Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
mich unter den Strom der Besucher und ließ mich in den nächsten Ausstellungsraum treiben. Ich musste mich nur noch durch zwei Säle drängen, dann war ich an der Garderobe.
Der nächste Durchgang wurde von einer Gruppe schöner Gäste verstopft, die sich dort zusammendrängten. Ich wusste, dass die Chancen gering standen, mir unbemerkt mein eigenes verflixtes Taxi rufen zu können, aber ich blickte mich nicht um. Ich lief einfach immer weiter. Innerlich fluchte ich. Verdammt, Debbie Harry und Julian Schnabel, jetzt bewegt euch doch mal!
»Du weißt, dass es bei diesen Bildern um dich geht.«
Ich hielt inne und gab vor, den nächstbesten traurig abgestoßenen, alten Puppenkopf zu studieren. Er hatte nur ein schläfriges blaues Auge.
»Ach, Quatsch!«, erwiderte ich, ohne mich umzudrehen.
»Ich habe deinen Vater gefragt.«
Schlau. Jetzt musste ich ihn doch ansehen. »Was hat er geantwortet?«
»Er hat gelächelt.«
Ich schüttelte den Kopf über so viel Naivität und wandte den Blick wieder dem Gemälde zu. »Das hier hat überhaupt nichts zu bedeuten.« Dann setzte ich nonchalant hinzu: »War das die Frage, über die ihr eben geredet habt?«
»Ja.«
Also doch kein Komplott. Tyler war nur neugierig gewesen.
Die Gruppe zerstreute sich, und der Weg zur Garderobe war jetzt frei. Tyler blieb an meiner Seite.
»Wie geht’s dir denn so?«, fragte er.
»Ganz gut. Und dir?«
»Gut. Sieht so aus, als würde ich im Januar nach Kalifornien gehen und dort meine CD aufnehmen.«
Ich fand die Garderobenmarke in meiner Handtasche und reichte sie dem Garderobenmann. Ich wusste, dass ich Tyler bei diesem wichtigen Thema hätte ansehen sollen.
Also drehte ich mich halb zu ihm um, hob den Blick und sagte: »Ich freue mich sehr für dich. Ich weiß, wie hart du dafür gearbeitet hast.«
Seit wann sah er so unglaublich gut aus? Sein blasser Teint und seine freundlichen Augen bildeten einen attraktiven Kontrast zu dem dunklen Samt seines Jacketts. Und das wusste er genau. Ich wartete darauf, dass er mich mit seinem Lächeln blendete, aber er sah mich nur forschend an.
»Ich meine es ehrlich«, sagte ich.
Er nickte. »Vielen Dank.«
Der Garderobenhelfer reichte mir meinen Mantel.
Wir gingen hinaus. Ty trat an den Bordstein und hob die Hand. Ich ließ ihn gewähren.
Ein Taxi hielt an, und Ty öffnete die Tür für mich. Wie ich bereits festgestellt hatte, war Aufstehen und Hinsetzen sowie Ein- und Aussteigen in diesem Kleid gefährlich. Ich versuchte, graziös Platz zu nehmen und dann leicht zurückgeneigt auf den Sitz zu rutschen.
»Danke«, sagte ich und streckte die Hand nach dem Griff aus, aber er hielt die Tür fest und lehnte sich hinein. Durch das Straßenlicht hinter ihm lag sein Gesicht im Schatten.
»Wäre es okay, wenn ich dich anrufen würde? Ich wollte dich etwas fragen.« Er klang sachlich, fast geschäftsmäßig.
»Klar«, antwortete ich zögernd.
Er richtete sich auf, zückte sein Portemonnaie, und bevor ich begriff, was er da tat, öffnete er die Vordertür, gab dem Fahrer viel zu viel Geld und nannte ihm meine Adresse.
»Ty!«, protestierte ich.
»Tschüs, Grace.« Jetzt warf er mir das Lächeln zu, schnell und freundlich.
Er schlug fest meine Tür zu und kehrte, ohne sich umzublicken, in die Galerie zurück.
Songs von Liebe und Tod oder versteck den Klunker
Am nächsten Tag chattete mein Vater mit mir.
DanB: Es war also Tyler Wilkie, mit dem du an Silvester telefoniert hast, oder?
SueGBee: Ja.
DanB: Ich nehme an, er hat dich in ein Taxi gesetzt?
SueGBee: Ja.
DanB: Könntest du noch ein bisschen knapper antworten? Wie seid ihr beste Freunde geworden?
SueGBee: Ich weiß nicht, warum er das gesagt hat. Er muss ein bisschen zu viel getrunken haben.
DanB: Auf mich hat er nicht betrunken gewirkt.
SueGBee: Er verträgt einiges. Hey, es hat mich gefreut, Tori mit dir zusammen zu sehen. Das geht schon seit einer Weile, oder?
DanB: Seit zwei Jahren.
SueGBee: Wow, das muss ein Rekord sein. Ich glaube, du magst sie wirklich.
DanB: Ich liebe sie.
SueGBee: Das habe ich schon ein paar Dutzend Mal gehört, Dan. Du verschenkst dein Herz sehr leicht. Und vorübergehend :-)
DanB: Autsch, das hat wehgetan.
SueGBee: Entschuldige. Es tut mir leid.
DanB: Du solltest auch mal versuchen, dein Herz zu verschenken, Susannah Grace.
SueGBee: Muss jetzt Schluss machen, Dan.
DanB: Okay. Friede.
Ich versuchte, mich in die Arbeit zu versenken, die zurzeit darin bestand, Begleitmaterial für eine Reihe von Lehrbüchern
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