Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
verreisen und zurück sein, bevor er wieder nach Hause kam. Und ich wollte ihm gerne helfen. Wie langweilig, wenn er jemanden wie Roberta mitnähme! Steven bräuchte ich nicht zu erzählen, dass ich unterwegs gewesen war – andererseits, warum sollte ich es nicht tun? Natürlich würde ich es ihm erzählen … irgendwann mal.
Am Montagnachmittag rief ich ihn also an. Und weckte ihn anscheinend.
»Was machst du, ein Mittagsschläfchen?«
»Ich versuche nur, auf meine acht Stunden zu kommen.«
Natürlich. Er musste früh am Morgen zu Bett gegangen sein.
»Ich wollte dir nur etwas sagen. Wenn du willst, könnte ich dich zur Party deiner Großmutter begleiten.«
»O Mann, Grace, echt wahr?« Jetzt klang er schon ein wenig wacher. »Wenn du das tun würdest, hast du was bei mir gut. Ich tu dir jeden Gefallen. Na ja, nicht wirklich jeden.«
»Ha, ha. Was mich auf die Frage bringt, ob wir dort übernachten würden?«
»Ja. Du kannst in meinem alten Zimmer übernachten, ich schlafe dann im Keller. Ich bin froh, dass du angerufen hast. Ich wollte schon jemand anderen fragen. Aber sie ist nicht die Hellste.«
»Okay, ich schaue mir vorher noch ein paar Mal Jeopardy an, um richtig Eindruck zu schinden.«
»Das wäre nett. Und wenn du dann vielleicht auch noch ein Buch erwähnst, das du mal gelesen hast …«
Am Freitag des Poconos-Wochenendes ging ich schon mittags nach Hause, zog mir Pulli, Jeans und Boots an und warf ein paar Klamotten in meine Reisetasche. Ich besaß ein langärmeliges blaues Strickkleid mit V-Ausschnitt, tailliert, aber nicht zu eng, das ich so gut wie nie trug. Mit hochhackigen Schuhen musste es für den Geburtstag reichen.
Ich sah noch mal in der Großen Grünen nach, ob ich mein Buch dabei hatte ( Jenseits von Eden ), checkte die Uhrzeit auf meinem Handy und schlüpfte in meine Lederjacke.
Mein Handy klingelte. TYLER WILKIE, was bedeutete, dass er da war. Ich schnappte meine Taschen, schloss die Tür hinter mir ab, rannte die Treppen hinunter und verließ das Haus. Wo war er?
Hup hup. Die Seitenscheibe eines schwarzen BMWs, der vor unserem Haus in zweiter Reihe parkte, glitt hinunter. »Komm schon!«, rief mir Ty von der Fahrerseite zu.
Ich warf meine Taschen auf den Rücksitz und stieg ein.
Er lächelte, als er mein verwirrtes Gesicht sah. »Das ist Bogues Auto.«
»Ach so, ich hatte ganz vergessen, dass er es hier hat.«
Tyler fädelte sich in den fließenden Verkehr ein. »Er hat sogar einen Parkplatz dafür gemietet.«
»Ich dachte, er würde vielleicht auch mitkommen. Gehört er nicht quasi zur Familie?«
»Er ist mit Allison nach Virginia gefahren, um ihre Eltern kennenzulernen. Bei den beiden ist es wohl was Ernstes.«
»Oh. Wow.«
Ty trug Jeans, ein graues Henley-Shirt und eine Yankees-Baseballkappe. Er sah in meine Richtung und lächelte, aber durch die dunkle Sonnenbrille konnte ich seine Augen nicht erkennen.
»Äh, sollte ich vielleicht lieber fahren?«
»Warum?«
»Hast du Marihuana geraucht?«
»Nein!«, erwiderte er lachend. »Warum?«
Ich zeigte auf die Sonnenbrille.
Er setzte sie ab und zeigte mir seine Augen. Freundlich und klar. »Okay?«
»Okay.«
Die Fahrt war überraschend kurz, weniger als zwei Stunden von Tür zu Tür.
Als wir auf die I-80 kamen, spielte er mir ein paar Aufnahmen aus Joe’s Pub vor. Wir unterhielten uns über den Abend und die Prominenten, die da gewesen waren. Ich fragte, ob ihn das nervös gemacht hatte.
»Ich hätte mir beinahe in die Hosen geschissen«, gab er mit entwaffnender Offenheit zu.
»Mir ging es nicht anders. Ich war so nervös!«
»Das Gute war, dass die Scheinwerfer mich dermaßen geblendet haben, dass ich gar nicht sehen konnte, wer alles im Publikum war, bevor ich zu Ende gespielt hatte. Als ich von der Bühne runterkam und es mir klar wurde, bekam ich weiche Knie.«
»Ach, deswegen hast du dich so abgeschossen.«
»Na klar! Außerdem hatte ich Durst und trinke gerne mal einen.«
»Hast du keine Angst, dass du im betrunkenen Zustand mal was Peinliches anstellst?«
Er dachte einen Moment darüber nach. »Nö.«
Er schob eine CD in den Player und während wir durch eine immer ländlichere, hügelige Gegend fuhren, waren wir von der eleganten Stimme Bryan Ferrys umgeben, der More than this sang.
»Ist das nicht komisch«, fragte ich, »dass wir beide ältere Musik mögen? Ich kenne nicht viele Leute mit so einem Geschmack.«
»Ich auch nicht.«
»Warum gibt es so viele Songs über die Liebe?«
»Was
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