Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
lieben.
Denn ich wollte so gerne mein ganzes Lachen lachen. Und ich konnte mir vorstellen, dass ich auch noch ein paar echte Tränen zu vergießen hatte.
Oder?
Drei Tage vor dem errechneten Geburtstermin hatte sich mein Bauch immer noch nicht abgesenkt. Dr. Goldstein vermutete, das Baby würde eventuell eine Woche später kommen, was ich aber nicht hinnehmen wollte. Ich wollte die einzige Person in meinem Körper sein, und das am liebsten sofort. Also zog ich meine Laufschuhe an. Die Leute auf der Straße starrten uns an: eine Hochschwangere, die den Bürgersteig entlangtrabte. Ty kam von einer Probe und erwischte uns dabei.
»Hör auf mit dem Quatsch!«, herrschte er mich an. »Das kann doch nicht gut sein! Komm rein.« Er nahm mich an der Hand und zerrte mich die Treppen rauf.
Nach dem Abendessen saß ich auf dem Bett und sah zu, wie er das Kinderbettchen zusammenbaute. Er lag rücklings darunter und zog die Schrauben fest. Das erschien mir ein guter Zeitpunkt zu sein, um über Namen zu sprechen.
Zuerst gingen wir die naheliegenden Optionen durch. Ty schloss Tyler aus. Graham, seinen zweiten Vornamen, fand er auch als zweiten Vornamen für seinen Sohn ganz akzeptabel. Wir zogen Daniel oder Nathan in Betracht, wie unsere Väter. Dann die Namen unserer Großväter und sämtlicher männlicher Verwandter. Aber keiner gefiel uns.
Ich schlug Nicholas vor.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Wie mein Lieblingsschauspieler, Nicholas Desmond.«
Ty verzog abfällig das Gesicht.
»Was ist?«
»Ist das dieser dürre Engländer in dem Film über die Irrfahrt in der Antarktis?«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, genau der.«
»Der sollte mal ein Sandwich essen und sich ein bisschen in die Sonne legen.«
»Er ist ein Sir . Die Queen hat ihn letztes Jahr geadelt.«
»Das interessiert mich einen Scheiß.«
Er regte sich jedes Mal darüber auf, wenn ich für einen Kinostar schwärmte. Lächerlich! »Aber wie findest du denn den Namen?«
»Zu lang.«
Ich gab auf. Erschöpft legte ich mich auf das Bett. »Vielleicht fällt uns ja der richtige Name für den Kleinen ein, wenn wir ihn sehen«, murmelte ich.
»Ja, lass uns warten, bis er da ist.«
Am Tag des errechneten Geburtstermins waren Ty und ich bei Dan zum Abendessen eingeladen.
Es gab Spaghetti Bolognese, und dann verbrachten die beiden Männer eine gefühlte Ewigkeit in Dans Studio, wo sie über Kunst sprachen und Dan Ty seine Bilder zeigte. Anfangs war ich noch dabei, verschwand dann aber schnell aufs Sofa für ein Nickerchen.
Auf dem Weg nach Hause im Taxi sagte Ty: »Vielleicht sollte ich auch mal versuchen, zu malen.«
»Das habe ich kommen sehen.«
Als wir wieder zu Hause waren, ging Ty ins Schlafzimmer, um an einem Song zu arbeiten. Ich reinigte die ohnehin schon pieksaubere Küche und saugte das Wohnzimmer. Ich backte Plätzchen, vergaß sie im Ofen. Als ich sie in den Mülleimer kratzte, fand ich einen Zettel mit einem Songtext. Es war der, mit dem Ty in unserer Hochzeitsnacht begonnen hatte. Er hatte ihn oft hier zu Hause gespielt.
loving late, think I got it right
shooting straight on a cloudy night
I’m on my way
watch which words your saying to me
marching through my civil war
see your eyes and I’m wanting more
I’m on my way
watch which words your saying to me
cause I might believe you
letting go my soul, my fear
feel you whisper in my ear
I’m on my way
what are these words your saying to me
bringing down the barricades
I’m in your arms now I’ve got it made
I’m on my way
what are those words your saying to me
I think I believe you
Seit ungefähr einem Monat hatte ich regelmäßig schmerzlose Vorwehen gehabt. In dieser Nacht wurde ich alle paar Stunden von ihnen geweckt.
Im Schlaf träumte ich von strömendem Wasser.
Frühmorgens setzte ich mich auf und klopfte Ty auf die Schulter. »Ich muss unbedingt zum Wasserfall.«
Er drehte sich zu mir um und sah mich mit verschlafenen Augen an.
»Dem bei euch zu Hause.«
»Was?«
»Der Wasserfall. Ich muss heute noch hin.«
Er drehte sich um und schlief wieder ein.
»Ty!«
Er rieb sich das Gesicht. »Grace. Du kannst in deinem Zustand nicht mehr verreisen.«
»Doch.«
»Wie willst du denn die Felswand runterkommen? Der Weg ist viel zu steil.«
»Gibt es nicht noch einen anderen Weg zum Wasser?«
Er schlug die Hände vors Gesicht, als verursachte ich ihm Kopfschmerzen.
»Es gibt also einen!«, frohlockte ich.
Er straffte den Rücken. »Grace! Wir werden New York nicht
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