittagspause die Genehmigung zu holen. Ich fuhr mit dem Taxi zum Rathaus an der Centre Street und betrat das kahle Büro des städtischen Angestellten. Ich war ein bisschen früh dran.
Der Mann am Schalter gab mir den Antrag auf einem Klemmbrett. Ich setzte mich auf einen Stuhl im Wartebereich und begann, das Formular auszufüllen. Es ging ziemlich schnell und leicht. Name, Geburtsort, Sozialversicherungsnummer. Familienstand. Ich musste eidesstattlich versichern, dass es keine rechtlichen Hinderungsgründe für die Hochzeit gab.
Dann gelangte ich zu folgendem Abschnitt:
Über eine Änderung Ihres Nachnamens sollten Sie sorgfältig nachdenken. Die verschiedenen Möglichkeiten sind auf der Rückseite des Formblatts aufgelistet. Wenn Sie Ihre Entscheidung getroffen haben, ist diese endgültig und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Andere Fehler in Ihrer Heiratsurkunde können Sie nachträglich berichtigen, aber die Wahl eines Nachnamens gilt nicht als Fehler und kann daher nicht verändert werden.
Ich drehte den Antrag um und las mir die verschiedenen Möglichkeiten durch. Wir konnten Grace Barnum und Tyler Wilkie heißen. Oder Tyler und Grace Barnum-Wilkie. Oder Wilkie-Barnum. Grace und Tyler Barnum. Tyler und Grace Wilkie.
Ich trommelte mit dem Stift auf das Klemmbrett, bis mich eine Frau ein paar Sitze weiter bat, damit aufzuhören.
Tys Name war auch sein Künstlername. Er würde ihn nicht ändern, Barnum und einen Bindestrich oder sonst etwas hinzufügen. Bei der Entscheidung ging es darum, wer ich sein wollte.
Barnum. Das war ein interessanter Name. Der Name meines Vaters. Der Name meiner Mutter. Damit kam ich zu der Frage, warum sie diesen verrückten Zirkusnamen behalten hatte, obwohl sie wieder Julia Dalton hätte heißen können. Wahrscheinlich, weil es mein Name war. Grace Barnum. Und damit kam ich zu dem Knubbel. Wie würden wir ihn nennen? Wir hatten noch gar nicht darüber geredet, dabei würde er bald bei uns sein.
Minutenlang starrte ich das Blatt an, während ich in Gedanken das Für und Wider abwog. Dann beschloss ich: Machen wir es uns einfach, und werden wir alle Wilkies. Wenn schon, denn schon.
Ich schrieb sauber Susannah Grace Wilkie in die Zeile.
Dann unterzeichnete ich mit meinem Geburtsnamen und setzte das Datum dahinter. Susannah Grace Barnum. Sie würde ich nur noch drei Tage lang sein, aber ich bereute es nicht, sie gehen zu lassen. Sie war ziemlich chaotisch gewesen.
Ty stürmte herein, und der Raum hellte sich auf.
»Hey, tut mir leid«, schnaufte er und ließ sich auf den Sitz neben mir fallen.
»Du kommst nicht zu spät, ich war zu früh«, sagte ich und reichte ihm das Klemmbrett. Er setzte die Baseballkappe ab, strich die Haare zurück, ließ die Knöchel knacken und setzte den Stift an. Ich sah zu, wie er sich durch den Antrag kritzelte und hoffte, der Sachbearbeiter würde alles lesen können.
Er wurde langsamer, als er zur Frage des Nachnamens gelangte. Er las die Ermahnung, sich die Wahl gut zu überlegen und sah, was ich hingeschrieben hatte. Er drehte den Antrag um und ging die verschiedenen Möglichkeiten durch. Dann las er wieder, was ich geschrieben hatte. Anschließend schrieb er Tyler Graham Wilkie in
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